„Werkbank der Welt“: Indien will sich als Alternative zu China etablieren

Ministerpräsident Narendra Modi will die zunehmende Skepsis gegenüber China im Westen nutzen. Indien soll zur Alternative für Investoren werden.
Titelbild
Taj Mahal in Agra, Indien.Foto: PAWAN SHARMA/AFP via Getty Images
Von 26. Dezember 2022

Indien will sich mithilfe eines milliardenschweren Standortprogramms als künftige „Werkbank der Welt“ etablieren. Premierminister Narendra Modi sieht sein Land als künftiges „globales Produktionszentrum“. Dabei setzt die Regierung in Neu-Delhi auch auf die zunehmende China-Skepsis und die Gefahren einer zunehmenden Abhängigkeit im Westen.

Förderpaket soll einem Dutzend Branchen helfen

Wie das „Handelsblatt“ berichtet, hat die Regierung Modi ein zehn Milliarden schweres Förderprogramm allein für die Halbleiterindustrie aufgelegt, das Investitionen anziehen soll. Ein erster Erfolg zeichnet sich dabei in Form eines 20-Milliarden-Joint-Ventures mit dem taiwanischen Konzern Foxconn ab. Dieser will im Bundesstaat Gujarat zusammen mit einem indischen Partner einen Industriekomplex errichten, der etwa 100.000 Arbeitsplätze schaffen soll.

Insgesamt hat das Kabinett Modi ein Förderpaket im Umfang von 25 Milliarden Euro aufgelegt, das die Entwicklung in einem knappen Dutzend Schwerpunktbranchen beflügeln soll. Zusätzlich sollen gezielte Subventionen, ein Ausbau der Infrastruktur und ein positives Umfeld den Fertigungsstandort Indien stärken. Viele Fördermittel fließen erst beim Erreichen bestimmter Produktionsziele.

In Indien beobachtet man das geopolitische Umfeld sehr genau. Man hat auch registriert, wie stark die Abhängigkeit vieler westlicher Länder von China schon vor dem Bruch Europas mit Russland war. Es bleibt auch den indischen Entscheidungsträgern nicht verborgen, wie stark diese gewachsen ist. Und hier will man sich nun als Alternative innerhalb der Lieferkette positionieren.

Im Jahr 2025 soll jedes vierte iPhone aus Indien kommen

In einigen Fällen hatten die Bemühungen auch schon Erfolg. Das Foxconn-Großprojekt ist eines davon. Neben Chips sollen jedoch künftig auch Smartphones, Solarpanels oder Batterien vermehrt in Indien produziert werden.

Zu den westlichen Konzernen, die ihre Abhängigkeit von China reduzieren wollen, gehört unter anderem auch Apple. Im laufenden Fiskaljahr rechnet der Konzern mit Exporten im Wert von 2,5 Milliarden US-Dollar aus Indien, das wäre eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahreszeitraum. JPMorgan rechnet damit, dass 2025 jedes vierte iPhone in Indien entsteht.

Der Umfang der ausländischen Direktinvestitionen insgesamt wird voraussichtlich um knapp ein Fünftel auf 100 Milliarden US-Dollar anwachsen. Der Beratungskonzern EY gibt an, dass etwa 71 Prozent der internationalen Konzerne Indien als Zielort für weltweite Expansionen betrachten.

Indien wird zur am schnellsten wachsenden großen Volkswirtschaft

Experten sehen das ehrgeizige Vorhaben Modis jedoch nicht als Selbstläufer. Auf Indien spezialisierte Berater nennen unter anderem Bürokratie und ein unübersichtliches Steuersystem als potenzielle Hemmnisse.

Auch neige Indien deutlich stärker zum Protektionismus als potenzielle asiatische Konkurrenten wie Vietnam. Dieses sei deutlich stärker auf Freihandel ausgerichtet als das 1,4-Milliarden-Einwohner-Land.

Bemerkbar mache sich dies etwa anhand der Einfuhrzölle für bestimmte Komponenten, die zu einer Verteuerung der Produktion beitrügen. Unternehmen wie Ford, Harley Davidson, Metro oder der Schweizer Holcim-Konzern haben sich wieder aus dem Land zurückgezogen. Grund dafür waren kurzfristige und aus Sicht der Unternehmen nicht nachvollziehbare Regeländerungen.

Noch sind die ausländischen Direktinvestitionen in China laut der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) dreimal so hoch wie in Indien. Was das Wachstum anbelangt, hat Indien die frühere „Werkbank der Welt“, die unter den Maßnahmen der KP Chinas leidet, bereits abgehängt.

Die Asiatische Entwicklungsbank rechnet für das laufende Jahr mit einem Plus von 7,0 Prozent, für 2023 mit 7,2. Damit wäre Indien die weltweit am schnellsten wachsende große Volkswirtschaft.



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