Weltkulturerbe inmitten der syrischen Wüste – Von Dschihadisten fast gänzlich zerstört

2000 Jahre lang hat Palmyra allen Widrigkeiten getrotzt, doch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zerstörte einzigartige Bauwerke der zum Weltkulturerbe zählenden Oasenstadt.
Titelbild
Palmyra im Jahr 2010: Die IS-Terroristen setzen ihre Zerstörung der unersetzlichen Altertümer fort.Foto:  Youssef Badawi/Archiv/dpa
Epoch Times2. März 2017

Sie gilt als antike Perle der syrischen Wüste: 2000 Jahre lang hat Palmyra allen Widrigkeiten getrotzt, doch die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zerstörte einzigartige Bauwerke der zum Weltkulturerbe zählenden Oasenstadt.

Nun gab die IS-Miliz große Teile Palmyras wieder auf, syrische Regierungstruppen rückten in die Stadt ein, die sie schon einmal von den Dschihadisten zurückerobert hatten. Das volle Ausmaß der jüngsten Zerstörungen der antiken Stätte wird sich erst bei der kompletten Rückeroberung der Stadt zeigen.

IS-Kämpfer hatten Palmyra erstmals im Mai 2015 eingenommen. Die syrische Armee vertrieb sie im März 2016 mit Unterstützung ihres russischen Verbündeten. In der Zwischenzeit zerstörten die Dschihadisten den 2000 Jahre alten Baal-Tempel, den kleineren Tempel von Baalschamin, den prachtvollen Triumphbogen und mehrere antike Grabtürme. Auch im Museum der Stadt richteten sie Verwüstungen an.

Dann konnten die Extremisten die Stadt im Dezember überraschend ein zweites Mal erobern. Weitere Bauwerke aus dem kulturellen Erbe der Menschheit wurden zerstört, darunter das berühmte Tetrapylon. Das aus vier Türmen bestehende Monument vom Ende des 3. Jahrhunderts mit insgesamt 16 Säulen markierte ein Ende der Kolonnade von Palmyra. Die UNO stufte diese Zerstörungen als „Kriegsverbrechen“ ein. Schäden gab es auch an der Fassade des Römischen Amphitheaters, das die Dschihadisten für Hinrichtungen genutzt hatten.

Der Name Palmyra bedeutet Stadt der Palmen und wurde erstmals im 19. Jahrhundert vor Christus erwähnt. Damals war die Stadt eine Station für Karawanen auf der Seidenstraße nach Asien. Ihr eigentlicher Aufstieg begann nach der Eroberung durch die Römer im ersten Jahrhundert vor Christus. Bald schon entwickelte sich Palmyra dank des Handels mit Gewürzen, Seide und Duftstoffen aus dem Osten sowie Statuen und Glaswaren aus Phönizien zu einer luxuriösen Metropole.

Im Jahr 129 nach Christus erklärte der römische Kaiser Hadrian Palmyra zur „freien Stadt“ innerhalb seines Reiches. Vor der Verbreitung des Christentums wurde die Dreifaltigkeit Baal, Jarhibol (Sonne) und Aglibol (Mond) angebetet. In dieser Epoche entstanden die berühmten Tempel zu Ehren des babylonischen Gottes Baal – dem Äquivalent von Zeus – und des phönizischen Himmelsgottes Baalschamin.

Als das Römische Reich im dritten Jahrhundert zu bröckeln begann, erklärte sich Palmyra für unabhängig. Römische Truppen im Westen und persische Truppen im Osten wurden in einer Revolte Zenobias zurückgeschlagen, die dann Königin wurde. Bis zum Jahr 270 eroberte Zenobia ganz Syrien und Teile Ägyptens und stand an der Schwelle Kleinasiens. Doch als der römische Kaiser Aurelian die Stadt wieder einnahm, wurde die mächtige Königin nach Rom gebracht und Palmyra verlor an Bedeutung.

Palmyra liegt 210 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Damaskus im Herzen der syrischen Wüste und ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten des Landes. Vor Beginn des Gewaltkonflikts 2011 besuchten jährlich mehr als 150.000 Touristen die Ruinen und bewunderten die lange Säulenstraße, den Triumphbogen, die Tempel und die mehr als 500 Grabmäler der Nekropole. (afp)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion