Bäume fällen für den Klimaschutz? – Windräder in deutschen Wäldern

Bis 2032 sollen auf mindestens zwei Prozent der Flächen in Deutschland große Windräder stehen. „Für den Wald eine Katastrophe“, kritisiert der NABU. Viele dieser Anlagen geraten in starken Konflikt mit Umwelt-, Natur- und Artenschutz.
Windräder
Wenn Windkraftanlagen im Wald entstehen, müssen dafür in der Regel viele Bäume gefällt werden.Foto: iStock
Von 21. August 2023

Deutschland hat knapp 29.000 große Windkraftanlagen an Land. Im Zuge der Energiewende will die Ampelkoalition weitaus mehr dieser Anlagen errichten, um den steigenden Strombedarf bedienen zu können.

Immer mehr dieser Windräder werden inzwischen auch in Waldgebieten platziert. Um dies möglich zu machen, müssen viele Bäume weichen. Breite und stabile Zufahrtswege zu diesen Lichtungen sind notwendig, damit die Transportfahrzeuge die tonnenschweren Einzelteile zu den Bauplätzen bringen können.

Keine „grüne“ Technologie mehr?

Die Vorgabe der Bundesregierung ist, dass bis 2032 auf mindestens zwei Prozent der Fläche eines jeden Bundeslandes Windräder stehen sollen. Laut „Spiegel“ ist das nur möglich, wenn vielerorts auch im Wald Windräder entstehen.

Werden Bäume also für Windkraftanlagen gefällt? An dieser Stelle scheint die als „grün“ bezeichnete Technologie nicht mehr so grün und umweltfreundlich zu sein, vor allem wenn man bedenkt, dass Bäume das CO₂ aufnehmen und speichern.

Das ereignet sich derzeit beispielsweise im nordhessischen Reinhardswald, wie der „Spiegel“ berichtete. Mindestens 18 riesige Windanlagen wollen die Betreiber dort errichten.

Die Schneisen, die hier durch den Wald gezogen wurden, richten nach Ansicht von Bürgerinitiativen irreparable Schäden an. Der Boden wird stark verdichtet und „hart wie Beton“. Somit verliert der Boden seine Fähigkeit, das Wasser zu speichern und zu und filtern, sagte Gero Lenhardt von der Initiative „Rettet den Reinhardswald“.

NABU: „Für den Wald eine Katastrophe“

Björn Ellner, Vorsitzender vom Naturschutzbund NABU in Brandenburg, betrachtet inzwischen die Situation in seinem Bundesland mit Sorge. Rund 500 der deutschen Windräder stehen bereits in brandenburgischen Wäldern. Diesen Prozess findet Ellner „gruselig“. Die Waldschneisen bieten zusätzliche Angriffsflächen für Stürme, der ungeschützte Boden trocknet zunehmend aus. „Für den Wald selber ist es eine Katastrophe“, kommentierte er.

Neben der Flora wird auch die Fauna, also die Tierwelt, in Mitleidenschaft gezogen. Die Rotorblätter von Windrädern töten durch den sogenannten Vogelschlag jedes Jahr Tausende Vögel. Bei starkem Wind kommt eine Windkraftanlage auf über 16 Umdrehungen pro Minute. Dann dreht sich das Ende eines großen Rotorblattes mit teilweise bis zu 400 km/h.

Auch Fledermäuse werden Opfer dieser Anlagen. Für sie ist es schon gefährlich, wenn sie nur in die Nähe einer Windkraftanlage kommen. Denn diese erzeugen einen starken Unterdruck, der die inneren Organe der Fledermäuse schädigt oder direkt zum Platzen bringt.

„Grüne sind momentan nicht wählbar“

Ellner sagte klar, dass er von den Grünen im Bundestag enttäuscht ist.

Aus meiner Sicht als Naturschützer sind die Grünen momentan nicht wählbar.“

Der Bau von Windrädern sei derzeit nur noch ein Wirtschaftsfaktor. Jedoch lohne sich eine solche Anlage nur aufgrund der staatlichen Fördergelder.

Der „Spiegel“ konfrontierte anschließend Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) mit der Aussage von Ellner. Seine Antwort: „Freies Land. Jeder kann wählen, was er will“, äußerte Habeck knapp.

Auch zur Situation, dass immer mehr Windräder in Forstgebieten errichtet werden, äußerte sich der Grünen-Minister. Man müsse abwägen, was besser für den Klimaschutz sei.

„Wenn Sie sich den deutschen Wald anschauen, sehen Sie, dass wir hier ein ganz anderes Problem haben. Erst die Hitze, dann der Borkenkäfer haben dem Wald wahnsinnige Schäden zugefügt.“ Einige Forstwirte und Waldbesitzer sagten laut Habeck: „Es gibt nichts mehr kaputtzumachen, es ist schon alles kaputt“.

Bundesverband: Bedrohliche Entwicklung

Das sehen aber nicht alle so. Epoch Times befragte dazu den Bundesverband Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). Aufgrund eingeschränkter Kapazitäten schickte der Verband uns sein Positionspapier zur Windkraft im Wald.

Die SDW befürworte den Ausbau der Windenergie in Deutschland. Die zunehmende Ausbreitung von Windkraftanlagen in Waldgebieten habe jedoch „eine bedrohliche Entwicklung“ angenommen. Der Verband warnt vor den „vielfältigen negativen Auswirkungen auf das Waldökosystem, insbesondere die Biodiversität“. Die Politik dürfe den Waldschutz nicht einfach außer Acht lassen. Die Windenergie solle möglichst auf Flächen außerhalb des Waldes fokussiert werden, fordert der Verband.

Dennoch schließt der Bundesverband die Errichtung von Windkraftanlagen im Wald nicht ganz aus und räumt einen gewissen Handlungsspielraum ein. Wenn Windkraftanlagen dennoch im Wald entstehen, dann sei laut dem Verband „ein transparenter Abwägungs-, Prüfungs- und Ausweisungsprozess unverzichtbar“. Besonders müsse die Politik den Artenschutz sowie Boden- und Kulturschutzbelange berücksichtigen.

Dabei dürften die verantwortlichen Windkraftanlagen „unter keinen Umständen in besonderen Waldschutzgebieten nach den Waldgesetzen von Bund und Länder und dem Bundesnaturschutzgesetz“ errichten. Die Betreiber der Anlagen dürften die Lebensräume besonders geschützter und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten nicht beeinträchtigen.

Höhere Gefahr für Waldbrände

Weiter fordert der Verband eine Aufforstung für bereits zerstörte Waldflächen, die durch die Anlagen, Kranstellflächen und Zuwege dauerhaft verloren gegangen sind.

Die SDW sieht eine zunehmende Gefahr für Waldbrände. In den geschlagenen Schneisen trocknen die Böden aus. Dort herrschen generell höhere Temperaturen als im Wald, mit denen die Bäume am Rand einer solchen Schneise umgehen müssen. Daher fordert der Bundesverband eine intensive Prüfung der Gefahr von Waldbränden.

Die Epoch Times schickte zu dem Thema Presseanfragen an den NABU und an BUND. Wir wollten etwa wissen, ob der Ausbau der Windkraft in Deutschland jetzt womöglich eine Grenze erreicht hat, die diese Technologie nun nicht mehr umweltverträglich sein lässt. Beide haben unsere Presseanfragen mangels Ansprechpartner nicht beantwortet.



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