Weil die Kontrolleure unehrlich sind: Nur noch Kartenzahlungen bei Schwarzfahrern in Berliner S-Bahn erlaubt

Fahrgäste ohne Fahrkarte dürfen in Berlins S-Bahn künftig nicht mehr bar zahlen. In der Vergangenheit nutzten Kontrolleure dies massiv aus und steckten das Geld in die eigene Tasche, teils durch rigoroses Verhalten. Die S-Bahn will das kriminelle Verhalten nun endgültig eindämmen.
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An der S-Bahn-Station Yorckstraße S-Bahn in Berlin.Foto: iStock
Epoch Times6. Oktober 2019

In der Vergangenheit mehrten sich die Fälle, in denen Kontrolleure Gelder von ticketlosen Fahrgästen kassierten, ohne die Gelder an die S-Bahn weiterzuleiten. 2017 bis Mitte 2018 sollen 30 Kontrolleure aus den Kontrollen abgezogen worden sein, berichtete der Tagesspiegel.

Die S-Bahn will dem kriminellen Verhalten nun ein Ende setzen und akzeptiert ab 15. Dezember nur noch Kartenzahlungen fürs das sogenannte erhöhte Beförderungsentgelt.

Eindämmung Kriminalität durch bargeldlose Zahlung

Schwarzfahrer müssen künftig mit EC-Karte oder Kreditkarte bezahlen, kündigte Chef der S-Bahn, Peter Buchner, beim Fahrgastsprechtag des Berliner Fahrgastverbandes IGEB („Interessenverband der Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs und der Eisenbahn“) am 24. September an. Losgehen soll es am 15. Dezember.

Bereits seit März 2019 können die Fahrgäste die „Strafe“ wahlweise bar oder bargeldlos zahlen. Das soll zunehmend stärker genutzt worden sein, berichtete der S-Bahnchef. Im vergangenen August sollen 35 Prozent der Fahrgäste ohne Fahrkarte mit Karte bezahlt haben. Allerdings bezieht er sich dabei nur auf „Direktzahler“, diejenigen, die später in einem Kundenzentrum zahlen, wurden nicht einbezogen.

Berliner Morgenpost: Ermittlungsverfahren „Abzocke“

Bislang ganz normal in Berlin: Derjenige, der die Polizei ruft, muss 500 Euro bezahlen. Wenn man die Strafe nicht sofort in bar zahlt, hat möglicherweise Probleme bei seiner Ausreise. Jedenfalls sollen kriminelle Fahrtkartenkontrolleure Touristen ohne Ticket solche Hirngespinste aufgetischt haben, die im Glauben daran zahlten. Dies berichtete die Berliner Morgenpost Mitte 2018.

Im weiter berichteten Fall „Ermittlungverfahren Abzocke“, nur einer von vielen, leitete die Staatsanwaltschaft im Jahr 2018 ein Verfahren wegen Betrug, Untreue und Nötigung ein, weil drei Schotten ohne Ticket 120 Euro zahlen mussten. Aufgedeckt wurde der Fall durch in zivil gekleidete Polizisten, die Fälle dieser Art überwachen sollten, so die Berliner Morgenpost weiter.

Die Entrichtung der Strafgebühr per Karte solle die Erhebung der Gebühr für die Fahrgäste auch nachvollziehbarer machen. Es sei schwer zu erkennen, ob der Kontrolleur betrüge oder rechtmäßig handele, wie der Tagesspiegel unter Verweis auf die Aussage des Pressesprechers berichtete.

Mehr Augenmaß angesichts undurchsichtigen „Tarifdschungels“

Jens Wieseke, Pressesprecher der IGEB, gestand gegenüber der Berliner Morgenpost ein, dass das Tarifnetz schon ein „Tarifdschungel“ sei, in dem sich Touristen schwer zurechtfänden.

Daher betonte er, dass Ticketkontrolleure künftig auch mehr Augenmaß an den Tag legen sollen. Der private Sicherheits-Dienstleister Wisag soll seinen Kontrolleuren den Fund von Schwarzfahrern allerdings durch eine sogenannte Leistungszulage vergüten.

Die Barzahlung in Kundenzentren soll laut Berliner Morgenpost aber weiter möglich sein.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen dem Beispiel der S-Bahn folgen, erklärt diese gegenüber der Berliner Morgenpost. Die BVG befördert Personen in Berlin und Umland mit U-Bahnen, Straßenbahnen und Omnibussen. Auf die bargeldlose Zahlung soll aber erst im kommenden Jahr umgestellt werden. (bm)

 



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