Baltische Windenergie für Deutschland? Das nächste Mega-Projekt

Erst 300 Gigawatt in der Nordsee, nun über 30 Gigawatt in der Ostsee. Deutschland sucht händeringend nach neuen Energiequellen. Dabei setzen auch andere EU-Länder auf groß-dimensionale erneuerbare Energie-Projekte.
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Windkraftanlagen auf dem Meer. Auch in der Ostsee soll es bald mehr davon geben.Foto: iStock
Von 10. Mai 2023


Nur etwa zwei Wochen ist es her, dass sich neun EU-Staaten auf einen enormen Ausbau der Windenergie in der Nordsee einigten. Nun gibt es ähnliche Pläne für die Ostsee – auch Baltische See genannt. Am Dienstag, 9. Mai, fand dazu das „Baltic Offshore Wind Forum“ im Auswärtigen Amt in Berlin statt.

Die Organisatoren wollen neue Impulse für Windenergie auf See setzen und bei der Erzeugung und Übertragung von Meereswindkraft (Offshore) enger zusammenarbeiten. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Lars Løkke Rasmussen, Außenminister von Dänemark, eröffneten das Forum.

Am 1. Juli 2022 hat Deutschland für ein Jahr den Vorsitz im Ostseerat übernommen. Der Ostseerat wurde 1992 ins Leben gerufen. Mitgliedstaaten sind laut der Deutschen Energie-Agentur (dena) die Ostseeanrainerstaaten Deutschland, Dänemark, Estland, Finnland, Litauen, Lettland, Polen und Schweden sowie Island, Norwegen und die EU.

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Deutsch-estnisches Seekabel

Zur Energieübertragung wollen der deutsche Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50Hertz und der estnische ÜNB Elering ihre Länder mit einem hybriden 2-Gigawatt-Seekabel für den Transport von Offshore-Windstrom verbinden. Das teilten die Unternehmen am Dienstag mit, wie „Montelnews“ berichtet. Hybrid bedeutet hier, dass das Kabel den Strom in alle Richtungen transportieren kann. Laut der FAZ wird der Strom mit einer Spannung von 525.000 Volt als Gleichstrom transportiert, um Übertragungsverluste zu minimieren.

Die Leitung soll dann auch dem internationalen Stromhandel dienen. Der sogenannte „Baltic Wind Connector“ soll eine Länge von rund 750 Kilometern haben und zur Küste Mecklenburg-Vorpommerns führen. Einen festen Zeitplan für die Inbetriebnahme gebe es aber noch nicht.

In das Seekabel sollen demnach zu einem späteren Zeitpunkt große Offshore-Windparks vor der estnischen Ostseeküste einspeisen. Neben Deutschland und Estland würden auch die baltischen Staaten Lettland und Litauen von dem Kabel profitieren, hieß es.

Leistung mehr als verzehnfachen

Derzeit beläuft sich die Windenergie in der Ostsee auf weniger als drei Gigawatt (GW) installierter Leistung. Rund um die Insel Bornholm sollen demnächst neue Windräder mit einer Kapazität von drei GW entstehen. Dieser Strom gelangt dann über ein 470 Kilometer langes Unterseekabel nach Deutschland.

Das Projekt kostet neun Milliarden Euro. Der „Baltic Wind Connector“ soll allerdings erst im Jahr 2032 bereitstehen und dürfte zweistellige Milliardeninvestitionen erfordern.

Giles Dickson, CEO bei WindEurope, gab bei einer Präsentation einen Einblick in die Pläne zur Expansion der Windkraftanlagen in der Ostsee und in Europa. Zusammen mit den Offshore-Windanlagen in der Nordsee haben die europäischen Staaten rund 30 GW installierte Leistung. Danach macht die Offshore-Windkraft bislang drei Prozent der in Europa verbrauchten Energie aus.

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Ausschnitt aus dem Baltic Offshore Wind Forum 2023 während einer Präsentation von Giles Dickson. Foto: Bildschirmfoto YouTube

Dickson veranschaulichte auch, wie sich der Windkraftausbau in den nächsten Jahren in der EU entwickeln soll. Dabei soll die jährlich installierte Windanlagenleistung zu Wasser (hellblau) deutlich schneller wachsen als die zu Lande (Onshore, dunkelblau).

Bis 2030 soll die installierte Leistung der Offshore-Anlagen bereits zehnmal höher sein als heute. Über 30 GW zusätzliche Leistung sollen demnach in der Ostsee entstehen.

Deutschland

Jährlich installierte Windanlagenleistung zu Land und zu Wasser (hellblau) von 2022 bis 2030. Foto: Bildschirmfoto YouTube



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