ARD-Journalist: „Ich kann nicht mehr schweigen“
„Ich habe all meinen Mut zusammengenommen und einen Brief geschrieben“, twittert Ole Skambraks. Er arbeitet seit zwölf Jahren beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Mitarbeiter und Redakteur. Aktuell ist er für den Südwestrundfunk (Sender SWR2) im Programm-Management im Bereich Sounddesign tätig. Früher war er Sendungsmanager der Morgenshow von MDR Sputnik und Redakteur beim WDR Funkhaus Europa.
In einem Offenen Brief, den das Internet-Portal „Multipolar-Magazin“ veröffentlichte, beschäftigt er sich kritisch mit seinem Arbeitgeber und der Berichterstattung der letzten anderthalb Jahre. Er wirft den Sendern vor, das Gegenteil von dem zu tun, was in den Medienstaatsverträgen und ihren Statuten steht. Seinen Brief beginnt er so:
„Ich kann nicht mehr schweigen. Ich kann nicht mehr wortlos hinnehmen, was seit nunmehr anderthalb Jahren bei meinem Arbeitgeber, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk passiert. In den Statuten und Medienstaatsverträgen sind Dinge wie „Ausgewogenheit“, „gesellschaftlicher Zusammenhalt“ und „Diversität“ in der Berichterstattung verankert. Praktiziert wird das genaue Gegenteil. Einen wahrhaftigen Diskurs und Austausch, in dem sich alle Teile der Gesellschaft wiederfinden, gibt es nicht.
Ich war von Anfang an der Ansicht, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk genau diesen Raum füllen sollte: den Dialog fördern zwischen Maßnahmenbefürwortern und Kritikerinnen, zwischen Menschen, die Angst haben vor dem Virus, und Menschen, die Angst haben ihre Grundrechte zu verlieren, zwischen Impfbefürworterinnen und Impfskeptikern. Doch seit anderthalb Jahren hat sich der Diskussionsraum erheblich verengt.“
Plötzlich sind Wissenschaftler und Experten, die vor Corona respektiert und angesehen waren, „Spinner, Aluhutträger oder Covidioten“. Ein viel zitiertes Beispiel dafür sei Wolfgang Wodarg. Er ist Facharzt, Epidemiologe und langjähriger Gesundheitsexperte. Er war bis zur Coronazeit im Vorstand von Transparency International und deckte zudem 2010 als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Europarat den Einfluss der Pharmaindustrie bei der Schweinegrippe-Pandemie auf.
Skambraks beobachtete, dass statt offenen Meinungsaustauschs ein „wissenschaftlicher Konsens“ verkündet wurde, der verteidigt werden muss.
Wer diesen anzweifelt und eine multidimensionale Perspektive auf die Pandemie einfordert, erntet Empörung und Häme.“
Dieses Muster, schreibt der ARD-Journalist, funktioniere auch innerhalb der Redaktionen. Am tagesaktuellen Newsgeschehen ist er seit anderthalb Jahren nicht direkt beteiligt. Aus der Beobachterrolle bei Redaktionskonferenzen und Analysen heraus erkennt er den vermeintlichen Konsens und versucht, einen Ausweg zu finden: „Seit einigen Monaten wage ich mich aufs Glatteis und bringe hier und da eine kritische Anmerkung in Konferenzen ein. Oft folgt darauf betroffenes Schweigen, manchmal ein „Dankeschön für den Hinweis“ und manchmal eine Belehrung, warum das so nicht stimme. Berichterstattung ist daraus noch nie entstanden.“
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk spaltet die Gesellschaft
Weiter heißt es in dem Offenen Brief, dass die deutlichsten Kritiker mit Hausdurchsuchungen, Strafverfolgung, Kontosperrung, Versetzung oder Entlassung rechnen müssten, bis hin zur Einweisung in die Psychiatrie. In einem Rechtsstaat darf es so etwas nicht geben.
