Bildung: Deutschland verliert Anschluss an die Weltspitze

20. Bildungsmonitor zeigt eine „dramatische Verschlechterung“ an deutschen Schulen. Sachsen, Bayern und Thüringen stehen im Ranking ganz oben, Bremen ist Schlusslicht unter den 16 Bundesländern.
Titelbild
Eine Schülerin meldet sich während des Unterrichts. Im bundesweiten „Bildungsmonitor“ schneidet Sachsen erneut als Klassenbester ab.Foto: Sebastian Gollnow/dpa/dpa
Von 31. August 2023

Das Bildungsniveau hat sich in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren „dramatisch verschlechtert“. Zu dem Ergebnis kommen die Autoren des 20. Bildungsmonitors, der nun veröffentlicht wurde. Dabei zeigen sich erneut große Unterschiede in den einzelnen Bundesländern, berichtet das Magazin „Focus“.

Schlechte Noten für Integration

Negativ seien vor allem die Entwicklungen in den Bereichen Integration, Schulqualität und Bildungsarmut. Das ist das Ergebnis einer Langzeitanalyse im Rahmen des Bildungsmonitors der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).

So lautet das Fazit der Studienautoren des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW): „Auf zehn Jahre Fortschritt folgten zehn Jahre mit steigendem Handlungsdruck.“ Extrem waren laut „Focus“ die Unterschiede in den einzelnen Bundesländern. An der Spitze stehen erneut Sachsen, Bayern und Thüringen.

Allerdings ist das Niveau nur in Bayern minimal gestiegen, während es in den anderen beiden Bundesländern in der vergangenen Dekade gesunken ist. Am positivsten war die Entwicklung im Saarland, das auf Rang sechs steht. Ähnlich gut war auch die Entwicklung beim Viertplatzierten Hamburg.

Am meisten eingebüßt hat Baden-Württemberg als inzwischen Fünfter. Auf den letzten Rang unter den 16 Bundesländern ist Bremen abgerutscht, das die zweitmeisten Einbußen hinnehmen musste. Vor der Hansestadt rangieren Berlin und Brandenburg.

„Die Kitas und Schulen haben noch keine gute Antwort darauf gefunden, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahren deutlich heterogener wurde, ein steigender Anteil zu Hause nicht Deutsch spricht oder nur wenige Bücher im Haushalt besitzt“, wird IW-Studienautor Prof. Dr. Axel Plünnecke in der Mitteilung zitiert.

„Die Folge: Die Ergebnisse von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten sind besonders stark gesunken.“ Plünnecke kritisiert: „Es fehlt an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung. Internationale Vergleiche zeigen, dass es anderen Ländern besser als Deutschland gelingt, den Bildungserfolg von der familiären Herkunft zu entkoppeln.“

Langer Forderungskatalog der Forscher

Die Ergebnisse vor Augen fordern die Forscher des IW Köln unter anderem einen Ausbau der frühkindlichen Bildung, mehr Schulautonomie, jährliche Vergleichsarbeiten in allen Klassenstufen, gezielte Förderung und bessere Verwaltungsstrukturen. Hochwertige Angebote im Ganztag seien ebenfalls notwendig.

Das Angebot an Lehrerinnen und Lehrern müsse durch „zielorientierte Zulagen“ gesichert werden. Auch sollten die Chancen der Digitalisierung besser genutzt sowie demokratische Kompetenzen und Weltoffenheit vermittelt werden.

INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben fordert für die Bildungspolitik eine „Zeitenwende“. Deutschland verliere in vielen Bereichen den Anschluss an die Weltspitze, dazu gehöre seit einigen Jahren auch die Bildungspolitik, sagt Alsleben und fragt: „Bildung ist der Schlüssel, um Deutschland aus der Abwärtsspirale zu holen. Wann handeln Bund und Länder endlich?“

Alsleben sieht es sehr kritisch, dass immer mehr Kinder in der Grundschule nicht ausreichend Deutsch sprechen: „Die Herausforderungen durch massive Zuwanderung haben leider auch viele Schulen überfordert. Die Länder müssen umsteuern und viel mehr in frühkindliche Bildung investieren. Wir brauchen eine Vorschulpflicht für alle, die nicht oder schlecht Deutsch sprechen.“ Schulen mit einem hohen Anteil von Schülern mit Sprachdefiziten müssten viel besser ausgestattet und die Lehrkräfte mehr unterstützt werden, fordert der INSM-Chef.

Viele Deutsche ebenfalls unzufrieden mit Schulsystem

Nicht nur die Experten sind mit dem Schulsystem hierzulande unzufrieden. Auch ein Großteil der Deutschen vergibt äußerst schlechte Noten, wie Epoch Times berichtete.

Fehlende Lehrkräfte, Geldmangel und Lernrückstände: Die Qualität des Schulunterrichts in Deutschland hat sich einer aktuellen Umfrage zufolge in den Augen vieler Menschen verschlechtert.

Vor dem Hintergrund von Lehrer- und Geldmangel sowie Lernrückständen vergaben nur noch 27 Prozent der rund 5.600 vom ifo-Institut befragten Menschen die Noten eins oder zwei. Bei einer Vorläuferumfrage 2014 hatten 38 Prozent Schulen mit einer eins und zwei benotet.

79 Prozent der Befragten waren nun der Meinung, dass sich die Qualität der schulischen Bildung durch die Coronapandemie und Maßnahmen wie Schulschließungen verschlechtert habe.

Als ernsthaftes Problem werteten demnach außerdem 77 Prozent einen Mangel an Lehrkräften, 68 Prozent kritisierten fehlendes Geld, und weitere 66 Prozent bemängelten eine generelle Trägheit im System, die Veränderungen verzögere. 57 Prozent sahen ferner ein Problem in unzureichend sanierten Schulgebäuden.

Die „Welt“ sieht eine Zukunft für die Schulen nur in einer Privatisierung derselben, schreibt von einem „Kapitalismus à la Waldorfschulen“.
Das bestehende System sei kaputt, Corona, Zuwanderung und der Pensionierungsschub der Babyboomer habe das nur noch deutlicher gemacht. Daher sei Kapitalismus statt Feudalismus gefragt: Privatisierung und Wettbewerb. Dabei solle der Staat privat geführte Schulen nicht mehr verwalten, jedoch sie finanzieren und ihnen mehr Geld zukommen lassen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllten.

 

 

 



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion