Wo Teenager Pflichten erfüllen

Kindererziehung in Ghana ist fortschrittlicher, als man glauben würde
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Unsere westliche Kultur wird nicht mehr von Tradition bestimmt, nicht einmal von Pragmatismus. Das Konsumverhalten ist die treibende Kraft hinter dem modernen Leben. Babyflaschen, Wegwerfwindeln, Kinderwagen und eine riesige Kiste mit kaputtem Spielzeug – diese Dinge spiegeln unsere Werte wider. Und es sind alles Dinge, die man normalerweise nicht in Ghana findet.


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Die Kindererziehung in Ghana ist in gewisser Weise noch wie vor einhundert Jahren, obwohl sie auch schlimme Überbleibsel des drakonischen britischen Schulsystems aus dem 19. Jahrhundert enthält. Wird in Ghana ein Kind geboren, bleibt es die ersten drei oder vier Monate bei der Mutter im Haus. Die Mutter zieht sich mit ihrer Mutter während dieser Zeit zurück, sodass sie und das Kind sich ausruhen und Kraft schöpfen können.

Es kommt fast nie vor, dass ein Kind acht bis zehn Stunden am Tag von seiner Mutter getrennt und einer fremden Person übergeben wird. Manche Frauen in meiner Nachbarschaft sind nach der Geburt ihrer Kinder verschwunden. Sie nahmen ein Jahr „Auszeit“, um das Kind an einem anderen Ort zu umsorgen. Sich ein Jahr Auszeit zu nehmen ist ein Plan, der in Kanada im Jahr 2001 eingeführt wurde. US-Bürger haben bereits Erfahrung mit diesem Konzept und eine Vorstellung, wie es läuft. (Wenn nur meine eigene Mutter zulassen würde, dass ich mich zurückziehe).

Jede Frau stillt hier, immer, überall, und ohne darüber nachzudenken. Vor der englischen Herrschaft bedeckten die Frauen in Ghana ihre Brust nicht. Die Brust ist hier sozusagen immer noch kein Thema, eher eine uninteressante Maschine, um das Baby ernähren. Und das Tragen eines BH ist kein Muss.

Heutzutage ziehen sich die Frauen an, wie es die moderne Welt vorschreibt, aber es gibt eine Ausnahme: beim leisesten Geräusch fühlt sich eine Frau frei, ihr Oberteil hochzuschieben oder ihre Brust herauszunehmen und dem Kleinen Milch zu geben – während sie Bus fährt, isst, im Hinterzimmer ihres Ladens schläft oder am Straßenrand Getreide röstet. Sie muss nicht aus Scham in den nächsten stinkenden Pausenraum ohne Stuhl gehen und auf einer Toilette sitzen, um das Kind zu versorgen, und auch nicht wie eine Gefangene zu Hause bleiben, bis Junior entwöhnt ist.

Nimm dein Kind jeden Tag zur Arbeit mit

Wenn das Kind acht oder neun Monate alt und stark genug ist, fangen viele Frauen an, Teilzeit zu arbeiten. Frauen, die arbeiten, schnallen sich ihr Baby in einem Tuch auf den Rücken und nehmen es mit. Man sieht oft in bunte Tücher gewickelte Babys, deren Mütter harte Arbeit verrichten – wie verkaufen oder etwas auf ihrem Kopf tragen, bis zum Säen oder Kochen am Straßenrand.
In Nordamerika wird so etwas in Büchern als fortschrittliche „Einrichtung der Kindererziehung“ bezeichnet. In Ghana ist das eben Alltag. Qualifizierte Frauen verhalten sich hier ganz ähnlich wie in Nordamerika und lassen ihre Kinder täglich versorgen. Und erwähnte ich, dass Junior fast den ganzen Tag im Kindergarten ist? (Wie schön!)

Mach Dich frei von überholten Traditionen

Als ich nach Ghana kam, lagen meine Zwillingstöchter beide fast noch in den Windeln, was meine Schwiegermutter sehr erschreckte. „Beide in Windeln? Noch nie gehört!“ Frauen hier benutzen eine Methode, die „Säuglingsentwöhnung” heißt. Die Ghanaer lesen am Verhalten des Babys ab, wann es notwendig ist sein Hinterteil ins Gras zu setzen, damit es etwas „loswerden“ kann.

Und irgendwie bringen sie den Kleinkindern bei, zu bestimmten Zeiten zu pinkeln (wann genau habe ich nie erfahren – meine Mädchen waren bei meiner Ankunft zu alt, um das noch zu lernen).

Es gibt sonst nirgends so etwas wie das Toilettentraining in Ghana. Die Kinder tragen Windeln nur solange, bis sie laufen können. Dann bekommen sie einen hübschen kleinen Topf und können auf sich selbst aufpassen. Als meine Mädchen älter wurden, hatte ich das Glück, meine Familie so weit zu erziehen, dass sie einem Kleinkind das Toilettentraining beibrachte, was sie eher barbarisch und grausam fanden. „Ich sagte sitzen! Setz dich auf den Topf!“ „Mit Gewalt auf den Topf?“, kommentierte meine Schwiegermutter. „Wer könnte dann?“ – Ja, wer wohl.

Schläger!

Ghanaer sind Schläger. Das erste, was ein Kind lernen wird, ist zu sagen: „ma bowo!“ (was bedeutet „Ich schlage dich“). Man sagt es im Spaß und die Leute glauben, es ist schön, wenn Kinder so etwas sagen. Sie zwicken die Kinder, schlagen sie mit der Hand und mit dem Gürtel und züchtigen sie, sobald sie vier oder fünf Jahre alt sind. Es ist brutal. Sie werden wie ihre Eltern behandelt – „erspare dir den Stock“, „gesehen und nicht gehört“ usw.

Dies scheint den ehrlichen Dialog zwischen Kindern und Eltern zu verhindern. Es trägt auch dazu bei, dass gelogen wird, was einige Leute mit ins Erwachsenenalter nehmen. Die Menschen hier sind sehr höflich und sagen einem das, wovon sie denken, dass man es hören will – auch wenn es manchmal nicht die Wahrheit ist. Ich bin daran gewöhnt.
Andererseits sind ghanaische Kinder unglaublich unabhängig. Man kann sehen, wie ein Vierjähriger alleine um zwei Wohnblocks bis zum Geschäft läuft, eine Kleinigkeit einkauft und zurückkommt, um sie seiner Mutter zu geben. Man kann beobachten, wie ein Siebenjähriger der Babysitter für einen Zweijährigen ist, ein Zwölfjähriger eine komplette Mahlzeit kocht, und wenn du einen Teenager hast, wirklich, macht er die ganze Hausarbeit.

Eltern in Nordamerika, macht euren Mund wieder zu! Jedes Wort ist wahr. Ein Teenager steht früh auf, holt Wasser, fegt den Boden, bügelt die Schuluniform, duscht, isst und erscheint noch vor 6 Uhr 30 am Bettende, um nach seinem Taschengeld zu fragen. Mama, du kannst das alles bis auf den „Kantinengeld“-Teil verschlafen, wenn du willst.



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