Analyse: Wieder mehr Motorrad-Unfälle

Wiesbaden (dpa) - Ausgerechnet am Tag des bundesweiten Blitz-Marathons berichtet das Statistische Bundesamt von einer traurigen Trendumkehr. Nach Jahren des Rückgangs sind 2014 wieder mehr Moped- oder Motorradfahrer verunglückt. Die Polizei zä…
Epoch Times16. April 2015
Ausgerechnet am Tag des bundesweiten Blitz-Marathons berichtet das Statistische Bundesamt von einer traurigen Trendumkehr.

Nach Jahren des Rückgangs sind 2014 wieder mehr Moped- oder Motorradfahrer verunglückt. Die Polizei zählte 45 500 Zweiradunfälle mit Personenschaden, zehn Prozent mehr als 2013. 675 endeten tödlich, das waren 34 Opfer mehr als im Jahr davor.

Beim dritten bundesweiten Blitz-Marathon kontrollierten 13 000 Beamte an über 7000 Stellen an deutschen Straßen das Tempo. Bei der Premiere 2013 erwischte die Polizei rund 83 000 Temposünder, 2014 waren es rund 93 000. Die Aktion fand nun erstmals europaweit statt, auch in 21 weiteren europäischen Ländern wurde geblitzt.

„Wichtig ist das Präventive: darauf aufmerksam machen, dass überhöhte Geschwindigkeit im Verkehr zu ganz schweren Unfällen führt“, sagt der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Roger Lewentz (SPD) aus Rheinland-Pfalz. Im vergangenen Jahr starben in Deutschland 3350 Menschen bei Verkehrsunfällen. Die häufigste Ursache: zu hohe Geschwindigkeit.

Das gilt auch für Motorrad- und Mopedfahrer. „Nicht angepasste Geschwindigkeit“ ist laut Destatis stets die Hauptursache bei Zweiradunfällen mit Personenschaden, gefolgt von zu geringem Sicherheitsabstand und riskantem Überholen. Bei mehr als der Hälfte der Unfälle waren die Motorradfahrer laut Statistik selbst schuld.

ADAC-Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino vermisst vor allem „ein Bewusstsein dafür, dass man auf zwei Rädern einem besonderen Risiko ausgesetzt ist“. Oft fehle einfach die Routine: „Bei vielen ist keine kontinuierliche Fahrpraxis vorhanden“, sagte der Experte. „Man ist jedes Jahr wieder ein Stück weit Fahranfänger.“ Nur jeder Vierte trage neben dem Helm angemessene Schutzkleidung.

Laut ADAC-Unfallforschung war an nahezu jedem Dritten Motorradunfall kein zweites Fahrzeug beteiligt. Einer Feldstudie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zufolge passieren diese Allein-Unfälle oft mit besonders starken Maschinen und bei besonders jungen Fahrern. Die am zweithäufigsten betroffene Altersgruppe sind laut ADAC aber Ältere, deren Führerscheinprüfung lange zurück liegt und die selten fahren.

Die Polizei in Hessen legte beim Blitz-Marathon den Schwerpunkt auf Zweiradsicherheit. Sie hat erstmals eine neue Technik zur Geschwindigkeitsmessung eingesetzt, die Aufnahmen gleichzeitig von vorn und von hinten macht. Bisher mussten Motorradfahrer immer erst gestoppt werden, weil sie normalerweise vorn keine Kennzeichen haben. ADAC-Mann Chiellino hält den Blitz-Marathon für eine gute Initiative: „Er hat seine Funktion darin, die Fahrer wachzurütteln.“

Während generell die Zahl der Verkehrsunfälle sinkt, profitieren Zweiradfahrer nicht von dieser positiven Entwicklung. In den vergangenen zehn Jahren war zwar auch die Zahl der verunglückten Motorradfahrer gesunken. „Zuletzt war allerdings eine Umkehr dieses Trends zu beobachten“, sagte Destais-Fachmann Gerhard Kraski.

Der Zehn-Jahres-Vergleich: 2004 hatte die Polizei rund 51 000 Moped- und Motorradunfälle mit Personenschaden aufgenommen, inzwischen sind es elf Prozent weniger. Die Jahres-Bilanz: Von 2013 auf 2014 stieg die Zahl von 41 150 auf 45 500. Es sind allerdings auch deutlich mehr Motorräder unterwegs: Laut Kraftfahrt-Bundesamt waren 2014 über vier Millionen Krafträder zugelassen, 2008 waren es eine halbe Million weniger.

Die Zahl der Motorradunfälle ist vom Wetter abhängig und unterliegt daher stets gewissen Schwankungen. Im Juni und Juli ereigneten sich rund ein Viertel aller Unfälle des gesamten Jahres. Besonders unfallträchtig war 2014 das warme Pfingstwochenende: Von Freitag bis Montag zählte die Polizei durchschnittlich 258 Unfälle pro Tag, im Jahresdurchschnitt krachte es „nur“ 125 Mal.

(dpa)


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