Wochenrückblick: Amazon und Diamanten, Schottenrock und Sky

Ungarn sichert sich weiterhin russisches Gas, ein altes Geheimnis um den Schottenrock wurde gelüftet. Und dann gibt es da noch das Problem der Erpressung bei Magneten. Ein unvollständiger Rückblick auf die Woche und Kurzmeldungen.
Titelbild
Sicherungsmaßnahmen in der Nähe des Tagungsortes des G7-Außenministertreffens in der Stadt Karuizawa in der Präfektur Nagano am 16. April 2023.Foto: YUICHI YAMAZAKI/AFP via Getty Images
Von 16. April 2023

Bleibt die UN in Afghanistan?

In Afghanistan haben jüngst die Taliban verboten, dass Frauen für die UNO arbeiten. Damit steht die Hilfsmission Unama in Frage. Nach internationalem Recht sei das Verbot rechtswidrig, daher könne die UN es nicht einhalten, heißt es in einem Appell der UNO. Zunächst wurde durch die UN-Sondergesandte für Afghanistan eine „operative Überprüfungsphase“ bis zum 5. Mai angeordnet. Laut der Nachrichtenagentur Reuters wurden alle Angestellten angewiesen, nicht mehr zur Arbeit zu erscheinen. Betroffen sind rund 3.000 Mitarbeiter, sowohl Frauen als auch Männer.

Deutschland in Rezession

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt werde voraussichtlich um 0,1 Prozent schrumpfen, erklärt der Internationale Währungsfonds in seiner Frühjahrsprognose. Für die Weltwirtschaft geht der Währungsfonds von einem Wachstum um 2,8 Prozent aus. Auffällig daran: In den Industrienationen wachse die Wirtschaft mit 1,3 Prozent langsamer als in den Schwellen- und Entwicklungsländern mit 3,9 Prozent. Für die Industrienationen wird mit einer Inflationsrate von 4,7 Prozent gerechnet. Aktuell gebe es laut den Ökonomen keine Anhaltspunkte für eine unkontrollierte Lohn-Preis-Spirale. Eine Entwicklung nennt der IWF einen „Silberstreif am Horizont“: die Turbulenzen im Bankensektor könnten dazu beitragen, die Nachfrage auszubremsen.

Neu auf Wachposten

Vier neue Erdmännchen bilden den Grundstock einer neuen Truppe Erdmännchen im Rostocker Zoo. Es handelt sich um ein Weibchen aus dem Zoo Leipzig und drei Brüder aus dem Krefelder Zoo. Alle wurden 2021 geboren. Im Juni wird mit dem ersten Nachwuchs gerechnet. Ein Weibchen bringt nach einer Tragzeit von etwa 70 Tagen gewöhnlich zwei Würfe jährlich von meist drei bis sieben Jungen zur Welt. In Rostock leben noch zwei ältere männliche Tiere, die mit elf Jahren das „Rentenalter“ erreicht haben. Bei Erdmännchen sei es schwierig, neue Tiere in eine bestehende Gruppe zu integrieren, erklärte der Zoo. Deswegen habe man für die beiden älteren Tiere einen ruhigen Platz gesucht und baue eine neue Gruppe auf.

20 Kilometer hohe Aschewolke

Binnen vier Stunden „schneite“ es eine 8,5 Zentimeter dicke Schicht Asche, aus den Wasserhähnen kam eine aschgraue Flüssigkeit – dabei ist der Verursacher 47 Kilometer entfernt. Der russische Riesenvulkan Schiwelutsch auf der Halbinsel Kamtschatka hat am 11. April den größten Aschefall seit 60 Jahren ausgelöst. Die Aschewolke soll eine Höhe bis zu 20 Kilometer erreicht haben. In der stark betroffenen Ortschaft Kljutschi wurden die Menschen aufgerufen, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Die Schulen sagten den Unterricht ab, teilweise fiel die Stromversorgung aus. Häuser, Autos und Straßen sind dick mit Asche bedeckt. Teilweise ist die Asche mit Schnee vermischt. Auch andere Ortschaften waren betroffen. Für den Flugverkehr wurde die höchste Alarmstufe Rot ausgerufen.

Ein Nandu spaziert über ein Straße.

