Berliner Senat: Trip zur Immobilienmesse an der Côte D’Azur für 20.000 Euro
Mehrere zehntausend Euro auf Kosten der Steuerzahler für Austausch und Kontaktpflege an der sonnigen Côte d’Azur? Aus Sicht des Berliner Senats notwendig – und daher eine ganz normale Dienstreise.
Doch die Trips zur Immobilienmesse MIPIM in diesem und im Vorjahr ins französische Cannes stößt auf harsche Kritik der Linkspartei, vor allem wegen der Kosten.
Auch scheint bei den Aufenthalten nicht allzu viel Konkretes herausgekommen zu sein. Jedenfalls erhielt die Linksfraktion auf ihre Fragen zum Sinn und Ergebnis der Reisen keine konkreten Zahlen, heißt es unter Berufung auf einen Bericht der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen zum Haushalt 2024/25.
Senatsverwaltung weist Kritik zurück
Präziser waren da die Auskünfte zu den Reisekosten. Denn die schlugen laut Senat in diesem Jahr mit 20.000 Euro nur für Übernachtungen zu Buche. 2022 waren es 16.000 Euro.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Bauen hat die Kritik der Linken an den Dienstreisen an die Côte d’Azur zurückgewiesen. Der Senat sei mit mehreren Mitgliedern, darunter dem Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (58, SPD) und seinem Staatssekretär für Bauen zur Immobilienmesse nach Cannes geflogen.
Die Linksfraktion fordert Transparenz über die Inhalte der Zusammenkünfte, wollte wissen, welche Geschäfte auf der Immobilienmesse angebahnt worden seien und ob etwa die Bebauung des Tempelhofer Felds in Cannes bereits ein Thema gewesen sei. Doch blieb der Senat konkrete Antworten schuldig.
Land Berlin nimmt jährlich an zwei Immobilienmessen teil
Bauverwaltungssprecher Martin Pallgen sagte laut „Focus“ dazu lediglich: „Es gibt zwei Leitmessen der Immobilienwirtschaft: Die MIPIM in Cannes im März und die EXPOReal in München im Oktober.“ An beiden nehme das Land Berlin – vertreten durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen – seit Jahren regelmäßig teil. „Und wird dies auch in Zukunft tun.“
Die Messen seien zentrale Orte für den Erfahrungsaustausch mit Vertretern sowohl aus der Immobilienwirtschaft als auch aus der Wohnungs-, Bau- und Stadtentwicklungspolitik. „Es ist seit Jahren gängige Praxis, dass dort unterschiedliche Projekte und wohnungspolitische Themen vertieft vorgestellt werden.“
Eine regelmäßige Teilnahme der Senatsverwaltung garantiere die überregionale und internationale Wahrnehmung der stadtentwicklungspolitischen Ziele des Landes Berlin, betonte der Sprecher.
Aus Sicht der Linkspartei sind diese teuren Trips überflüssig: „Für die Zukunft fordert die Fraktion, dass sich Berlin nicht mehr an Immobilienmessen beteiligt.“
21.000 Besucher an vier Tagen
Die Marché International des Professionnels de l’immobilier (MIPIM) ist eine Messe für Wohn- und Gewerbeimmobilien sowie Betriebsansiedlung. Die viertägige Veranstaltung fand erstmals 1990 statt und ist seither alljährlich im März ein fester Termin für Vertreter aus Wirtschaft und Politik. Die MIPIM war die erste international ausgerichtete Immobilienveranstaltung. In den Corona-Jahren 2020 und 2021 war sie ausgefallen.
21.000 Besucher fanden in diesem Jahr den Weg nach Cannes, wobei die Stimmung der Fachwelt angesichts der Krisen eher verhalten war.
Inflation und Zinsanstieg bereiten Branche Sorgen
„Die Stimmung war sicher schon besser“, zitiert „Die Presse“ aus Österreich Michael Ehlmaier, CEO der EHL Immobilien Gruppe. „Die Inflation und der dadurch ausgelöste Zinsanstieg wird uns im Vergleich zur Umstellung der Immobilienbranche auf die Anforderungen der EU-Taxonomie nur kurzfristig beschäftigen. Dieser Trend ist auf der MIPIM auf nahezu allen Ständen greifbar und wird das beherrschende Thema der kommenden Jahre bleiben“, glaubt Ehlmaier.
Die kommenden Monate werden nach Ansicht der Experten nicht nur von der Zinsentwicklung dominiert, sondern auch von den Bestrebungen zur Erreichung der von der Europäischen Union (EU) vorgegebenen Nachhaltigkeitsziele, die eine „langfristige Aufgabe“ für die Immobilienbranche darstellten.
Im Jahr zuvor klang Ehlmaier noch zuversichtlicher: „Die Nachfrage nach Immobilieninvestments ist groß wie [fast] nie zuvor, die Treiber dafür sind die Suche nach Stabilität und Sicherheit, für die vor allem der österreichische und der deutsche Markt stehen, und die tendenziell steigende Inflation. Die Dynamik der vergangenen Jahre wird daher trotz gewisser konjunktureller Unsicherheiten weiterhin anhalten“, sagte er gegenüber „Immobilien aktuell“.
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