Bauernpräsident warnt vor weiteren Restriktionen beim Pestizideinsatz

Der Bauernverband schlägt Alarm. Der EU-Vorstoß zur Halbierung des Einsatzes von Pestiziden bringe Monokulturen, höhere Preise und weniger heimischen Anbau.
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Pestizideinsatz in Brandenburg.Foto: Patrick Pleul/Archiv/dpa
Von 10. März 2023

Die hohen Lebensmittelpreise infolge des Ukraine-Krieges und steigender Produktionskosten in der Landwirtschaft treiben die Inflation in Deutschland. Diese Spirale könnte weiter beschleunigt werden. Die EU möchte bis 2030 den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft halbieren. Dies sei im Interesse des Artenschutzes, wie es im Entwurf zur neuen „Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln“ oder „Sustainable Use Regulation“ (SUR) steht.

Politische Vorgaben treiben Preis für landwirtschaftliche Produkte weiter in die Höhe

Sinken werde dadurch vor allem die heimische Produktion von Obst und Gemüse – und deren Vielfalt, warnt hingegen Bauernpräsident Joachim Rukwied. Neben dem höheren Mindestlohn und dem Engpass bei Düngemitteln stellen auf dem Reißbrett erarbeitete Vorgaben weitere Kostentreiber dar, auf die Bauern reagieren müssten. Diese betreffen, wie auch Fachmedien berichten, im Übrigen nicht allein den Ackerbau. Auch in der Viehwirtschaft werden die Vorschriften immer engmaschiger.

Sollte die Bundesregierung die EU-Pläne mittragen, werde „der Anbau von heimischem Obst und Gemüse weiter deutlich zurückgehen“, prognostiziert Rukwied. Die Preise für Lebensmittel würden dann weiter steigen – nicht weil die Bauern es so wollten, sondern um ihre Betriebe aufrechterhalten zu können:

Eines ist klar: Unsere Bauern brauchen auch diese höheren Preise, um überhaupt weiter wirtschaften zu können.“

Je mehr politische Vorgaben aus Berlin oder Brüssel kämen, umso mehr Landwirte stünden vor der Frage: Teurer produzieren oder gar nicht mehr?

Vollständiges Verbot von Pestiziden nicht gangbar

Bereits im Februar hatten Fachleute bei einer Anhörung im Landtag von Baden-Württemberg vor den EU-Plänen gewarnt. Pflanzenschutzexperte Michael Glaser vom Landestechnologiezentrum in Augustenberg befürchtet große Einschränkungen für die lokale Landwirtschaft. Dem Portal „BW Agrar“ zufolge brächte ein pauschales Verbot von Pestiziden sogar die regionale Versorgungssicherheit in Gefahr.

Außerdem wäre ein Strukturwandel weg von kleinen, diversifizierten Familienbetrieben hin zu großen, spezialisierten Agrarkonzernen die Folge. Kleinere und vielfältigere Landwirtschaftsbetriebe wären nicht in der Lage, überhaupt noch das „bürokratische Monster“ aus kulturspezifischen Vorschriften, Berichtspflichten und Dokumentationen zu bewältigen.

Elisabeth Böhnlein vom Landesbauernverband in Baden-Württemberg sieht sogar den kooperativen Weg des Biodiversitätsstärkungsgesetzes in Gefahr. Dieser sei anerkannt, stärke den Artenschutz, aber lasse auch den Familienbetrieben noch Luft zum Atmen. Das von der EU-Kommission vorgeschlagene pauschale Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten hingegen „bedroht unsere regionale Landwirtschaft existenziell“.

Auch Prof. Dr. Ralf Vögele von der Universität Hohenheim machte deutlich, dass ein komplettes Verbot von Pestiziden weder machbar noch wünschenswert sei. Ein zunehmender Ersatz biologischer Mittel oder Mineraldünger sei nur dann realistisch, wenn neue Verfahren aus der Gentechnik zur Anwendung kommen könnten.

Gentechnische Alternativen ebenfalls unerwünscht

Diese sind allerdings in Berlin und Brüssel ebenfalls unerwünscht. So gilt in der EU ein Saatverbot von Genom-editierten Nutzpflanzen. In Deutschland ist sogar der kommerzielle Anbau gentechnisch modifizierter Maissorten unzulässig, die in anderen EU-Staaten Verwendung finden.

Tatsächlich lässt sich nicht eindeutig beantworten, wie sich maximale landwirtschaftliche Erträge bei gleichzeitiger Schonung der Artenvielfalt am besten sicherstellen lassen. Dies hängt jeweils von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die spezifischen Bedingungen vor Ort, die Art der Kulturpflanzen, Umweltfaktoren und die Verfügbarkeit von Technologien.

Der Einsatz weiterentwickelter Pflanzenschutzpräparate hilft, Schädlinge und Krankheiten zu bekämpfen, die das Wachstum und die Gesundheit von Pflanzen beeinträchtigen. Allerdings können diese Präparate auch negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben. Dies gilt vor allem dann, wenn sie nicht sachgerecht angewendet werden oder nicht selektiv genug sind, um nützliche Insekten von schädlichen Organismen zu unterscheiden.

EU will Pestizide verbannen, ohne Gentechnologie zuzulassen

Gentechnologische Modifikationen könnten wiederum dazu beitragen, Pflanzen widerstandsfähiger gegen Schädlinge und Krankheiten zu machen und somit den Ertrag zu steigern. Gleichzeitig ließe sich mit ihrer Hilfe der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren.

In anderen Teilen der Welt wird gentechnologische Optimierung von Tieren und Pflanzen schon praktiziert. In Deutschland und anderen Ländern Europas gibt es dagegen anhaltenden Widerstand. Zwiespältig sei dabei die Rolle der EU, so der Pressetext zur „Arte“-Dokumentation „Genlabor Afrika – Die Geschäfte des Bill Gates“: „Stand die Staatengemeinschaft der Gentechnik ob der potenziellen Risiken für Gesundheit und Umwelt ursprünglich skeptisch gegenüber, so führt sie jetzt gemeinsam mit der Stiftung des Microsoft-Gründers Experimente durch, die hier in Europa verboten wären.“

(Mit Material von dts und AFP)



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