Ein Nandu spaziert über die Straße. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Flugunfähiger Vogel flüchtet nach Unfall

In Mecklenburg-Vorpommern kam es am Karfreitag zu einem Wildunfall besonderer Art. Ein Trabi-Fahrer konnte einem plötzlich auf der Fahrbahn stehenden Nandu auf der Strecke zwischen Thandorf und Rieps nicht mehr ausweichen und prallte mit dem Tier zusammen. Das Fahrzeug überschlug sich und kam im Straßengraben zum Stehen. Glücklicherweise blieb der Fahrer unverletzt, an seinem Auto entstand ein Sachschaden von geschätzt 1.000 Euro. Der Nandu hingegen suchte das Weite.

Ungarn erhält weiterhin russisches Gas

Fachleute warnen bereits vor ernsthaften Problemen bei der Gasversorgung im Winter 2023/24. Ungarn hat die Chance ergriffen und sich noch mehr abgesichert. Außenminister Péter Szijjártó unterzeichnete am 11. April in Moskau ein Abkommen. Das russische Unternehmen Gazprom ist bereit, bei Bedarf extra Mengen zu liefern, und auch den Preis zu garantieren. Den Teil des Betrages, der über dem Preisniveau von 150 Euro liegt, kann Ungarn mit einem Zahlungsaufschub bezahlen. Derzeit wird Ungarn über zwei russische Pipelines mit Gas versorgt, wobei es aus Sicht der Regierung keine Alternative gibt.

Geheimnis um Schottenrock gelüftet

Ein vor 40 Jahren in Glen Affric gefundenes Textil ist der älteste echte Tartan aus Schottland. Der 55 mal 43 Zentimeter große Karostoff aus grüner, brauner, roter und gelber Naturfarbe gelangte zwischen 1500 und 1600 in ein Moor, wo er unter Sauerstoffabschluss erhalten blieb. Wem der Tartan gehörte, ist unklar, da er keinem speziellen Clan zugeordnet werden konnte. Die Qualität des Stoffes ist rustikal, weshalb es sich eher um ein Arbeitskleidungsstück handelt. Für Schottland ist die Entdeckung des Tartans von großer kultureller Bedeutung.

Zentrale von Sky Deutschland. Foto: über dts Nachrichtenagentur

Kompletter Bildausfall bei Sky

Kabel-Kunden droht ein Totalausfall: Der Pay-TV-Sender Sky unterbindet nach und nach verschiedene Möglichkeiten des Empfangs, um seinen eigenen Receiver zu verkaufen. Kunden, die das CI+-Modul ihres Fernsehers zur Entschlüsselung benutzen, haben ab sofort bei einigen Sendern keinen Empfang mehr, so „Inside-Digital“. Sky stellte bereits am 27. März die Sender Sky Comedy und Sky Crime auf die Unique-Pairing-Verschlüsselung um. So sind die Sender nur noch zu entschlüsseln, wenn die Smartcard in einem Sky-Receiver steckt und die Kombination beider bei Sky registriert ist.

Fallende Kurse

Börsenkenner Claus Voigt weist darauf hin, dass aktuell im Wesentlichen nur drei Konzerne aus dem Technologiesektor für den Anstieg der Börse verantwortlich sind. Anleger hätten es dahinter mit einem Bullenmarkt zu tun – dabei sind alle über einen längeren Zeitraum von stark fallenden Kursen betroffen. Voigt warnt: „Die Aktienbaisse schreitet ganz normal voran, und erneute Kursrückgänge werden folgen.“ Es seien riesige Spekulationsblasen und realwirtschaftliche Ungleichgewichte entstanden. Als Ursache sieht er die „jahrelange unseriöse und kurzsichtige Nullzinspolitik“. Die ersten Bankpleiten (Silicon Valley Bank, Silvergate Bank, Notverkauf der Credit Suisse) seien der Anfang der Bereinigungsarbeiten.

Schwerer Sandsturm in Peking

Ein schwerer Staub- und Sandsturm begrenzte am 10. April die Sichtweite in Peking auf unter 50 Meter. Rund 409 Millionen Menschen im Nordosten Chinas waren betroffen – neben Peking auch andere nördliche Regionen wie die Innere Mongolei, Heilongjiang und Xinjian. Der Sturm erstreckte sich über eine Fläche, die 16-mal so groß ist wie Deutschland. Der Index für Luftverschmutzung stieg auf 1.300 – Werte von 150 gelten bereits als ungesund. Der Sturm kam aus dem Süden der Mongolei.