Zum anderen sind die Kritiker keine Minderheit, wie von den Medien erzählt wird. Bei der Schweizer Volksabstimmung über die Coronapolitik des Landes waren 60 Prozent der Menschen dafür, 40 Prozent dagegen. Skambraks fragt: „Kann man bei 40 % der abgegebenen Stimmen von einer kleinen Minderheit sprechen?“
Das Ergebnis von anderthalb Jahren Corona ist eine Spaltung der Gesellschaft, die ihresgleichen sucht. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat daran großen Anteil. Seiner Verantwortung, Brücken zwischen den Lagern zu bauen und Austausch zu fördern, kommt er immer seltener nach.“
Offene Fragen ohne passende Berichterstattung
Für ihn bleiben Fragen offen. Es sind Ungereimtheiten, die seiner Meinung nach keine substanzielle Berichterstattung in dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk bekommen haben:
- Warum wissen wir so wenig über „gain of function research“ (Forschung daran, wie man Viren für den Menschen gefährlicher machen kann)?
- Warum steht im neuen Infektionsschutzgesetz, dass das Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit und die Unverletzlichkeit der Wohnung fortan eingeschränkt werden kann – auch unabhängig von einer epidemischen Lage?
- Warum müssen sich Menschen, die bereits Covid-19 hatten, noch mal impfen, obwohl sie mindestens genauso gut geschützt sind wie geimpfte Menschen?
- Warum wird über das „Event 201“ und die globalen Pandemieübungen im Vorfeld der Ausbreitung von SARS-CoV-2 nicht oder nur in Verbindung mit Verschwörungsmythen gesprochen?
- Warum wurde das den Medien bekannte interne Papier aus dem Bundesinnenministerium nicht in Gänze veröffentlicht – und in der Öffentlichkeit diskutiert, in dem gefordert wurde, dass Behörden eine „Schockwirkung“ erzielen müssten, um Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die menschliche Gesellschaft zu verdeutlichen?
- Warum schafft es die Studie von Prof. Ioannidis zur Überlebensrate (99,41 % bei unter 70-Jährigen) in keine Headline, die fatal falschen Hochrechnungen des Imperial College aber schon?
- Warum steht in einem Gutachten, erstellt für das Bundesgesundheitsministerium, dass die Auslastung der Krankenhäuser im Jahr 2020 durch Covid-19-Patienten nur 2 % betragen hat?
- Warum hat Bremen mit Abstand die höchste Inzidenz (113 am 4.10.21) und gleichzeitig mit Abstand die höchste Impfquote in Deutschland (79 %)?
- Warum sind Zahlungen von 4 Millionen Euro eingegangen auf einem Familienkonto der EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, die verantwortlich war für das Abschließen der ersten EU-Impfstoffverträge mit den Pharmakonzernen?
- Warum werden Menschen mit schweren Impfnebenwirkungen nicht im gleichen Maß porträtiert wie 2020 Menschen mit schweren Covid-19-Verläufen?
- Warum stört niemanden die unsaubere Zählweise bei „Impfdurchbrüchen“?
- Warum melden die Niederlande deutlich mehr Nebenwirkungen der Covid-19-Impfstoffe als andere Länder?
- Warum hat sich die Wirksamkeitsbeschreibung der Covid-19-Impfstoffe auf der Seite des Paul-Ehrlich-Instituts in den letzten Wochen dreimal geändert? „COVID-19-Impfstoffe schützen vor Infektionen mit dem SARS-CoV-2 Virus.“ (15. August 2021) „COVID-19-Impfstoffe schützen vor einem schweren Verlauf einer Infektion mit dem SARS-CoV-2 Virus.“ (7. September 2021) „COVID-19-Impfstoffe sind indiziert zur aktiven Immunisierung zur Vorbeugung der durch das SARS-CoV-2-Virus verursachten COVID-19-Erkrankung.“ (27. September 2021) (6)
Bei einigen Punkten ist der ARD-Redakteur anschließend detaillierter darauf eingegangen, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk damit umgegangen ist.
