Berliner Grundschullehrer wegen „Verschwörungstheorien“ vom Unterricht freigestellt

Nikolai N. ist Grundschullehrer und betreibt seinen eigenen Videokanal. Auch wenn er mit seinen Schülern nicht oft über Politik spricht, wissen viele über seine auch öffentlichen Aktionen bescheid. Jetzt hat sich der Senat eingeschaltet.
Titelbild
"Der Volkslehrer".Foto: Screenshot/Youtube
Von 11. Januar 2018

Vor wenigen Tagen ist ein Berliner Grundschullehrer vom Unterricht freigestellt worden, nachdem der „Tagesspiegel“ einen ausführlichen Bericht über ihn veröffentlicht hatte. Unter dem Titel „Berliner Grundschullehrer predigt Verschwörungstheorien“ will man offenbar die Öffentlichkeit vor einem „rechten Hetzer“ warnen.

Der sich selbst als „Volkslehrer“ bezeichnende Nikolai N. nimmt es gelassen und bedankte sich inzwischen in einem YouTube-Video beim Tagesspiegel für die „Werbung“.

Nikolai N. ist im Internet mit einem eigenen YouTube-Kanal sehr aktiv, veröffentlicht regelmäßig Videos, in denen er laut Tagesspiegel solche Sachen behaupte wie, „das deutsche Volk müsse sich wehren, das weiße Europa sei in Gefahr und es sei Zeit zu kämpfen“.

Der 37-Jährige unterrichtet an der Vineta-Grundschule in Gesundbrunnen. Er „hetze“ gegen Politiker, heißt es beim Tagesspiegel, und behaupte, Deutschland sei vom US-Militär besetzt. Dass er Grundschullehrer ist, sei eine „gruselige Vorstellung“, schreibt das Blatt und „man wünscht sich, dieser Mann habe sich seinen Beruf nur ausgedacht“. Er sei schon anonym bei der Schulaufsicht gemeldet worden, aber man habe ihn weiter unterrichten lassen.

Und auch der „Stern“ schreibt von einem „rechten Verschwörungstheoretiker, wie er im Buche steht“.

Auch auf Berliner Plätzen sehr aktiv

Nikolai N. sei aber auch auf der Straße aktiv. So sei er vor der Weltzeituhr am Alexanderplatz zu finden mit einem Schild auf dem stehe: „Die Geschichte des Holocaust ist eine Geschichte voller Lügen.“

Bei einer Demonstration am Pariser Platz verteile er ein Flugblatt mit Behauptungen wie: „Das Deutsche Reich besteht weiterhin fort.“ Oder auch: „Das Grundgesetz ist keine Verfassung.“ 

Der Lehrer für Englisch, Musik und Sport gebe in seinen Videos auch Details seines Berufsalltags preis, heißt es weiter. Zum Beispiel, dass 90 Prozent seiner Schüler Migranten seien. Zudem bezeichne er die Mondlandung und 9/11 eine Lüge.

Die Schüler würden seinen YouTube-Kanal kennen, sagt er gegenüber dem Tagesspiegel, die Lehrerkollegen auch. Bis zum Erscheinen des Zeitungsberichts hat sich offenbar auch keiner daran gestört. Ganz im Gegenteil, die Schüler würden ihn für die vielen Abonnenten seines Kanals feiern und Kommentare unter die Videos setzen. Im Unterricht würde aber nur sehr begrenzt über Politik sprechen, sagt er gegenüber dem Tagesspiegel.

Nikolai N. ist Angestellter, kein Beamter. In Berlin werde man als Lehrer nicht mehr verbeamtet, erklärt er in seinem Video. Dass er inzwischen eine große Fangemeinde habe, liege wohl auch an seinen öffentlichen „Störaktionen“, so das Blatt weiter.

Vor fünf Jahren aufgewacht

Im Sommer sei er bei einer Lesung von Angela Merkel laut geworden: „Diese Frau ist keine Kanzlerin des deutschen Volkes. Sie ist eine Dienerin der Finanz-Eliten …“

Im September habe er Innenminister Thomas de Maizière provoziert: „Glauben wir ernsthaft, dass der Terroranschlag vom 11. September von Osama Bin Laden ausgelöst wurde?“

Wie Nikolai N. laut Tagesspiegel über sich selbst sagt, hätte sein Aufwach-Prozess vor fünf Jahren begonnen. Er habe sich im Internet ein Video über den Amoklauf an einer US-Grundschule angeschaut, bei dem 28 Menschen starben.

Das Video habe ihn davon überzeugt, dass die Tat gar nicht stattgefunden haben könne. Dass die Eltern der angeblich toten Kinder in Wahrheit „Drama-Darsteller“ seien. Er guckte weitere Videos, will so herausgefunden haben, dass auch über die Anschläge beim Boston-Marathon und die vom 11. September gelogen wurde. Ab dem Zeitpunkt habe er „alles infrage gestellt, da hat sich mein Weltbild konstituiert”, zitiert ihn der Tagesspiegel.

Besonders gerne „hetze er auch gegen Lea Rosh, die Initiatorin des Holocaust-Mahnmals, heißt es weiter. Nikolai N. behaupte, sie wolle die „Befreiung des deutschen Volkes“ verhindern, sie kämpfe gegen aufrechte, rechtschaffene Deutsche. Auf einer Veranstaltung von ihr sei er sehr laut geworden.

N. kommentiert dazu in seinem Video: „Ich glaube, die ist jetzt auf einem Rachefeldzug gegen mich“. Sie sei wütend, dass er sie und ihresgleichen als das dargestellt habe, was sie seien: „ausgrenzend, intolerant, aggressiv, beleidigend, brutal und fast schon faschistisch – sofern man unter faschistisch verstehen kann, dass man Andersdenkende ausschalten möchte“, sagt er.

„Wem dienen Sie eigentlich?“

Im Herbst habe er viel Zeit im Regierungsviertel verbracht. Horst Seehofer habe er darauf aufmerksam gemacht, dass nebenan ein Obelisk stehe, das sei doch ein Zeichen des Geheimbundes der Freimaurer. Er rief: „Warum tagen Sie in einem Haus, wo ein Freimaurersymbol auf der Ecke ist? Wem dienen Sie eigentlich?“

Unter einem Video schreibt ein Zuschauer – derzeit finde ein „offenkundiger Genozid“ an Deutschen statt. Nikolai N. schreibt darunter: „Sehr gute Ergänzung. Danke.“

Auch habe Nikolai N. so einige Zweifel am Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt. Er habe einem Mann zugestimmt, der behauptete, der Anschlag sei in Wahrheit „die Show“ des israelischen Geheimdienstes Mossad gewesen. 

Überhaupt geht es auch oft um Kritik an den Juden, heißt es weiter. Auf dem Flugblatt, das er am Pariser Platz verteilt hat, stehe laut Tagesspiegel, dass Juden zwar nur 0,2 Prozent der Weltbevölkerung ausmachten, aber trotzdem „einen weit überproportionalen Anteil im Finanzwesen“ stellten. Außerdem in der Pornoindustrie.

Nun, angestellte Lehrer könnten in ihrer Freizeit tun was sie möchten, schreibt der Tagesspiegel, aber es bestehe auch eine Loyalitätspflicht. Deswegen will die Senatsverwaltung für Bildung den Fall nach jüngsten Hinweisen erneut rechtlich prüfen. Laut einer Tagesspiegel-Quelle ist eine „Reichsbürger-Meldung“ an die Innenverwaltung geplant.

 



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