Tupperware macht Verluste

Schüsseln und Boxen von Tupperware finden sich vermutlich in jedem Haushalt. Nun ist der Hersteller der Frischhaltedosen im Niedergang, die 1946 gegründete Firma aus Orlando kriselt. Der Aktienkurs stürzte am 10.4. um 49 Prozent ab. Die Fortsetzung des Geschäfts ist angesichts von Liquiditätsengpässen ungewiss. Im Jahr 2022 brach der Umsatz verglichen mit dem Vorjahr um 20 Prozent auf 313,7 Millionen US-Dollar ein. Tupperware machte einen Verlust von 35,7 Millionen Euro.

Erpressung bei Magneten

Bei der Herstellung von Magneten mit Metallen der Seltenen Erden sind westliche Staaten von China abhängig. Leichte und gleichzeitig starke Magnete dieser Art finden sich in Windrädern, Generatoren, Motoren von E-Autos und verschiedenen Alltagsgegenständen. Peking erwägt nach Angabe des „Nikkei Asia“, den Export der entsprechenden Technologie noch 2023 zu verbieten. Dabei geht es um Metalle wie Neodym oder Dysprosium. Diese Magnete sind einer der wenigen technologischen Trümpfe Chinas in der Halbleitertechnologie. Beraten werden in Peking weitere 42 Vorschläge zur Einschränkung des Exports. Unternehmen können damit gezwungen werden, entweder nur in China zu produzieren – oder sie zu jeder Bedingung von China zu kaufen. Falls sie überhaupt erhältlich sind.

Mohamed Azzahhafi, Drohenpilot im Innovation Lab von Vodafone, steuert auf dem Vodafone 5G Mobility Lab die Drohne DJI Matrice 210 RTK.

Mohamed Azzahhafi, Drohenpilot im Innovation Lab von Vodafone. Er steuerte auf dem Vodafone 5G Mobility Lab die Drohne DJI Matrice 210 RTK. Foto: Oliver Berg/dpa

Mehr Anti-Drohnen-Technik

Die Bundeswehr rüstet auf: gegen Drohnen, die verstärkt in den vergangenen Monaten über Kasernen und Truppenübungsplätzen gesichtet wurden. Derzeit wird der HP-47-Effektor-Störsender eingesetzt, um Drohnen abzuwehren. Diese Störsender, die auch als Jammer bezeichnet werden, dienen dazu, Funksignale von Drohnen zu unterbrechen. Ziel ist es, die Bildübertragung der Drohnenkamera zu blockieren. Über Art, Anzahl und Standorte der Jammer werden keine genauen Angaben herausgegeben. Auch die Polizei setzt Störsender ein, damit Verdächtige vor einem Zugriff nicht mehr telefonieren können.

Diamanten als Repeater

Quantencomputer sind an sich schon ziemlich komplizierte Gebilde, eine Vernetzung mehrerer steigert den Schwierigkeitsgrad. Ein Team bei Amazon Web Services versucht sich an der Aufgabe. Ihr Ansatz ist, die Informationen der Quanten mittels Photonen vom Sender zum Empfänger zu transportieren. Die zurückgelegte Strecke ist überschaubar, da Photonen auch in den besten Materialien irgendwann verloren gehen. Um die Signale zu handeln, werden Diamanten eingesetzt, in denen eingeschlossene Fremdatome – das ist das, was Diamanten ihre Farbe gibt – auf das Licht reagieren. Entstehen sollen Quanten-Repeater. Benutzt werden künstliche Diamanten, die entsprechend bearbeitet werden.

Grüner Lobbyverband

Die Grünen wollen am 25. April einen neuen Lobbyverband starten, die „Wirtschaftsvereinigung der Grünen“. Für die Partei, die Lobbyismus kritisiert und der Wirtschaft eher zwiespältig gegenübersteht, ist das etwas Besonderes. Andere Parteien haben ähnliche Verbände: die SPD das Wirtschaftsforum, die CDU die Mittelstandsunion. Der neue grüne Verband erhält eine Anschubfinanzierung von 120.000 Euro von der Partei, Ricarda Lang und Omid Nouripour sollen in den Beirat der Vereinigung. Ob Robert Habeck dem Gremium angehören wird, ist noch offen. Verschiedene Konzerne sind durchaus daran interessiert, Kontakt mit den Grünen zu halten – da sie das Wirtschaftsministerium stellen. Telekom, Siemens, DHL, die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland und andere) gelten als Fördermitglieder. Parallel existieren in der Partei noch der Grüne Wirtschaftsdialog (mit Böhringer Ingelheim, MTU, Roche oder SAP) und der Wirtschaftsbeirat der Fraktion. Beide wurden um 2018 gegründet.



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