Das Beispiel Ivermectin und Alternativen zur Impfung
Seit Monaten sei klar, dass es effektive und kostengünstige Behandlungsmöglichkeiten für Covid-19 gibt, stellt Skambraks fest. Die Medien betrieben „pseudowissenschaftliche Desinformationskampagnen“ gegen diese Mittel. Hydroxychloroquin wäre seit Jahren bekannt und millionenfach im Einsatz, bevor es vergangenes Jahr plötzlich für gefährlich erklärt wurde. Ivermectin spielt eine entscheidende Rolle in Indien und anderen Ländern. Doch:
„In der Liste möglicher Medikamente vom Bayerischen Rundfunk wird Ivermectin nicht einmal erwähnt, und zu Hydroxychloroquin werden nur negative und keine positiven Studien zitiert.
Warum stellen sich Gesundheitsbehörden vehement gegen Behandlungsmittel, die von Beginn der Pandemie an zur Verfügung gestanden hätten? Dazu hätte ich mir investigative Recherchen der ARD gewünscht! Es sei noch erwähnt, dass die neuen Corona-Impfstoffe nur deshalb eine Notzulassung bekommen konnten, weil es kein offiziell anerkanntes Behandlungsmittel für SARS-CoV-2 gegeben hat.
Es geht mir nicht darum, irgendein Corona-Wundermittel anzupreisen. Ich möchte Sachverhalte aufzeigen, die nicht die nötige Beachtung bekommen haben. Von Anfang an wurde im öffentlichen Diskurs die Meinung verbreitet, dass nur eine Impfung Abhilfe schaffen kann. Die WHO ging zeitweise sogar so weit, die Definition von „Herdenimmunität“ in dem Sinne zu ändern, dass diese nur noch durch Impfungen erlangt werden könne und nicht mehr durch eine frühere Infektion wie das bisher der Fall war.“
Typisch: Umgang mit #AllesAufDenTisch
Der Weg aus der Pandemie, den Politik und Medien propagieren, nennt er ein „Dauerimpfabonnement.“
Erhellend ist Skambraks Erklärung, wie über die Videoaktion von #allesaufdentisch berichtet wurde. Statt dass man mit den Beteiligten über die Inhalte der Videos diskutierte, suchten sich die öffentlich-rechtlichen Medien Experten, die die Kampagne diskreditieren: „Damit begehen die Öffentlich-Rechtlichen genau den Fehler, den sie #allesaufdentisch vorwerfen.“
Und weiter: „Der Spiegel-Journalist Anton Rainer sagte im SWR-Interview über die Videoaktion, es handle sich nicht um Interviews im klassischen Sinne: ‚Im Prinzip sieht man jeweils zwei Menschen, die sich gegenseitig Recht geben.‘ Ich hatte Bauchschmerzen, nachdem ich mir die Berichterstattung meines Senders angehört hatte, und war vollkommen irritiert vom fehlenden journalistischen Grundverständnis auch die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen.“
Dass ein Thema „schon gemacht sei“ wäre etwas, was man auf den Konferenzen oft höre. Als er die sehr wahrscheinliche Untererfassung von Impfkomplikationen ansprach, hörte er:
Ja, richtig, das Thema wurde erörtert mit dem hauseigenen Experten, der – es wundert wenig – zu dem Schluss gekommen ist, dass es keine Untererfassung gibt. ‚Die andere Seite‘ wird zwar hier und da erwähnt, doch bekommt sie sehr selten Gesicht in der Form, dass tatsächlich mit den Menschen gesprochen wird, die kritische Standpunkte einnehmen.“
Kampf gegen „fake news“ und Einschränkung des Diskurs
Was gerade stattfinde, sei kein aufrichtiger Kampf gegen „fake news“. Stattdessen hat er den Eindruck, dass alle Informationen, die im Gegensatz zu dem offiziellen Narrativ stünden, unterbunden werden sollen. Gleiches träfe auf Beweise und Diskussionen zu, die der Staatsmeinung unangenehm sind.
Hier drei der im offenen Brief belegten und erklärten Beispiele.
1. Die Rohdaten zu Corona: Die Daten entsprächen weder bei der Übersterblichkeit, der Bettenbelegung oder dem Infektionsgeschehen dem, was seit anderthalb Jahren der Öffentlichkeit erklärt wird. Ein Video eines Informatikers, der diese Daten nüchtern, neutral und mathematisch analysierte, wurde von YouTube nach 145.000 Zuschauern gelöscht. Nur nach viel Protest wurde es wieder zugänglich gemacht. Die Faktenchecker nennen den Informatiker einen Volksverpetzer.
