Aufgeheizter Klima-Talk bei Anne Will: Deutschland rettet das Weltklima nicht alleine

Letzten Sonntag entgleist kurz der Talk bei Anne Will, als der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn im Eifer des Klimawandel-Gefechts Konter gibt. Wieviel Fakten oder gar Wahrheit verträgt das Abendprogramm der ARD?
Die Talkshow «Anne Will» wird Ende des Jahres 2023 beendet.
Die Talkshow „Anne Will“ wird Ende des Jahres beendet.Foto: Wolfgang Borrs/NDR/ARD/dpa
Von 27. April 2023


Seit über eineinhalb Jahrzehnten moderiert Anne Will sonntags nach dem Tatort eine öffentlich-rechtliche Talkshow, die ihren Namen trägt. Schon vor Monaten hatte Will bekannt gegeben, dass Ende des Jahres Schluss damit sei, die 56-jährige Anne Will geht den Plaßberg-Weg, der den Staffelstab bereits an einen Jüngeren abgegeben hat.

2020 sagte die Moderatorin in einem Interview, man müsse sich immer wieder die Grenzen des eigenen Tuns klarmachen. Als Journalistin sei sie keine „Erziehungsberechtigte“, betonte Anne Will. „Wir Journalistinnen und Journalisten haben die Aufgabe, kritisch zu berichten. Das ist wichtig, aber auch schon alles. Ich sehe mich nicht in einem Kampf mit einer Partei, das ist Aufgabe der Parteien untereinander.“

Die Grenzen des eigenen Tuns

Anne Will hat damit die Messlatte selbst hoch gehängt. Die Kritik an ihrer Moderation war von der ersten Sendung an ein ständiger Begleiter und diese Kritik reißt bis heute nicht ab.

Dass sich die Rezensenten der Sendung allerdings explizit auf einen Satz der Moderatorin konzentrieren, ist auch für Anne Will ein Novum. Sie sagte am vergangenen Sonntagabend über eine Aussage des sächsischen Ministerpräsidenten Folgendes:

„Wie ich finde, ein hochproblematischer Satz: Wir in Deutschland alleine werden das Klima nicht retten“.

Es gehört zum alltäglichen Geschäft der Moderation, den Gästen auch unbequeme oder sogar provozierende Fragen zu stellen. Problematisch wird es, wenn die Anwürfe sich gegen jemanden richten, der gar nicht eingeladen wurde, so wie in diesem Fall der Christdemokrat Michael Kretschmer (CDU).

Und Anne Will war durchaus bewusst, was sie da verbalisierte, denn sie schob noch eine Erklärung nach: „Haben wir noch verdammt viel Zeit? Kann man mit dem Klima irgendwelche Verhandlungen treffen? Nein!“

Tabu-Talk: Rückenwind von Parteifreund

Das wollte Anne Wills Talkgast Jens Spahn (CDU) nicht auf seinem Parteifreund sitzen lassen: Der ehemalige Gesundheitsminister konterte Wills Anwurf gegen Kretschmer so:

„Es geht um wirtschaftliche Vernunft, es geht um Sozialpolitik dabei. Die Menschen müssen eine Chance haben, sich das Ganze auch leisten zu können. Zwei Prozent des weltweiten CO₂ werden in Deutschland emittiert. Das heißt, wenn Deutschland jetzt … darf ich eben den Gedanken zu Ende machen, weil sie hatten ja zu Recht die Frage gestellt, was er eigentlich meint. Was er meint, ist ja …“

Den Satz bekam Spahn dann nicht mehr zu Ende, Anne Will ging dazwischen: „Nein, ich hab gesagt, das ist ein problematischer Satz.“

Darauf hin wieder Spahn: „Der Hinweis von Michael Kretschmer ist ja richtig. Ich finde den Satz auch überhaupt nicht problematisch, weil er ja wahr ist.“

Was genau an diesem Satz problematisch sein soll, erklärte Anne Will anschließend ebenso wenig, wie sie die Faktenlage benannte, die ihrer Auffassung nach dieser Äußerung zugrunde liegt.

Klimaretter Deutschland: nur zwei Prozent der weltweiten CO₂-Emission

Denn hier geht es eigentlich um bekannte und für jeden verfügbare Daten: Der Anteil von CO₂-Emissionen Deutschlands liegt im weltweiten Maßstab zuletzt bei nur knapp zwei Prozent. Genauer gesagt: im Jahr 2021 bei 1,83 Prozent und daran hat sich bis 2023 nicht viel geändert.

Der weltweit größte CO₂-Emittent (im Jahr 2021 und auch immer noch) war China mit einem Anteil von 30,9 Prozent an den globalen Kohlenstoffdioxid-Emissionen. Die USA trugen mit rund 13,49 Prozent ebenfalls wesentlich zum CO₂-Ausstoß bei. Vor Deutschland kommen außerdem noch Indien (7,3), Russland mit 4,73, Japan (2,88) und der Iran mit 2,02.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass über 98 Prozent CO₂-Ausstoß durch andere Länder verursacht werden und nicht auf Deutschlands Kappe gehen. Mit diesem Fakt steht dann auch der Atomausstieg Deutschlands in einem anderen Licht da. Gegen das abrupte kürzliche Abschalten der letzten drei Atomkraftwerke waren nicht nur 59 Prozent der deutschen Bevölkerung, Deutschland hat sich auch mit dieser für viele nicht nachvollziehbaren Klimapolitik in der Welt lächerlich gemacht.

Energiewende „nicht wissenschaftlich fundiert“

Deutschland mache sich mit dem Atomausstieg eine Pseudowissenschaft zu eigen, schreibt das US-Magazin „Forbes“ und weiter: „Die Energiewende-Initiative hat zwar lobenswerte Ziele, aber ein Programm, das die Rolle der Kernenergie beim Übergang zu sauberer Energie nicht anerkennt, ist letztlich nicht wissenschaftlich fundiert. Mit ihren Investitionen in neue Nukleartechnologie zeigen Länder wie Kanada, dass es möglich ist, ‚der Wissenschaft zu folgen‘ und gleichzeitig hohe Sicherheitsstandards einzuhalten. Es ist an der Zeit, dass die deutschen Entscheidungsträger aufwachen und einen stärker wissenschaftlich fundierten Ansatz in der Energiepolitik verfolgen“.

Laut „Forbes“ ist die Kernenergie die „sicherste Energiequelle, was die Sterblichkeit betrifft“. Das Magazin bezieht sich mit dieser Aussage auf eine US-Studie aus dem Jahr 2019. Demnach führte die steigende Kohleverstromung seit dem Atomausstieg 2011 zu mehr Krankheiten und auch mehr Todesfällen, weil die Luftverschmutzung durch die Kohlekraftwerke seitdem gestiegen ist. Und genau diese „klimaschädlichen“ Kohlekraftwerke sollen jetzt nach dem Abschalten von CO₂-armen Kraftwerken in Deutschland die Versorgungslücke schließen.

Ende der Diskussion ganz ohne Diskussion

Bei Anne Will fehlt die Diskussion, stattdessen werden Aussagen Kretschmers von der Moderatorin mit dem „Hochproblematisch“-Bann belegt und in die Unsagbarkeitsecke überführt.

Anne Will hatte sich, wie hier eingangs erwähnt, in einem Interview davon distanziert, als eine Art „Erziehungsberechtigte“ zu erscheinen. Aber wie ist Anne Wills Äußerung anders zu verstehen, fragte sich eine große Boulevardzeitung und titelte: „Was ist an diesem Satz ‚hochproblematisch‘, Frau Will?“



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