Zwischenfall über Schwarzem Meer: USA und Russland beschuldigen sich gegenseitig

Zum Vorfall über dem Schwarzen Meer gibt es unterschiedliche Darstellungen. Nun denkt Washington darüber nach, Moskaus Angaben mithilfe von Bildmaterial zu widerlegen – und pocht auf Kommunikation.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin spricht während eines Briefings im Pentagon mit Journalisten.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin spricht während eines Briefings im Pentagon mit Journalisten.Foto: Andrew Harnik/AP
Epoch Times16. März 2023


Nach dem Absturz einer unbemannten US-Militärdrohne über dem Schwarzen Meer will die US-Regierung möglicherweise Bildmaterial von dem Vorfall veröffentlichen. „Wir sind noch dabei, Videos und Fotos zu sichten, um festzustellen, was wir veröffentlichen können“, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin gestern in Washington.

Mit dem Material könnten die USA ihre Darstellung untermauern, wonach ein russischer Kampfjet bei dem Vorfall eine amerikanische Militärdrohne rammte. Die Russen hatten jede Verantwortung für den Absturz zurückgewiesen und warfen den Amerikanern Provokation vor.

Vorwurf des „rücksichtslosen“ Handelns

Nach US-Angaben war die Drohne am Dienstag im internationalen Luftraum über dem Schwarzen Meer mit einem russischen Kampfjet kollidiert. Das US-Militär schilderte, zwei russische Kampfjets hätten ein Abfangmanöver begonnen. Dabei habe einer der Kampfjets den Propeller der US-Drohne getroffen. Die USA beklagten ein „unprofessionelles“, „unsicheres“ und „rücksichtsloses“ Handeln der russischen Piloten.

„Wir haben Videobeweise für all das“, sagte US-Generalstabschef Mark Milley. Auf die Frage, ob die russischen Piloten mit Absicht gehandelt hätten, sagte er, das Abfangmanöver und das aggressive Handeln habe die russische Seite mit Absicht betrieben. Ob der Kampfjet auch absichtlich die Drohne getroffen und damit zu Boden gezwungen habe, müsse sich noch zeigen.

Gegensätzliche Darstellung aus Moskau

Moskau stellt den Vorfall ganz anders dar und wies jede Verantwortung zurück. Die russischen Kampfflugzeuge seien nicht in Kontakt mit dem unbemannten Flugapparat geraten. Sie seien aufgestiegen, um einen unbekannten Eindringling über dem Schwarzen Meer zu identifizieren. Der Bordfunk sei ausgeschaltet gewesen und die Drohne habe Kurs auf Russlands Grenze genommen. Bei einem scharfen Ausweichmanöver habe sie rapide an Höhe verloren und sei abgestürzt.

Russlands Militär warf den USA Provokation vor. In einem Telefonat mit seinem US-Kollegen am Mittwoch habe Verteidigungsminister Sergej Schoigu darauf verwiesen, dass die USA Flugraumsperrungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg nicht beachtet hätten, teilte das Ministerium in Moskau mit. Zudem hätten die USA ihre Aufklärungstätigkeiten gegenüber Russland verstärkt. Dies sei der Grund für den Vorfall. „Betont wurde, dass die Flüge strategischer US-Drohnen an der Küste der Krim provokanten Charakter haben“, hieß es in der Erklärung.

Kommunikation weiter offen halten

Austin äußerte sich zu Einzelheiten aus dem Gespräch nicht, machte aber deutlich, dass die Vereinigten Staaten weiterhin dort fliegen und operieren würden, wo internationales Recht es erlaube. Es sei wichtig, die Kommunikation mit Russland weiter offen zu halten. Milley betonte, die USA wollten keine Eskalation. „Zwischenfälle kommen vor. Und wir wollen eindeutig keinen bewaffneten Konflikt mit Russland“, sagte er. Er reagierte damit auf die Frage, ob es sich bei dem Vorfall um einen kriegerischen Akt handele.

Russland will versuchen, die Trümmer zu bergen, um offenzulegen, was Washington mit der Drohnen-Mission eigentlich vorhatte. Der US-Generalstabschef betonte, die abgestürzte US-Militärdrohne habe vermutlich keinen Wert mehr. Die Drohne sei US-Eigentum, und es gebe „wahrscheinlich nicht viel zu bergen“. Die USA hätten mit Blick auf die von der Drohne gesammelten Informationen „wie in solchen Fällen üblich Maßnahmen der Schadensbegrenzung“ ergriffen.

Bergung ist kompliziert

Die Drohne befinde sich wahrscheinlich in etwa 1.200 bis 1.500 Metern Wassertiefe, man kenne den Ort, sagte Milley weiter. Die Bergung sei in dieser Tiefe „für jeden sehr schwierig“. Die USA hätten selbst keine Schiffe vor Ort. „Aber wir haben viele Verbündete und Freunde in der Region, die bei den Bergungsarbeiten mithelfen werden.“

Die Offenlegung des Materials könnte einem Muster der Amerikaner in den vergangenen Monaten folgen. Mit Blick auf den Ukraine-Konflikt hatte die US-Regierung ein ums andere Mal gezielt Geheimdienstinformationen veröffentlicht und deren Geheimhaltung aufgehoben, um Russlands Angaben zu widerlegen.

Angesichts des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist die Lage besonders angespannt und die Angst groß, dass die USA und Russland in eine direkte militärische Konfrontation geraten könnten. (dpa/red)



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