2. Die „Gatekeeper der Information“: Jan Böhmermann fordere, dem Virologen Hendrik Streeck und Professor Alexander S. Kekulé keine Bühne mehr zu geben, da sie nicht kompetent seien. Doch beide Mediziner haben eine äußerst respektable Vita und äußern ihre Kritik in Samthandschuhen. Soll das ebenfalls nicht mehr erlaubt sein?
3. Der Bayerische Rundfunk und die Übertragung von Parlamentsdebatten: Mittlerweile hat der Bayerische Rundfunk mehrfach Reden von Abgeordneten, die kritisch zu den Maßnahmen stehen, nicht ausgestrahlt.
Der langjährige Journalist fragt:
„Sieht so das neue Demokratieverständnis des öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus? Alternative Medienplattformen florieren zuallererst, weil die Etablierten ihren Aufgaben als demokratisches Korrektiv nicht mehr nachkommen.“
Millionenfach werden Inhalte zu Corona-Themen mittlerweile gelöscht, wie die Journalistin Laurie Clarke im British Medical Journal zeigt. Facebook und Co. sind private Unternehmen und können deshalb entscheiden, was auf ihren Plattformen publiziert wird. Aber dürfen sie damit auch den Diskurs steuern?
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk könnte einen wichtigen Ausgleich schaffen, indem er einen offenen Meinungsaustausch gewährleistet. Doch leider Fehlanzeige!“
Ein Ketzer, der Hochverrat begeht?
Lange Zeit war Ole Skambraks stolz auf seine Arbeit und mit Freude am Werk. Nun kommt er sich vor wie ein Ketzer, der Hochverrat begeht und dem eine Strafe droht. Die Qualität der Recherchen, der Formate und Inhalte sei hoch. Trotz Kostendruck und Sparmaßnahmen leisten Tausende Mitarbeiter in den Öffentlich-Rechtlichen Hervorragendes.
Doch bei Corona sei irgendetwas schiefgelaufen. Er nimmt Scheuklappen und einen Tunnelblick wahr, einen vermeintlichen Konsens, der nicht mehr hinterfragt wird.
Wissenschaft wird zur Religion, wenn die Grundprinzipien nicht mehr eingehalten werden: das Anzweifeln, das Hinterfragen, das Überprüfen. Natürlich ginge es anders, das zeigen alternative Medienplattformen. Sie würden florieren, weil die Etablierten ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen.
Ein blinder Fleck sei in die Köpfe eingekehrt. Und dieser erlaube keine wahrhaftige Auseinandersetzung mehr.
Wir werfen uns scheinbare Fakten um die Ohren, aber können uns nicht mehr zuhören. Verachtung tritt an die Stelle von Verständnis, das Bekämpfen der anderen Meinung ersetzt Toleranz.“
Skambraks bedauert, dass die Grundwerte unserer Gesellschaft „hopladihop über Bord geworfen“ werden. Auf einer Seite sagt man: „Menschen, die sich nicht impfen wollen, seien bekloppt“, auf der anderen heißt es: „Schande über die Schlafschafe“.
Gleichzeitig, und während so gestritten wird, würden wir jedoch nicht merken, dass sich die Welt um uns herum in rasender Geschwindigkeit ändert: „So gut wie alle Bereiche unseres Lebens befinden sich in einer Transformation. Wie diese verläuft, liegt maßgeblich an unserer Fähigkeit der Kooperation, des Mitgefühls und des Bewusstseins von uns selbst und unseren Worten und Taten. Für unsere geistige Gesundheit täten wir gut daran, den Debattenraum zu öffnen – in Achtsamkeit, Respekt und Verständnis für unterschiedliche Perspektiven.“
Veröffentlicht wurde Ole Skambraks Brief im Online-Magazin „Multipolar“. Für diejenigen, die die Fakten überprüfen wollen, fügte er eine lange Liste mit Literatur zu den angeführten Punkten hinzu.
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