70 Prozent gegen komplettes Aus für Kernkraftwerke

Die Deutschen haben beim Atomausstieg eine andere Meinung als die Ampelkoalition. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung. Demnach sollten die KKW noch eine Weile erhalten bleiben.
Eines der Kernkraftwerke (KKW) in Deutschland
Ein Kernkraftwerk in Deutschland. Laut einer Umfrage wollen die meisten auf diese Kraftwerke noch nicht verzichten.Foto: iStock
Von 30. Januar 2023

Bis erneuerbare Energien den Energiebedarf Deutschlands umfangreich abdecken können, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Aufgrund der Entwicklungen auf dem Energiemarkt stellt sich die Frage neu, welchen Energiemix die Deutschen bis dahin bevorzugen.

Eine neue Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung zeichnet ein klares Meinungsbild der Bevölkerung. Bei den Kernkraftwerken (KKW) hebt sich diese klar vom Beschluss der Bundesregierung ab.

Die Umfrage zeigt, dass die überwältigende Mehrheit von rund 70 Prozent Kernkraft mindestens teilweise weiter nutzen will. Nur 29 Prozent der Deutschen wollen, dass Kernkraft „gar nicht mehr“ genutzt wird. Darüber berichtete die „Bild“ in ihrer Montagsausgabe.

„Mehr“ Kernkraft wollen 28 Prozent, ein weiter „so wie jetzt“ verlangten 15 Prozent der Befragten. „Weniger“ Atomkraft als bisher – aber nicht ganz darauf verzichten – wollen 26 Prozent.

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Umfrageergebnis zur gewünschten Energienutzung. Foto: Bildschirmfoto, Quelle: KAS-Studie

Die Umfrage zeigt auch, dass die Deutschen Gas als die beliebteste konventionelle Energiequelle ansehen. Nur 9 Prozent wollen komplett auf Gas verzichten. Auf Deutschlands derzeit wichtigste Energiequelle – die Kohlekraftwerke – würden hingegen 30 Prozent komplett verzichten und 43 Prozent in geringerem Umfang.

Der energiepolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kruse, formulierte einen Appell an die eigene Ampel-Regierung:

Die Deutschen wollen, dass die Kernkraftwerke weiterlaufen.“

Unterschiede verschiedener Gruppen

Bei der Frage nach der Deckung des Energiebedarfs ergeben sich zum Teil erhebliche Unterschiede in den sozialen Gruppen. Während 53 Prozent der Männer sich eine zwischenzeitliche Nutzung der Kernenergie vorstellen können, liegt der Anteil bei Frauen bei 35 Prozent.

Besonders auffällig sind Unterschiede zwischen Parteianhängern. Mit 86 Prozent stößt die weitere Nutzung der Kernenergie bei Anhängern der AfD auf besonders große Resonanz, gefolgt von der Anhängerschaft der FDP (77 Prozent) und der Union (59 Prozent).

In der Frage der Nutzung der Kernenergie markieren die Anhänger der Grünen (22 Prozent) und der AfD (86 Prozent) die am weitesten auseinander liegenden Pole.

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Aufsplittung der Befragung zur Kernenergienutzung nach Ost/West und Parteien. Foto: Bildschirmfoto, Quelle: KAS-Studie

Union: „Minderheit will Mehrheit ihren Kurs aufzwingen“

Der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Mark Helfrich (CDU), sagte der „Bild“:

Die neuste KAS-Studie belegt eindrucksvoll: Mit dem Kernenergie-Aus der Ampel zwingt eine gesellschaftliche Minderheit der Mehrheit ihren ideologischen Kurs auf.“

Auch Julia Klöckner (CDU) teilte derselben Zeitung ihre Meinung mit:

Die Bevölkerung scheint hier schon weiter als die Ampel zu sein. Das macht auch die Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung deutlich.“

Angesichts der aktuellen Energiekrise sei es „fahrlässig, die CO₂-freie Kernenergie stillzulegen und stattdessen mehr Kohlekraftwerke laufen zu lassen“. Klöckner bekräftigte: „Gerade die Krise rechtfertigt eine Verlängerung der Laufzeit für die nächsten zwei Jahre.“ Das werde sich auch beim Strompreis bemerkbar machen, der im vergangenen Jahr massiv angestiegen sei.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung befragte im Rahmen der Umfrage insgesamt 1.531 Menschen in Deutschland. Diese wurden von der Stiftung zufällig ausgewählt. Die Befragten gelten als repräsentativ für die Wahlberechtigten in Deutschland. Um Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland abbilden zu können, sind in der Umfrage 613 Befragte aus Ostdeutschland und 918 Befragte aus Westdeutschland.

(Mit Material von dts)



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