Abschiebung in NRW eskaliert: Geiselnahme und Schüsse – Polizei relativiert – Alles nicht so schlimm?

Bei einer geplanten Abschiebung in Borgholzhausen im Kreis Gütersloh wird einem Polizisten plötzlich die Dienstwaffe abgenommen. Es fallen Schüsse. Doch anscheinend war alles nicht so schlimm.
Von 18. Januar 2018

Polizeieinsatz im Flüchtlingsheim in Borgholzhausen: Ursprünglich sollte am frühen Donnerstagmorgen, 17. Januar, ein polizeibekanntes Ehepaar (49, 53) aus Aserbaidschan aus der kommunalen Unterbringungseinrichtung an der Sundernstraße abgeschoben werden.

Wie die Polizei jetzt mitteilte, soll der Fall weniger dramatisch gewesen sein, wie in der ersten Aufregung gemeldet.

Die 49-jährige Ehefrau zog einem Polizeibeamten die Dienstwaffe aus dem Holster, als dieser ihren 53-jährigen Ehemann, zur Durchsetzung der Maßnahme, fesselte. Die Frau kündigte anschließend an, dass sie sich selbst verletzen würde, wenn die Abschiebung weiter betrieben würde und feuerte einen Schuss in die Decke des Flures ab. Anschließend verletzte sich die Frau mit einem Messer im Oberkörperbereich selbst.“

(Polizei und Staatsanwaltschaft Bielefeld)

Wie die Polizei weiter mitteilte, kam es zu keiner Bedrohung der in der Wohnung befindlichen weiteren Personen. „Nach jetziger Bewertung lag keine Geiselnahme vor“, relativiert die Behörde die Gesamtlage.

Es werde allerdings wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Nötigung weiter ermittelt.

Erste Aufregung: Schüsse und Geiselnahme

Als der Mitarbeiter des Ausländeramtes Gütersloh, begleitet von zwei Polizisten, einem Sicherheitsmitarbeiter und einem Arzt die Räumlichkeiten der aserbaidschanischen Familie gegen 3.30 Uhr betraten, trafen sie neben dem Ehepaar noch die zwei erwachsenen Töchter und einen Besucher der Familie an.

Während eines Gerangels wurde den Polizeibeamten aus der Familie heraus eine Dienstwaffe abgenommen und daraus mehrere Schüsse abgefeuert.“

(Polizeibericht)

Während die Polizisten und der Arzt aus der Wohnung flüchten konnten, gelang dies dem Sicherheitsmitarbeiter und dem Mitarbeiter des Ausländeramtes nicht mehr. Sie wurden von dem Ehepaar und dem Besucher als Geiseln genommen.

SEK angefordert – Aufgabe im letzten Moment

Gegen 4.15 Uhr setzten die Polizeibeamten angesichts der Situation einen Notruf ab. Gegen 4.55 Uhr übernahm das Polizeipräsidium Bielefeld die Führung des Einsatzes und Spezialeinheiten wurden angefordert.

Noch bevor es zum Stürmen der Wohnung kam, öffneten Familienmitglieder die Wohnungstür und stellten sich der Polizei.

In der Wohnung wurde die von der Abschiebung betroffene Frau verletzt aufgefunden. Nach bisherigen Erkenntnissen fügte sich die Frau selbst eine Stichverletzung zu; durch die Schussabgaben wurde niemand verletzt.“

(PP Bielefeld, Leitungsstab)

Die Aserbaidschanerin wurde mit einer Bauchverletzung in ein Krankenhaus gebracht, während ihr Ehemann, eine der erwachsenen Töchter (sie hatte offenbar die Waffe dem Beamten entrissen) und der Besucher (der Freund der Tochter) in Polizeigewahrsam kamen.

Wie das „Westfalen-Blatt“ berichtet, galt die Familie schon vor dem Einsatz als polizeibekannt. Das Ehepaares hatte vor vielen Jahren bereits einen Asylantrag gestellt, reiste zwischenzeitlich wieder aus, kam vor einigen Jahren wieder zurück und stellte einen erneuten Antrag auf Asyl. Dieser wurde durch mehrere Instanzen hinweg letztendlich rechtskräftig abgelehnt.



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