Bayerischer Sitzhersteller Grammer wird offenbar chinesisch

Der bayerische Sitzhersteller Grammer wird offenbar chinesisch. Die Autozulieferergruppe Prevent gibt sich im Tauziehen um die Kontrolle in dem Unternehmen geschlagen, wie ein Sprecher bestätigte.
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Deutschland- und China-Flagge.Foto: Ed Jones/AFP/Getty Images
Epoch Times9. August 2018

Der bayerische Sitzhersteller Grammer wird offenbar chinesisch. Die umstrittene Autozulieferergruppe Prevent gibt sich im Tauziehen um die Kontrolle in dem Unternehmen geschlagen, wie ein Prevent-Sprecher am Donnerstag bestätigte.

Am Mittwochabend hatte die Prevent-Investmentgesellschaft Cascade mitgeteilt, dass sie sämtliche Aktien an Grammer bis auf eine „kleine Stückzahl“ an den chinesischen Zulieferer Ningbo Jifeng verkaufen wird. Gleiches gilt dem Vernehmen nach auch für die zweite Prevent-Investmentgesellschaft Halog.

Zusammen halten diese noch 19 Prozent an Grammer. Ningbo Jifeng hingegen hält mehr als 25 Prozent und hat mit seinem Übernahmeangebot in den vergangenen Wochen dem Vernehmen nach die Mehrheit am Unternehmen gewinnen können. Daher kann Cascade laut Mitteilung seine ursprünglichen strategischen Ziele bei dem Hersteller von Innenausstattungen für Fahrzeuge aller Art auf absehbare Zeit nicht erreichen.

Grammer ist wegen seiner Spezialisierung und guten Marktposition bei Investoren attraktiv. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen mit seinen weltweit rund 13.000 Mitarbeitern rund 1,8 Milliarden Euro.

Die Unternehmerfamilie Hastor, der Prevent gehört, unterliegt der chinesischen Familie Wang aus Ningbo südlich von Shanghai. Diese war vom Grammer-Management als Gegengewicht zu Prevent ins Unternehmen geholt worden. Prevent hat in der Autobranche einen schlechten Ruf, seitdem der Zulieferer 2016 im Streit mit Volkswagen die Produktion von Europas größtem Autobauer teilweise lahmlegte.

Und der Streit ist noch lange nicht beigelegt, wie sich beim Ringen um die Neue Halberg Guss zeigt. Eine Prevent-Gesellschaft hatte den Zylinderhersteller im Januar übernommen. Kurz darauf kündigte Volkswagen an, seine Aufträge an das Unternehmen reduzieren zu wollen.

Wegen der Auftragsrückgänge beschloss die neue Geschäftsführung die Schließung des Leipziger Standorts mit 700 Mitarbeitern sowie einen Stellenabbau am Standort Saarbrücken von 1700 auf 1200. Dagegen wehrte sich die Gewerkschaft IG Metall mit einem zweimonatigen Streik. Dieser brachte weitere Kunden wie Deutz und Opel in Nachschubnöte.

Aktuell befindet sich die Gewerkschaft mit der Geschäftsführung in einem Schlichtungsverfahren, weshalb der Streik ausgesetzt wurde. Nun fährt die Produktion wieder hoch.

Die IG Metall fürchtet aber nach wie vor den Verlust weiterer Arbeitsplätze oder gar die Insolvenz des Unternehmens. Deshalb fordert sie einen Sozialtarifvertrag, die Schaffung einer Transfergesellschaft sowie einen Treuhandfonds, aus dem Abfindungen bezahlt werden, wenn die Firma pleite geht. (afp)



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