Asylkrise – CDU-Politiker Spahn: Kirchen fehlt oft der Bezug zur Realität – sie mischen sich in Tagespolitik ein

"An zu vielen Stellen machen die Kirchen nicht mehr das, wofür sie da sind", so CDU-Politiker Jens Spahn. Die Kirchen mischten sich "zu sehr in die Tagespolitik ein" und machten sich so "nur zu einem von vielen Interessenvertretern", kritisierte er.
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Berliner DomFoto: KAY NIETFELD/AFP/Getty Images
Epoch Times25. Mai 2017

Anlässlich des Evangelischen Kirchentags hat der CDU-Politiker Jens Spahn die Kirchen in Deutschland für ihre Einmischung in die Tagespolitik kritisiert.

„An zu vielen Stellen machen die Kirchen nicht mehr das, wofür sie da sind“, sagte das CDU-Präsidiumsmitglied laut einer Vorabmitteilung der „Heilbronner Stimme“ und dem „Mannheimer Morgen“ vom Freitag. „Sie sollten sich mehr auf ihre Kernthemen konzentrieren – also Seelsorge, Glaubensvermittlung oder auch das Karitative.“

Doch die Kirchen mischten sich „zu sehr in die Tagespolitik ein“ und machten sich so „nur zu einem von vielen Interessenvertretern“, kritisierte Spahn. Zudem fehle ihm bei den Kirchen oft der Bezug zur Realität.

„Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind begrenzt“, griff Spahn eine Äußerung des früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck vom Höhepunkt der Flüchtlingskrise auf. „Diese ehrliche Klarheit vermisse ich leider zu oft bei Predigten und öffentlichen Äußerungen von Vertretern meiner Kirche“, sagte er.

Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) äußerte Kritik. „Meine Überzeugung ist, dass es innerhalb der protestantischen Kirchen gelegentlich Stimmen gibt, die in weltlichen Fragen zu sehr aus Glaubensüberzeugung argumentieren und dann in der Gefahr sind, nicht zu respektieren, dass man anderer Meinung sein kann“, sagte er am Donnerstag im Deutschlandfunk. Zur Frage einer „Inszenierung von Nähe zwischen Kirchentag und Politik“ sagte Schäuble: „Von der halte ich auch nur begrenzt viel – wir müssen überhaupt nicht so viel inszenieren.“

Der religionspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Volker Beck, nahm die Kirchen hingegen in Schutz. Mit Blick auf Spahn und die CDU erklärte er: „Wenn ein Politiker einer Partei, die das Christentum im Namen führt, den Kirchen sagt, sie sollen sich aus der Politik heraushalten, ist das schon eine paradoxe Intervention.“ Wenn die Kirchen „ihrem Auftrag folgen und sich für die Schwachen, Ausgegrenzten und für Flüchtlinge engagieren“, passe dies „offensichtlich nicht jedem in der CDU“. „Das ist ein erstaunlicher Befund“, erklärte Beck. (afp)



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