Asylbewerber: Verband sieht Städte am Limit

Die großen Kommunalverbände setzen einen Hilferuf nach dem anderen ab: Die hohen Flüchtlingszahlen stellen Städte und Gemeinden vor große Herausforderungen. Es geht um Unterbringung – und um Integration.
In einer Landeserstaufnahmestelle warten Flüchtlinge in einer Schlange vor der Essensausgabe. Die Zahl der Asylbewerber ist im Januar und Februar gegenüber den Vorjahresmonaten deutlich gestiegen.
In einer Landeserstaufnahmestelle warten Flüchtlinge in einer Schlange vor der Essensausgabe. Die Anzahl der Asylbewerber ist im Januar und Februar gegenüber den Vorjahresmonaten deutlich gestiegen.Foto: Stefan Puchner/dpa
Epoch Times26. April 2023

Vor der Integrationsministerkonferenz und einem Bund-Länder-Gipfel pochen Kommunen auf mehr Unterstützung bei der Versorgung und Integration von Flüchtlingen. Der Deutsche Städtetag sieht viele Kommunen am Limit. Bund und Länder müssten nun Nägel mit Köpfen machen, sagte Städtetagspräsident Markus Lewe der „Deutschen Presse-Agentur“.

„Wir brauchen handfeste Ergebnisse für eine zusätzliche Unterstützung der Kommunen bei der Aufnahme von Geflüchteten sowie konkrete Zusagen beim Thema Integration. Der Bund muss seine Blockadehaltung in Finanzierungsfragen jetzt aufgeben.“

Union erwartet 300.000 Asylbewerber

Die Unionsfraktion bekräftigte ihre Warnung, dass die Zahl der neuen Asylbewerber in diesem Jahr auf mindestens 300.000 steigen dürfte. „Eher mehr. Die Prognose ergibt sich aus den ersten drei Monaten des Jahres, da waren es bereits 80.000 Erstanträge“, sagte der innenpolitische Sprecher Alexander Throm der „Bild“. Die Möglichkeiten seien endlich, warnte der CDU-Politiker „Das Land ist wie ein Schwamm, der bereits vollgesogen ist.“

Am Mittwoch und Donnerstag treffen sich die für Integration zuständigen Minister und Senatoren der Länder in Wiesbaden, am 10. Mai kommen die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin zusammen.

Kommunen: Integration besser fördern

Im vergangenen Jahr hatten fast 218.000 Menschen erstmals einen Asylantrag in Deutschland gestellt – so viele wie seit 2016 nicht mehr. Darin nicht mitgezählt sind rund eine Million Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, die keinen Asylantrag stellen mussten.

„Wir weisen seit Monaten darauf hin, dass viele Städte bei der Unterbringung und Integration von Geflüchteten an ihre Grenzen stoßen“, sagte der CDU-Politiker Lewe, der Oberbürgermeister von Münster ist. Die Bundesregierung müsse zudem die Rückführung ausreisepflichtiger Asylbewerber ohne Bleibeperspektive konsequent unterstützen. „Wir brauchen mehr Rückführungsabkommen mit den Herkunftsländern.“

Der Städte- und Gemeindebund forderte auch stärkere Bemühungen zur Integration. „Die Zahl der Menschen, die nach Deutschland kommen, wird auch in den nächsten Jahren weiter zunehmen“, sagte der Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Nachrichtenportal „t-online“. „Es ist deshalb eine wichtige Herausforderung, dass es gelingt, diese Personen und ihre Familien so schnell wie möglich zu integrieren.“

Grüne: „Krise-Kampagne von CDU und CSU“

Unionsfraktionschef Friedrich Merz hatte am Dienstag auf ein stärkeres Gegensteuern der Bundesregierung wegen der hohen Flüchtlingszahlen gedrungen. Die Grünen-Migrationsexpertin Filiz Polat kritisierte daraufhin eine „Krise-Kampagne von CDU und CSU“. Nichtsdestotrotz erwarte sie von Bundeskanzler Olaf Scholz „ein deutliches Signal zur angemessenen finanziellen Unterstützung der Kommunen durch den Bund; es braucht eine faire Kostenteilung zwischen Bund und Ländern“.

Schleswig-Holsteins Integrationsministerin Aminata Touré warb für dauerhafte Notfallstrukturen. „Wenn man sich die Krisen weltweit anschaut, dann müssen wir in Deutschland eine Struktur schaffen, die dauerhaft darauf eingestellt ist, Menschen aufzunehmen“, sagte die Grünen-Politikerin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Wir können nicht immer wieder von Migrationsbewegungen überrascht werden, denn das ist eine Realität, die uns begleiten wird.“

Ihr Bundesland sei bereits dabei, entsprechende Notfallreserven zu schaffen. „Das bedeutet beispielsweise, dass wir als Land mehr Kapazitäten in der Erstaufnahme von Flüchtlingen vorhalten“, führte sie aus. Diese Kapazitäten sollen im Ernstfall schnell hochgefahren werden, „um Kommunen und Menschen vor Ort zu entlasten“. (dpa/red)



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