Zustand von Chinas Atomanlagen unklar

Die Städte Guangyuan und Mianyang in der Provinz Sichuan sind für das Pekinger Regime von äußerster Wichtigkeit. Denn dort befinden sich ein Kernreaktor und das führende Forschungszentrum für Atomwaffen. Beide Städte liegen direkt im Erdbebengürtel und gehören zu den sechs vom Erdbeben am 12. Mai am schwersten zerstörten Städten. Ausländische Experten gehen der Frage nach, ob die nuklearen Anlagen beschädigt wurden und welche Gefahren von ihnen ausgehen.
Titelbild
Zerstörte Häuser in der vom Erdbeben stark betroffenen Stadt Mianyang in der Provinz Sichuan (AP Photo/Kyodo News, Takanori Sekine)
Von 18. Mai 2008

„Guangyuan liegt etwa 240 Kilometer entfernt vom Epizentrum Wenchuan. Dort ist der Standort des geheimen „Kernreaktors 821″ des chinesischen Militärs. Dies sagte Ping Kefu, Gründer des politischen Magazins „Kanwa Defense Review“ am Samstag zur Zentralen Nachrichtenagentur Taipei. „Der „Kernreaktor 821″ wurde Mitte der 70er Jahre gebaut und hier wird der Brennstoff für die ballistische Interkontinentalrakete DF5 hergestellt.“

Ping wies weiter darauf hin, dass in den 80er Jahren wegen Problemen mit radioaktiven Abfällen, kontaminierten Abgasen und Abwasser von dem „Kernreaktor 821″ ein Sicherheitsrisiko ausging. Auch gab es wegen Gehaltsstreitigkeiten mehrere Proteste der Mitarbeiter. Ping ist der Meinung, dass die chinesische Regierung der internationalen Gemeinschaft mitteilen müsse, wie der gegenwärtige Sicherheitsstand des „Kernreaktors 821″ sei, nachdem Guangyuan durch das Erdbeben schwer zerstört wurde.

Laut Ping gibt es noch einen weiteren geheimen Kernreaktor in Sichuan, der in chinesischen Militärkreisen als „Kernreaktor 801″ bezeichnet wird. Diese beiden Reaktoren sind nicht bei der internationalen Behörde für Atomenergie registriert.

Am 16. Mai berichtete auch die New York Times darüber, dass eine in Guangyuan liegende Einrichtung mit dem Namen „Fabrik 821″ der größte Kernreaktor in China sei. Er liege etwa 24 Kilometer nordwestlich des Zentrums von Guangyuan. Hier befinde sich Chinas Hauptproduktionsstätte des radioaktiven Brennstoffs Plutonium, das ein wesentlicher Bestandteil moderner Atomwaffen ist.

Laut New York Times sei es unklar, ob der Kernreaktor in der letzten Zeit in Betrieb war. Normalerweise werden Kernreaktoren sofort nach einem Erdbeben heruntergefahren. Unklar sei auch, ob und wie der Reaktor 821 durch das Erdbeben beschädigt wurde. Die USA versuchen nun, die Atomkraftwerke in den Erdbebenregionen mit Satelliten und anderen Methoden zu beobachten. Bisher sei jedoch noch keine unmittelbare Gefahr lokalisiert worden, sagte ein namentlich nicht genannter hochrangiger amerikanischer Beamter der New York Times. Hans Kristensen, Experte für Atomwaffenkontrollen im Verband amerikanischer Wissenschaftler betonte jedoch, dass es sich um ein ernsthaftes Problem handle: „Wenn die nuklearen Anlagen beschädigt wurden, könnten radioaktive Stoffe austreten.“

Forschungsinstitut für Atomwaffen in Mianyang

Das wichtigste Forschungsinstitut und Labor für Atomwaffen liegt im Außenbezirk der Stadt Mianyang. Offiziell heißt das Labor „Chinesische Akademie für physikalische Technik“ und wird, vergleichend mit der großen amerikanischen Kernforschungsanlage, als das „Los Alamos“ Chinas bezeichnet. Dieses Institut leitet die gesamte Erforschung und Entwicklung von Atomwaffen in China. Laut Danny Stillman, dem ehemaligen Leiter des amerikanischen Geheimdienstes im Los Alamos-Atomwaffenlabor gebe es in diesem Institut auch einen Kernreaktor, der aber relativ klein sei und hauptsächlich der Forschung diene.

Über die Wirkung des Erdbebens auf das Forschungsinstitut in Mianyang sagte Jeffrey Lewis, Experte für Waffenkontrolle von der in Washington ansässigen Nichtregierungsorganisation ‘New America Foundation‘ der New York Times: „Ich glaube es werden den Labors jetzt zwar einige Kosten, aber nicht unbedingt eine Gefahr für die Gesundheit der Mitarbeiter entstanden sein. Diejenigen, die sich außerhalb in den Bergen aufgehalten haben, sind wahrscheinlich viel eher zu Schaden gekommen.“

Das Unternehmen China Nuclear Engineering & Construction berichtete, einige seiner Anlagen in Sichuan, besonders in Guangyuan und Mianyang, seien beschädigt worden. Das meldete das Unternehmen auf seiner Firmenwebseite. Ob radioaktives Material ausgetreten sei, gab die Firma aber nicht an. Am Freitag hat das Chinesische Ministerium für Umweltschutz eine Eilverordnung zum Schutz vor radioaktiver Strahlung angekündigt. Der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge war Mianyang die erste Station in der Erdbebenregion, zu der Chinas Präsident Hu Jintao geflogen sei. Xinhua hat jedoch nicht erwähnt, ob Hu sich auch über den Zustand der nuklearen Anlagen in Mianyang erkundigt hat. Chinesischen Medienberichten zufolge haben inzwischen alle Atom-Wissenschaftler diesen Ort verlassen.

Offiziellen chinesischen Angaben zufolge wurden bis zum 18. Mai über 11.200 Menschen in Mianyang getötet, über 63.200 verletzt und über 23.000 lebend aus den Trümmern geborgen. Das wären weit mehr Gerettete, als in den anderen Erdbebengebieten.



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