Wenn der Urlaub zum Albtraum wird: 30.000 Menschen fliehen vor Feuer

Auf der griechischen Ferieninsel Rhodos spitzt sich die Lage zu. Dort mussten am Samstag zwei Dörfer und mehrere Hotels evakuiert werden.
In Griechenland bedroht ein Waldbrand die Ferieninsel Rhodos.
In Griechenland bedroht ein Waldbrand die Ferieninsel Rhodos.Foto: Argyris Mantikos/Eurokinissi/AP/dpa
Von 23. Juli 2023

In Griechenland wüten aktuell zahlreiche Waldbrände. Nach Angaben der Feuerwehr brachen zuletzt innerhalb von 24 Stunden 46 neue Brände aus. Das verheerendste Feuer tobt auf Rhodos. „Das ist kein Feuer, das morgen oder übermorgen vorbei ist“, sagte Feuerwehr-Sprecher Vassilis Varthakogiannis dem Sender „Skai TV“. Dieser Brand werde „uns tagelang zu schaffen machen“. Die Einsatzkräfte fürchten, dass starker Wind die Flammen wieder anfachen und die Löscharbeiten behindern.

Keine Informationen, kein Rettungsplan, so beschreibt ein Dortmunder auf Twitter die Lage vor Ort. „Jetzt sitzen wir im Atrium Hotel fest, weil das Militär uns hierher gebracht hat.“ Die Fotos aus dem Hotelzimmer zeigen riesige Rauchschwaden.

In einem Video züngeln die Flammen hoch und verschlucken die Umgebung. Die Situation beschreibt der Deutsche als chaotisch. Gestern wurden sie aus dem Princess Sun Hotel Kiotari evakuiert, insgesamt acht Personen, darunter vier Kinder.

Auch zahlreiche andere Posts auf Twitter zeigen, dass Hunderte Touristen in dem Hotel Atrium festsitzen. „Sie haben kein Wasser mehr und die Klimaanlage ist kaputt“, schreibt eine von ihnen.

In anderen Videos flüchten Scharen von Urlaubern mit ihren Koffern vor dem Feuer, darunter viele Kinder.

Flüge verpasst, Krisenstab einberufen

Etwa 30.000 Menschen sind bisher auf der griechischen Ferieninsel Rhodos vor dem Feuer in Sicherheit gebracht worden. Mehr als 2.000 von ihnen, darunter zahlreiche Urlauber, wurden am Samstag mit Schiffen von Stränden abgeholt, wie die griechische Küstenwache mitteilte. Zudem wurden Dutzende Busse für die Evakuierungen eingesetzt. Tausende weitere flüchteten auf eigene Faust.

Die Evakuierungen wurden auch in der Nacht zum Sonntag fortgesetzt. Laut dem griechischen Sender ERT mussten Feuerwehrleute nahe Lardos im Ypseni-Kloster Schutz suchen. Dort hätten sie wiederum versucht, die Mönche zum Verlassen der Anlage zu bewegen.

Regionalgouverneur Georgios Hadjimarkos sagte auf Skai TV, dass die Evakuierungen durch von den Flammen abgeschnittene Straßenverbindungen erschwert worden seien. Geflüchtete Urlauber und auch einige Einheimische wurden für die Nacht in Turnhallen, Schulgebäuden und Hotel-Konferenzzentren untergebracht.

Laut Medienberichten hatten manche der jetzt evakuierten Urlauber ihre Flüge von der Insel verpasst, da die Flammen die normalen Verkehrsverbindungen abgeschnitten hatten. Das Außenministerium in Athen erklärte, es habe seinen Krisenstab aktiviert, um die Evakuierung ausländischer Besucher zu unterstützen.

Reisekonzern TUI bringt vorerst keine Touristen mehr nach Rhodos

Chaos herrscht auch bei den Reiseveranstaltern. Der deutsche Reiseanbieter TUI hat derzeit rund 40.000 Gäste auf Rhodos, sagte die Sprecherin. „Darunter sind 7.800, die vom Feuer betroffen wurden und in Unterkünfte beziehungsweise Hotels evakuiert wurden.“

Zumindest bis Dienstag will TUI keine Urlauber mehr auf die von Waldbränden betroffene Insel Rhodos bringen. Zwar seien noch einige Flüge geplant, diese würden aber dazu dienen, um Urlauber von Rhodos zurückzubringen, so die Sprecherin. Der britische Billigflieger Jet2 sagte ebenfalls alle Flüge auf die Insel ab.

Das griechische Außenministerium und mehrere Botschaften richteten am Flughafen von Rhodos ein Zentrum ein, um Touristen und Touristinnen zu helfen, die in der Eile ihre Ausweise vergessen oder verloren haben.

Wetterexperte Kachelmann geht von Brandstiftung aus

Im Zuge der globalen Erwärmung steige in vielen Regionen die Waldbrandgefahr, meint etwa der Weltklimarat IPCC.

Während viele Medien dementsprechend den „Klimawandel“ und eine extreme Hitzewelle mit dem Feuer in Verbindung bringen, steht für den Meteorologen Jörg Kachelmann fest: „Waldbrände brechen nicht aus. Wenn keine Gewitter da sind, wie zur Zeit in Griechenland, beruhen sie auf Brandstiftung.“

Es gebe keine andere Möglichkeit, schrieb er am 22. Juli auf Twitter. „Es braucht 250-300 Grad zum Brennen.“ Theorien, dass durch Glasscheiben trockenes Gras entzündet wird, hält er für abwegig.

„Alle großen Hotels haben geschlossen“

Rhodos ist eines der beliebtesten Touristenziele Griechenlands, auch viele Deutsche reisen auf die Insel. Laut dem Auswärtigen Amt befindet sich ein Team der deutschen Botschaft in Athen und der deutsche Honorarkonsul vor Ort, um „betroffene deutsche Staatsangehörige bei Bedarf konsularisch zu unterstützen“.

Ein großer Teil der Insel war ohne Strom, da der öffentliche Energieversorger PPC aus Sicherheitsgründen das örtliche Kraftwerk im Süden abschaltete.

Der Brand habe „das Herz von Rhodos und seine Umwelt getroffen“, sagte der Naturkatastrophen-Experte Efthymios Lekkas am Sonntag dem Fernsehsender ERT. Er warnte vor schwerwiegenden Auswirkungen für die Tourismusbranche der Insel.

„Ich bin gerade von Lindos nach Gennadi gefahren“, sagte er. „Alle großen Hotels haben geschlossen. Ich glaube nicht, dass sie dieses Jahr nochmal öffnen werden, denn die Umgebung ist zerstört und lädt nicht gerade zum Urlauben ein“.

Unterdessen brach auf der zweitgrößten Insel Euböa ein weiterer Waldbrand aus. Nach Angaben der Feuerwehr waren jedoch keine Gebäude von den Flammen bedroht.

(Mit Material von afp)

 



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