Wie vor dem Krieg: Österreichs Gasimporte aus Russland kräftig gestiegen

Österreich bezieht anteilig wieder so viel Erdgas aus Russland wie vor Beginn des Ukraine-Kriegs. Laut dem Energiekonzern OMV liegt das an erhöhten Liefermengen von Russland nach Europa – und an bestehenden Verträgen.
Wie vor dem Krieg: Österreichs Gasimporte aus Russland kräftig gestiegen
Der Gasspeicher Haidach in Straßwalchen, Österreich, ist einer der größten Gasspeicher Europas.Foto: iStock
Von 24. Februar 2023


Als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine vor einem Jahr haben viele Länder ihre Gasimporte aus Russland erheblich reduziert oder ganz eingestellt. So auch Österreich. Das Nachbarland reduzierte die Gasimporte aus der Föderation im Oktober 2022 auf nur noch knapp 17 Prozent.

Im Januar 2023 lag der Anteil der Gasimporte aus Russland im österreichischen Netz jedoch wieder bei 81 Prozent – so viel wie vor etwa einem Jahr. Das österreichische Energieunternehmen OMV setzt weiter auf die üppig vorhandene Energiequelle und hält an einem Gasfeld in Sibirien fest.

Wie vor dem Krieg: Österreichs Gasimporte aus Russland kräftig gestiegen

Anteil an Russland-Gas der österreichischen Gasimporte. Foto: mf/Epoch Times, Daten: ENTSO-G/E-Control

Russland liefert mehr Gas nach Europa

Ab Januar erhöhte der russische Staatskonzern Gazprom die Gas-Lieferungen über die Ukraine wieder auf den höchsten Stand des Jahres 2022. Somit fließen laut einem Bericht der „Berliner Zeitung“ täglich rund 42 Millionen Kubikmeter durch die Leitungen nach Europa. Deutschland hält das für irrelevant, wie die Importdaten der Bundesnetzagentur bestätigen. Österreich setzt hingegen viel auf die erhöhten Gasströme. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Energieversorgung des Landes.

Die österreichische Regulierungsbehörde für Strom- und Gaswirtschaft E-Control erklärte kürzlich, warum das Land die Importe von russischem Gas wieder erhöhte, berichtete RND. Es liege daran, dass die Importe aus Deutschland und Italien im November und Dezember zurückgegangen seien, während der Gas-Zustrom aus Russland konstant hoch blieb.

Gazprom hatte die Gasexporte nach Europa im Sommer stark gedrosselt. Zuletzt seien aber wieder 100 Prozent der bestellten Menge nach Österreich geliefert worden, wie der Chef von OMV, Alfred Stern, Anfang Februar mitteilte. Nach Deutschland fließe aktuell kein Gas mehr aus Russland.

Zudem sprach Stern von den bestehenden Lieferverträgen und den damit verbundenen Verpflichtungen. Österreich band sich nach Verhandlungen mit Russland im Jahr 2018 bis ins Jahr 2040 an russisches Gas. Dabei verdoppelten die Vertragspartner sogar die Liefermengen. Putin sprach damals von „Energiesicherheit für den ganzen Kontinent durch die gute Zusammenarbeit“. Die Vertragsdetails sind geheim. Bekannt ist aber, dass der österreichische Energiekonzern zahlen muss – egal ob OMV das russische Gas abnimmt oder nicht.

Speicher gut gefüllt, dennoch Aufruf zum Energiesparen

Am 9. Februar waren laut „Statista“ Österreichs Gasspeicher zu 74 Prozent gefüllt – ein sehr hoher Wert für diesen Monat. In den Jahren zuvor waren diese Werte zu diesem Zeitpunkt noch deutlich niedriger. 2022 waren es 24 Prozent und 2021 noch 45 Prozent. Dennoch rief die Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) die Menschen in Österreich kürzlich noch einmal zum Energiesparen auf, berichtete der ORF. „Wir sind noch nicht über den Berg“, so Gewessler. „Je mehr Gas wir sparen, desto voller bleiben die Speicher für den nächsten Winter.“

Das NEOS Lab beobachte die Gasimporte aus Russland seit dem Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar 2022 ebenfalls genau. Demnach sei Österreichs Abhängigkeit gegen den Trend in Europa gestiegen. Das NEOS Lab ist die Parteiakademie der österreichischen liberalen Partei NEOS – Das Neue Österreich und Liberales Forum.

Insgesamt habe Europa noch nie so wenig russisches Gas bezogen wie in den vergangenen Wochen. Österreich hingegen werde immer mehr zu einem Sonderfall innerhalb der EU, so NEOS-Lab-Direktor Lukas Sustala. Ein Grund dafür sei, dass die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien in Österreich stagniere. Ein anderer sei, dass Österreich seinen Gasverbrauch weniger stark gesenkt habe als die meisten anderen EU-Länder.

Gemeinsame Gasspeicher

Deutschland und Österreich vereinbarten vor Kurzem, dass die beiden Länder die Erdgasspeicher Haidach und 7Fields künftig gemeinsam nutzen und befüllen, verkündete die deutsche Bundesregierung am 17. Februar.

„Deutschland und Österreich waren im Jahr 2021 unter den ersten Ländern, die ein Solidaritätsabkommen zur Gewährleistung der sicheren Gasversorgung in einer Gasmangellage abgeschlossen haben“, erläuterte Wirtschaftsminister Robert Habeck. „Das jetzt abgeschlossene Abkommen zu den Speichern Haidach und 7Fields ist ein weiterer gemeinsamer Schritt in der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Österreich und Deutschland im Bereich der Energiesicherheit und -versorgung“, sagte Habeck weiter.

Die Erdgasspeicher liegen in Österreich, sind bislang aber überwiegend an das deutsche Netz angeschlossen. Das Abkommen regelt auch den Transport der gespeicherten Gasmengen der Anlagen Haidach und 7Fields im Fall einer Mangellage.



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