Arzt bei Maybrit Illner: „Wenn das Virus in meinem Körper wütet, dann habe ich ein Problem“

„Wir haben so viel Dusel und so viel Glück, dass man wirklich sagen kann: Wir kommen derzeit mit einem blauen Auge davon“, betonte der Hamburger Arzt Dr. Johannes Wimmer. Er war neben Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu Gast bei Maybrit Illner.
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Am 30. Januar 2020 wurde in der ZDF-Sendung "maybrit illner“ über "Wettlauf gegen die Krankheit – wie gefährlich ist das Coronavirus?" debattiert: (L-R) Felix Lee (Chinakorrespondent der "taz"), Minister für Gesundheit Jens Spahn, Virologin Moderatorin Maybret Illner, Melanie Brinkmann und Dr. Johannes Wimmer.Foto: Screenshot
Von 31. Januar 2020

Erkältung, Grippe oder Coronavirus? Am Donnerstagabend wurde bei Maybrit Illner über den aus China stammenden Virus 2019-CoV diskutiert. Als Gäste geladen waren Gesundheitsminister Jens Spahn, der Hamburger Arzt Dr. Johannes Wimmer, die Virologin Melanie Brinkmann von Institut für Genetik TU Braunschweig sowie Felix Lee, ehemaliger Chinakorrespondent der „taz“. Ein weiterer Gast war ZDF-Finanzmarktexpertin Valerie Haller.

In der Sendung fiel vor allem ein Gast auf: TV-Arzt Doktor Wimmer. Er sprach über die Ängste innerhalb der Bevölkerung, denn einen Coronavirus-Schnelltest gäbe es derzeit nicht. Man könne nicht einfach zum Hausarzt gehen, sich „durch den Mund wischen lassen“ und schauen, ob eine Infektion mit dem Coronavirus vorliegt. So einfach sei das nicht, sagte Wimmer. Dass unter den Menschen, die momentan unter Erkältungssymptomen leidet, auch der eine oder andere nachts ins Grübeln komme, sei verständlich. Das sei „eine ganz berechtigte Angst, die da ist. Es ist nur nicht so leicht, sie zu entkräften“, sagte Wimmer.

„Wir haben so viel Dusel und so viel Glück, dass man wirklich sagen kann: Wir kommen derzeit mit einem blauen Auge davon“, betonte Wimmer.  Die Deutschen, die aus einer Hochrisikoregion kommen, würden alle gemeinsam für 14 Tage in einer Kaserne untergebracht werden. Aber wie sieht es mit allen anderen Reisenden aus?

Derzeit werden von den aus China kommenden Flugzeugen Daten gesammelt. Passagiere müssen dabei auch angeben, wo sie sich in den nächsten 30 Tagen aufhalten. Dass jetzt diese Daten gesammelt würden, sei „richtig und korrekt“. Aber was ist denn mit der Mitarbeiterin, die aus China gekommen ist? „Wer saß denn neben der? Findet man das noch so ‚easy peasy‘ raus?“, fragte Wimmer.

Ansteckungsgefahr durch symptomfreie Kontakte

Und tatsächlich wirft der Fall des Unternehmens Webasto einige Fragen auf. Denn die Mitarbeiterin aus Shanghai, die bei einer Schulung weitere Kollegen angesteckt hatte, wies keinerlei Symptome auf. Erst nach ihrer Rückkehr in Shanghai brach der Coronavirus aus.

Dr. Wimmer sagte: „Wenn das Virus in meinem Körper wütet, dann habe ich ein Problem.“ Das könne im schlimmsten Fall so weit gehen, dass man künstlich beatmet werden muss.“ Und weiter: „Es geht so weit, dass das Blut teilweise außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert werden muss, weil die Lunge das teilweise gar nicht mehr schafft“, beschreibt Wimmer. „Dass eine Dialyse stattfinden muss, dass der Körper komplett auf Maschine extern angewiesen ist. Das ist der krasseste Fall.“

Rätselraten: Wie viele Infizierte gibt es wirklich?

Bei den Chinesen herrschte in den vergangenen Tagen Hochsaison, zumindest was das Reisen angeht. Die chinesische Neujahrsfeier und die damit in Verbindung stehenden Feiertage sorgten für Familienzusammenkünfte weltweit. Zudem sind unzählige Händler in den vergangenen Wochen nach Deutschland gereist, beispielsweise zur ISPO AWARD 2020 nach München. Was passiert, wenn sie infiziert waren, ohne es zu wissen? Das Problem betrifft auch diejenigen, die mit den Virenträgern in Kontakt kommen und sich infizieren.

Klar bedeute es ab einer gewissen Größenordnung „eine Herausforderung im jeweiligen Krankenhaus“, sagte Spahn in der TV-Sendung. Das wichtigste sei, die Infektionsketten schnell zu unterbrechen. Und das deutsche Gesundheitssystem könne das. Davon war Spahn überzeugt.

Die WHO hat den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Die Pandemie-Beauftragte der Bundesärztekammer hält die Krankenhäuser in Deutschland nicht für ausreichend auf das neuartige Coronavirus verbreitet. Optimal für Patienten mit diesem Virus seien Einzelzimmer mit Vorschleusen, von denen es aber nicht mehr sehr viele gebe, sagte Susanne Johna der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Hygieneexpertin war nicht zu Gast in der Talkshow.

Krisenmanagement und schnelle Entscheidungen

Der aus dem ZDF-Studio Peking zugeschaltete Journalist Ulf Röller sagte:  „Ich glaube, dass zu Beginn beim Krisenmanagement zumindest die lokalen Behörden vor Ort ein wirkliches Problem hatten und nicht zugeben wollten, wie wichtig diese Viruserkrankung ist.“ Zudem seien sie von der Schnelligkeit dieser Seuche überrannt worden.

Spahn wies während der Sendung darauf hin, dass sich ein Kfz-Mechaniker geweigert hätte, die Autos der Webasto-Mitarbeiter zu reparieren. Und auch die Kinder dieser Mitarbeiter seien betroffen. Sie würden in der Kita oder Schule an die Seite gesetzt. Das seien „Unsicherheiten, Ängste, Sorgen“, sagte Spahn.

Am Ende der Sendung sagte Spahn mit Blick auf Deutschland:

Wir müssen immer daran arbeiten, zumindest zügigen Entscheidungen zu kommen. Das ist ja das, wofür dieses Land im Zweifel auch in anderen Bereichen eher daran leidet, dass wir manchmal nicht so richtig schnell sind im Entscheiden.“

Wirkliche Tipps, wie die deutsche Bevölkerung mit dem Problem Coronavirus umgehend sollte, gab es nicht.

Kein Hinweis auf Händedesinfektion oder Atemschutzmaske. Dies könnte darin begründet liegen, dass kein Hygiene-Experte an der Diskussionsrunde teilgenommen hat. Aus diesem Grund verweisen wir an dieser Stelle auf den Rat des Spezialisten Klaus-Dieter Zastrow: „Desinfizieren Sie Ihre Hände und besorgen Sie sich eine Atemschutzmaske – solange Sie noch eine bekommen.“

(mit Material der Agenturen)

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