Wikileaks „Vault 7“: Ex-CIA-Mitarbeiter droht Geheimdienst mit weiteren Enthüllungen

Seit Montag steht in New York der Datenanalyst Joshua Schulte vor Gericht. Er soll für das größte Datenleck in der Geschichte der CIA verantwortlich sein. Der impulsive Ex-Mitarbeiter könnte im Laufe des Prozesses noch einige brisante Informationen preisgeben.
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Symbolbild. Ein Mann schreitet am 14. August 2008 über das CIA-Logo in der Lobby des CIA-Hauptsitzes in Langley, Virginia.Foto: Saul Loeb/AFP/Getty Images
Von 15. Juni 2022

Am Montag (13.6.) hat in den USA der Prozess gegen den früheren CIA-Mitarbeiter Joshua Schulte (33) begonnen. Dem Datenanalytiker, gegen den bereits 2020 eine Anklage eingebracht wurde, die auf den Besitz von Kinderpornografie lautete, wird vorgeworfen, für das größte Datenleck in der Geschichte des US-Geheimdienstes verantwortlich zu sein.

Eine Niederschrift mit dem Namen „Vault 7“, das 2017 der Plattform „Wikileaks“ zugespielt wurde, hatte unter anderem Erkenntnisse zu Hacking-Methoden offengelegt. Mehr als zwei Milliarden Seiten mit teilweise hohen Geheimhaltungsstufen unterliegenden Informationen fanden auf diese Weise ihren Weg an die Öffentlichkeit – und an Akteure, die den USA nicht freundlich gesinnt sind.

Hakenkreuze und entblößte Genitalien

Derzeit rätseln Medien in den USA über die möglichen Beweggründe Schultes. Der „New Yorker“ befasst sich in einem ausführlichen Artikel mit dem Fall, dazu befragte Reporter Patrick Radden Keefe unter anderem frühere Bekannte, Mitschüler und Kollegen.

Die Erkenntnisse werfen Fragen bezüglich des Urteilvermögens Personalverantwortlicher und Vorgesetzter in der CIA auf. Zumindest ergeben sich mehrere Anhaltspunkte dafür, dass es sich bei Schulte nicht nur um einen im zwischenmenschlichen Umgang etwas schwierigen Kollegen handelte, sondern um einen zu Provokationen neigenden Heißsporn, der eine generelle Neigung zu Überreaktionen aufwies.

Bereits in der High School soll der spätere CIA-Hacker dadurch aufgefallen sein, dass er Hakenkreuze auf Hefte gezeichnet und – als Mitglied einer Band – sogar vor anderen Schülern seine Genitalien entblößt haben soll. Ex-Mitschüler Kavi Patel betont gegenüber dem „New Yorker“ allerdings auch, dass Schulte kein Antisemit gewesen sei. Ihm sei es in allen Fällen um die Schockwirkung und Lust an der Provokation gegangen. An der Universität habe Schulte Rechtfertigungen für Pornografie auf einem Blog verfasst.

„Betriebssystem im Betriebssystem“ soll Vault 7 ermöglicht haben

Als Wikileaks im März 2017 in den Besitz der „Vault 7“-Daten gelangte, erklärte die Plattform, der „Whistleblower“ wolle damit „eine öffentliche Debatte über den Einsatz von Cyberwaffen anstoßen“. Schulte geriet schnell unter Verdacht und Ermittler konnten einen Durchsuchungsbefehl für seine Wohnung erwirken.

Dabei soll das FBI bei der forensischen Analyse eine „virtuelle Maschine“ entdeckt haben – die Rede war von einem „ganzen Betriebssystem, das in das normale Betriebssystem des Computers eingebettet war“. Zudem entdeckten die Ermittler eine große Menge an Kinderpornografie, und sein Internet-Rechercheverlauf zeigte ein starkes Interesse an WikiLeaks.

Angeklagter will CIA den Prozess „so unangenehm wie möglich“ machen

Schulte vertritt sich in seinem Prozess selbst. Die Recherche des „New Yorker“ verstärkte den Eindruck, dass er die Leaks, die ihm zur Last gelegt werden, nicht aus politischen Gründen veranlasst haben soll, sondern als einen Ausdruck seiner Feindseligkeit gegenüber einigen Arbeitskollegen und seines Unmuts über den Umgang Vorgesetzter mit seinen permanenten Konflikten am Arbeitsplatz.

Bei der CIA macht sich nach Aussagen von Quellen, mit denen Reporter Keefe sprach, ein mulmiges Gefühl im Vorfeld des Prozesses breit. „Schulte arbeitet nicht mehr für die Regierung, aber sein Kopf ist immer noch voll mit Regierungsgeheimnissen, und er wird derjenige sein, der die Zeugen im Zeugenstand befragt“, heißt es in seinem Beitrag.

Schulte hat bereits angekündigt, dass er für den Fall, dass die gegen ihn erhobenen Kinderporno-Vorwürfe weiterverfolgt werden sollten, den Leak-Prozess „für die CIA so unangenehm wie möglich“ machen wolle.



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