Gegen Klimawandel: Weißes Haus erwägt erstmals Sonnenlichtmanipulation

Was bisher nach Verschwörungstheorie klang, wird nun offiziell von der Biden-Regierung unterstützt: die Manipulation des Wetters.
Titelbild
US-Präsident Joe Biden.Foto: Mandel Ngan/AFP via Getty Images
Von 3. Juli 2023


Das Weiße Haus unterstützt den „möglichen Einsatz“ einer bisher umstrittener Methode zur Beeinflussung des Klimas. Experten warnen allerdings vor verheerenden Auswirkungen auf den Planeten.

Bei Solar Radiation Modification (SRM, zu deutsch: Modifizierung der Sonneneinstrahlung), auch bekannt als Solar Geoengineering, wird die Sonnenstrahlung so beeinflusst, dass die Erderwärmung aufgehalten wird.

In einem Bericht (pdf) des Weißen Hauses vom 30. Juni wird die Funktionsweise von SRM wie folgt erklärt: „Treibhausgase erwärmen das Klima, indem sie einen Teil von langwelliger Strahlung blockieren, die sonst in den Weltraum abgestrahlt würde. Im Gegensatz dazu kühlt das SRM das Klima ab, indem es einen größeren Teil der (kurzwelligen) Sonnenstrahlung zurück in den Weltraum reflektiert.“

SRM ermögliche auf einer Zeitskala gesehen, die Erderwärmung um mehrere Jahren zurückzudrehen und „viele der negativen Folgen des Klimawandels rückgängig zu machen“, heißt es in dem Bericht. Allerdings räumt er auch ein, dass diese Methode Folgen haben könnte, „die derzeit nur schwer einzuschätzen sind.“

Laut Bericht kann SRM die Folgen der Treibhausgasemissionen nicht vollständig ungeschehen machen. Er könnte weder die Ozeanversauerung noch die negativen Auswirkungen fossiler Brennstoffe auf die Luftqualität rückgängig machen. Dafür aber das Schmelzen der Pole und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen stoppen.

Mögliche negative Folgen

Mögliche negative Folgen von SRM hingegen seien eine Veränderung der Temperatur in der Stratosphäre, der Anstieg des Meeresspiegels, die Ozeanversauerung und eine Veränderung der Niederschlagsmuster. Modellsimulationen hätten gezeigt, dass die Veränderung der Stratosphäre zu „häufigeren extremen Dürren oder Niederschlägen führen kann“, so der Bericht.

Auch könne der Einsatz der Methode die Landvegetation, die Artenvielfalt, die Ökosysteme, die Pflanzenproduktion und die Korallenriffe verändern und beeinträchtigen. „Es gibt nach wie vor Lücken in unserem Verständnis darüber, wie SRM-Einsätze das Klimasystem der Erde irreversibel verändern könnten“, so der Bericht weiter.

Die Forschung im Bereich Solar Geoengineering könnte nach Einschätzung der Analyse den Weg für zukünftige Regierungs- oder Unternehmensprojekte in diesem Bereich ebnen: „Ein solches Forschungsprogramm würde auch dazu beitragen, die USA auf einen möglichen Einsatz von SRM durch öffentliche oder private Akteure vorzubereiten“.

Warnungen von Akademikern

In einem offenen Brief vom Januar vergangenen Jahres warnte eine Gruppe von Wissenschaftlern und Akademikern vor dem „risikoreichen“ Einsatz von Geoengineering und forderte ein internationales Nutzungsverbot der Technik – insbesondere im Hinblick auf einen möglichen Einsatz im Bereich des Militärs und der Kriegsführung.

Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Prof. Frank Biermann, Forschungsprofessor für Global Sustainability Governance am Copernicus-Institut für nachhaltige Entwicklung an der Universität Utrecht, Melissa Leach, Institutsleiterin für den Bereich Entwicklungsstudien an der Universität Sussex in Großbritannien und Prof. David Schlosberg von der Universität Sydney in Australien.

„Solar Geoengineering ist im gegenwärtigen Kontext weder wünschenswert, ethisch vertretbar noch politisch steuerbar“, so die Verfasser. „Da Forschung im Bereich des solaren Geoengineerings mit rasantem Tempo voranschreitet, ist eine starke politische Botschaft erforderlich, um diese Technologien aufzuhalten. Und diese Botschaft muss bald kommen.“

Wie SRM funktioniert

In dem Dokument des Weißen Hauses werden zwei SRM-Techniken beschrieben. Eine Methode ist die stratosphärische Aerosolinjektion (SAI). Bei dieser wird die Menge der Aerosole in der Stratosphäre erhöht, um das Eintreten der Sonnenstrahlen zu verhindern und sie in den Weltraum zurück zu reflektieren. Ähnliches geschieht bei einem Vulkanausbruch, der zur Erdabkühlung führt.

Eine weitere Methode ist die Aufhellung von Meereswolken. Bei dieser wird das Reflexionsvermögen bestimmter Wolken erhöht, um Sonnenlicht zurückzuwerfen.

Nach Angaben des Weißen Hauses gibt es aktuell keine Pläne für ein umfassenderes Forschungsprogramm zur Veränderung der Sonneneinstrahlung, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme vom 30. Juni. Der Bericht sei lediglich auf einen Antrag des Kongresses erfolgt.

Erste Projekte am Start

Dennoch gibt es bereits Ansätze zur Erforschung des Solar Geoengineerings. Vergangenes Jahr hat ein Startup namens Make Sunsets Wetterballons gestartet, die reflektierende Schwefelpartikel in die Erdatmosphäre ablassen können, um das Eindringen von Sonnenstrahlung zu verhindern.

In einem Interview mit „MIT Technology Review“ sagte Make Sunsets-CEO, Luke Iseman, dass er damit rechne, für seine Forschung als „Bond-Bösewicht“ bezeichnet zu werden. Er sei jedoch fest davon überzeugt, dass der Klimawandel die Menschheit bedrohe.

Andere Experten warnen vor dem mutwilligen Einsatz von Solar-Geoengineering-Projekten. David Keith, ein führender Experte in diesem Bereich, schrieb im Jahre 2018 auf seinem Blogg: „Solar Geoengineering ist eine großangelegte Klimaveränderung, die von Natur aus globale Folgen haben wird, die auch nach dem Einsatz schwer zu berechnen sind.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „White House Considering Blocking Sunlight to Prevent Greenhouse Warming“ (deutsche Bearbeitung nh)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion