Bäuerin übt scharfe Kritik an Politikern: „Sie sind korrupt, sie belügen und verhöhnen uns“ + Video

Bei einem Bauern-Protest in Berlin erklärte die Landwirtin Skrolan Starke, dass die Politiker sich überhaupt nicht einsetzen würden für die heimische Landwirtschaft. Auch die Partei Die Grünen nicht. Sie würden zwar so tun als ob, aber letztendlich auch nur die Interessen der Großkonzerne vertreten. Starke ist schwer enttäuscht von den Politikern und wirft ihnen unter anderem Korruption vor. Das Video vom Interview finden Sie sowohl oben im Bild als auch am Ende des Textes.
Epoch Times5. April 2021

Rebecca Sommer: Skrolan Starke, warum bist du heute hier bei der Demo und was machst du genau als Landwirtin?

Skrolan Starke: Also, als Landwirtschaft haben wir einen Milchviehbetrieb zu Hause im Kreis Stormarn in Schleswig-Holstein. Mich bewegt die Agrarpolitik schon seit Jahren ziemlich intensiv. Was wir, also mein Mann und ich, im Laufe unseres Ehrenamtes für den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter, erkannt haben, und was mich stört, ist der Umstand, dass die Politiker wirklich mit falschen Karten spielen.

Sie belügen und sie verhöhnen uns. Sie lächeln in die Kamera und trinken noch werbewirksam ein Glas Milch für uns und sagen: ‚Wir wollen euch helfen‘ und letztendlich fahren sie nach Hause und beschließen alles wieder hinter unserem Rücken gegen unsere Interessen. Machen sie das für die bäuerliche Landwirtschaft und für die heimische Landwirtschaft? Ne!

Sie hätten ganz viele Möglichkeiten, etwas zu tun. So kleine Stellschrauben, um ein bisschen mehr Geld auf die Betriebe und Höfe zu bringen, womit wir ja auch den ländlichen Raum stärken würden. Sie nutzen die Chancen aber einfach nicht. Sie lassen weiter Fleisch importieren.

Es wird in sämtlichen Fertigprodukten Palmöl eingesetzt. Wir betonen schon seit Jahren, wie schädlich das ist und dass es nachweislich krebserregend ist. Das interessiert die einfach überhaupt gar nicht. Wenn sie von uns kommen, treffen sie sich am nächsten Tag mit Unilever oder Nestlé, das ist für sie viel wichtiger. Da gibt es dann kein Glas Milch, da gibt es dann Geld.

Sommer: Die Frage ist: Wissen sie nicht was sie tun oder haben sie kein Gewissen?

Starke: Ich glaube, dass sie wirklich so korrupt sind. Ich glaube nicht, dass sie das irgendwie naiv angehen, sondern es ist ganz gezielt und ganz bewusst, was die da machen. Sie verfolgen eine ganz andere Agenda. Sie machen ihren Job wahrscheinlich auch sehr gut. Nur nicht im Interesse der Landwirtschaft oder für andere Berufe, die eben davon betroffen sind. Eben nicht für uns alle.

Sommer: Was macht ihr vom Bundesverband der Milchviehhalter?

Starke: Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter hat eigentlich eine richtige Lobbyarbeit für die Milchviehhalter geleistet. Er hat sehr viel Verbraucheraufklärung gemacht. Wir sind auch mit der eigenen Milchmarke, die faire Milch, in den Supermärkten gewesen und haben versucht, das gut zu vermarken. Dann haben wir auch viele Gespräche mit den Parteien geführt.

Später kam uns die Erkenntnis: Die Grünen wollten uns wohl suggerieren, dass sie das Konzept, was der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter erarbeitet hat, von ihnen unterstützt würde. Ich glaube aber, damit hatten sie nur den Auftrag die Milchbauern von der Straße zu holen. Dass wir wieder ruhiger werden und sie sagen können, wir sollten nicht so laut demonstrieren, denn die Grünen würden uns ja unterstützen.

Gerade auf den Agrarministerkonferenzen wurde uns [von den Grünen] gesagt: ‚Wir haben uns sehr für euch eingesetzt, die anderen Parteien aber nicht‘. Wir haben das auch jahrelang wirklich geglaubt. Man ist ja fast auf du und du mit Robert Habeck und Co und denkt sich, ja Mensch, die können doch gar nicht so verkehrt sein. Doch, sie sind so verkehrt. Also muss man jetzt ganz ehrlich sagen, die interessieren sich überhaupt gar nicht für die heimische Landwirtschaft.

Ich glaube, deren Ziel ist es, dass die Ernährung durch die großen Konzerne gewährleistet werden soll. Wenn überhaupt, soll es vielleicht noch Zulieferer von Getreide geben, aber Milchprodukte oder irgendwas anderes nicht mehr.

Sommer: Ich habe gehört, du warst auch in Brüssel. Und das ist ja schon wichtig, denn es kommen viele Gesetze von der UN und dann eben auch vom EU-System. Magst du darüber was erzählen?

Starke: Ja genau. Also da sind wir auch gewesen und haben mit der EU-Agrarministerin Fischer Boel eine wirklich schwere Auseinandersetzung gehabt. Sie hat sich auch in keinster Art und Weise für die europäische Landwirtschaft eingesetzt. Also, ich hätte es ja noch verstanden – sie war Dänin, glaub ich – , wenn sie sich zumindest für ihr Land stark gemacht hätte. Aber eigentlich auch nicht mal das. Also, wir waren damals da gewesen mit dem Fokus, dass die Milchquote 2015 ausläuft. Die Schweizer hatten zu dem Zeitpunkt schon ihr eigenes System. Und dann hieß es, dass für die europäischen Milchviehhalter die Milchquote ausläuft und wir so viel produzieren können, wie wir wollen. Die Molkereien haben uns suggeriert: ‚Wir nehmen euch die Mengen ab, egal wieviel ihr produziert. Wir nehmen alles und der Weltmarkt, der wird das schlucken. Also ihr könnt gar nicht so viel produzieren, wie wir verarbeiten können.‘ Und ganz schnell sind die Meiereien an ihre Grenzen gekommen. Und dann hatten wir die Milchkrise, weshalb wir in Brüssel gewesen sind.

Sommer: Wie viele wart ihr in Brüssel?

Starke: Also, da waren wir bestimmt auch 5000 Leute. Wir waren schon mit über 1000 Treckern dort, und viele Berufskollegen waren da.

Sommer: Von überall her?

Starke: Ja. Aus allen Ecken und Kanten und viele Berufskollegen sind noch mit Reisebussen gekommen, weil das eben auch schneller geht. Milchviehhalter sind ja immer ziemlich stark gebunden an ihre Betriebe. Sie kommen immer schlecht weg. Jeder Tag, wo wir nicht zuhause sind, wo wir das in andere Hände geben, kostet uns doppelt Geld. Meistens geht dann auch noch irgendwas schief. Dann kalbt gerade irgendwie noch ’ne Kuh und der, der einspringen sollte, der sieht das nicht rechtzeitig und dann passiert irgendwas und es geht was schief. Den Mann müssen wir aber trotzdem bezahlen. Es ist immer ein bisschen müßig, sich erstmal von zu Hause weg zu bewegen.

Sommer: Was lief dann ab in Brüssel?

Starke: Also, völlige Ignoranz von der Politik. Die wollten auch überhaupt gar nicht rauskommen, um mit uns zu reden. Und das Ding ist eigentlich gewesen, was die Bauern wirklich in Aufregung versetzt hat, da war das „ARD-Hauptstadtstudio“ in Brüssel, wo die große Demonstration vorher lief und es kam keiner raus und es hat auch keiner irgendwas berichtet. Da wurden Reifenberge angezündet in Brüssel. Die Franzosen haben eine ganz andere Streitkultur als wir hier, die können ja richtig Gas geben. Und es wurde überhaupt gar nichts berichtet.

Sommer: Kennen wir das nicht auch von dieser Demo?

Starke: Ja. Es ist wirklich so, als sollte es in Deutschland keine Unruhen geben, so, als sei alles in Ordnung und es wären da nur eine Handvoll Milchviehhalter, die verrücktspielen und unzufrieden sind. Wir wurden also mehr oder weniger als Spinner dargestellt. Das ist eigentlich schon eine ziemliche Klatsche. Das Gute ist, dass diese Aktionen, diese Demonstrationen, wirklich eine große Einigkeit unter den Landwirten schaffen und einem immer noch weiter die Augen öffnen, weil man sich ja immer weiter vernetzt. Das ist der Vorteil bei der Sache. Zu früheren Zeiten, als es die sozialen Medien noch nicht so gegeben hat, war das dann so, dass man den Schleswig-Holsteinern gesagt hat: ‚Ach, die Kollegen in Bayern mit ihren kleinen Anbindeställen und ihrer Mietwohnung oder Ferienwohnung, die melkt ihr so in die Tasche.‘ Da hat man uns dann aber gar nicht erzählt, dass da so viele Kühe noch in den Anbindeställen stehen, dass wir die gar nicht in die Tasche hätten melken können. Und so wurden alle gegeneinander ausgespielt. Das hat uns in jetzigen Zeiten unheimlich viel Aufklärung gebracht, das kann man uns nicht mehr nehmen.

Sommer: Interessanterweise berichteten „ARD“, „ZDF“, „RBB“ ja auch über mehrere Proteste in diesen 58 Tagen. Am Anfang wurde überhaupt nicht berichtet, das kleckerte so ein bisschen hinein, aber auch nicht unbedingt positiv und auch nicht so, wie die Bauern wirklich sprechen. Also, es wurde ganz anders berichtet und sehr spärlich. Und bis jetzt ist es eigentlich überhaupt nicht bekannt, dass hier seit 58 Tagen demonstriert wird. Also hat „ARD“ es einfach so gemacht, aus Brüssel gar nicht zu berichten, wie ich gerade erfahre. Was ist deine Einschätzung dazu, warum das so ist?

Starke: Ich weiß nicht wie aktuell meine Informationen sind, aber es gibt diesen „ZDF“-Medienrat zum Beispiel, da sitzt unsere Bundesumweltministerin, Frau Schulze, drinne. Und Herr Werner Schwarz, Vizepräsident vom Deutschen Bauernverband. Die spielen sich da wirklich die Karten zu. Auch der Deutsche Bauernverband verfolgt eine ganz andere Agenda. Also ich würde dem Deutschen Bauernverband meine landwirtschaftlichen Interessen so wenig anvertrauen wie der katholischen Kirche meine Kinder. Ich muss es wirklich sagen, die vertreten uns nicht und ich glaube, das war damals genau richtig, dass wir aus dem Deutschen Bauernverband ausgetreten sind, also aus dem Bauernverband in Schleswig-Holstein. Man hat dadurch Unannehmlichkeiten, denn die sind gekränkt, die nehmen das nicht so leichtfertig hin. Sie versuchen auch immer wieder, dich irgendwie zurückzulocken. Aber letztendlich war das, glaube ich, eine gute Entscheidung und ein klares Zeichen, was man damit setzen kann. Aber da sind die Mitgliedsgelder nicht die einzigen Gelder, die fließen. Sondern, da gibt es diese Mediengeschichten, oder sie boxen für andere Leute deren Interessen durch, eben auch für die großen Konzerne.

Sommer: Wen vertritt der Bauernverband deiner Meinung nach?

Starke: Also ich glaube, die Milchindustrie, die weiterverarbeitende Industrie, da ist eher die Interessenvertretung. Die vom Bauernverband sind sicherlich auch mal da, um den einen oder anderen Landwirten einen Gefallen zu tun,oder einen rechtlichen Rat zu geben. Aber im Großen und Ganzen haben sie, glaube ich, ihre Daseinsberechtigung nicht mehr als Interessenvertretung für die Landwirtschaft. Sondern für die Weiterverarbeitung für die weiterverarbeitende Industrie. Ich glaube, dass sie daran mehr Interesse haben und wahrscheinlich auch mehr Geld verdienen.

Sommer: Warum meinst du, hat sich denn dieser Protest überhaupt entwickelt? Was sind die Gründe?

Starke: Ich glaube erstmal, dass es immer wache Landwirte gegeben hat, und die Unzufriedenheit der Landwirte ist einfach da. Die Landwirte haben ja inzwischen auch Impulse von anderen Bereichen bekommen. Die sagen dann: ‚Du arbeitest und arbeitest und unterm Strich ist dann nie irgendwas übrig, das kann doch gar nicht sein.‘ Ich glaube, dass das auch vielen die Augen öffnet. Eben die steigenden Kosten, aber die sinkenden Einnahmen im Verhältnis dazu, dass das einfach nicht passt.

Sommer: Noch irgendein Abschlusswort?

Starke: Ich glaube so als Résumé müssen wir wirklich sagen, man kann der gesamten Politik eigentlich nicht vertrauen. Für mich ist das Parteiensystem quasi erledigt. Eigentlich müssen wir das wirklich mehr oder weniger abschaffen. Leute, die meinen, politisch arbeiten zu müssen, sollte man nach Leistung honorieren. Und wenn sie Mist bauen, sollen sie dafür geradestehen müssen. Und nicht noch irgendwie mit großen Geldern abgefunden werden. Genauso wenig ist das Vertrauen in die Verbände. Also weder in den Bauernverband noch in andere Nebenverbände. In den kleineren Verbänden geht es oft um persönliche Eitelkeiten. Selbst da fühlen sich viele so ein bisschen geschmeichelt, wenn sie auf du und du sind mit den sogenannten Politikern. Also da wird ihnen dann irgendwas suggeriert, so eine Art Freundschaft, eine oberflächliche Freundschaft. Ich glaube aber, dass sich das alles totgelaufen hat, dass wir da wirklich in der Sackgasse sind. Man muss das neu strukturieren, offener, ehrlicher und vor allen Dingen ohne Korruption.

Sommer: Ich bedanke mich.

Zur Autorin: Rebecca Sommer ist eine internationale, seit 2012 in Berlin sesshafte deutsche Menschen- und Völkerrechtsadvokatin. Bis zu ihrer Rückkehr nach Deutschland 2012 engagierte sie sich mit ihrem speziellen beratenden ECOSOC-Status sowohl bei den Vereinten Nationen im New Yorker UN-Hauptquartier in Genf und weltweit für Menschenrechte mit speziellem Fokus auf Indigene Völker und Völkerrecht.

 

 



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