BioNTech kündigt für September einen neuen Corona-Impfstoff an

Das Zulassungsverfahren läuft bereits. Auch Novavax und Moderna entwickeln Vakzine gegen eine Omikron-Variante. Ein österreichischer Infektiologe schätzt die Immunität als hoch ein.
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Das Ende der Impfkampagne hat die Gewinne bei BioNTech arg geschmälert. Doch neue Vakzine sind in der Entwicklung.Foto: über dts Nachrichtenagentur
Von 8. August 2023


Der Mainzer Impfstoffhersteller BioNTech will einen auf die Corona-Variante XBB.1.5 angepassten COVID-19-Impfstoff voraussichtlich im September auf den Markt bringen. Das kündigte das Unternehmen bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das zweite Quartal in Mainz an. Das Zulassungsverfahren läuft seit Juni 2023. Bei XBB.1.5 soll es sich um eine Untervariante von Omikron handeln.

Zwei mRNA-Impfstoffe, ein proteinbasierter

Neben BioNTech planen auch Moderna und Novavax, neue Vakzine auf den Markt zu bringen. Moderna hat das Zulassungsverfahren Anfang Juli auf den Weg gebracht. Novavax bereitet der Medizinplattform „Gelbe Liste“ zufolge das Verfahren vor. Während Moderna und BioNTech erneut mit mRNA-basierten Vakzinen auf den Markt drängen, setzt Novavax auf einen proteinbasierten Impfstoff.

Von steigenden Corona-Zahlen in Japan, USA und England berichtet die österreichische Tageszeitung „Der Standard“. In der Alpenrepublik gibt es seit dem 30. Juni 2023 keine Meldepflicht für Corona mehr. Ein Nachweis wird lediglich noch über Abwassertests an 48 Kläranlagen geführt. Sie decken etwa die Hälfte der Bevölkerung ab.

Biologe: Von derzeitiger Variante geht keine besondere Gefahr aus

Derzeit ist laut Gesundheitsministerium aus dem Abwassermonitoring kein Anstieg des Infektionsgeschehens feststellbar. Eine Umkehr des Trends ist für den Molekularbiologen Ulrich Elling bereits erkennbar und auch logisch: „Wir hatten schon sehr lange keine Welle mehr, deshalb ist es einfach wieder an der Zeit. Die Zahlen sind im Moment wirklich niedrig, aber die Immunität nimmt ab. Der jetzige zarte Anstieg zeigt keine Sommerwelle, aber es ist womöglich der Beginn der Herbstwelle. Die wird spätestens nach Schulbeginn kommen“, prognostiziert Elling.

Welche Variante vorherrsche, sei derzeit unklar, da in Österreich im Juli keine einzige Probe ausgewertet worden sei. In Deutschland hätten Fachleute hingegen 88 Proben aus jenem Monat analysiert.

Dabei habe sich eine „leichte Vorherrschaft“ der Variante EG.5. gezeigt. „Das dürfte momentan die vorherrschende Variante in einem breiten Variantenmix sein“, so Elling weiter.

Doch gehe von dieser Variante keine besondere Gefahr aus. Sie gehöre – wie alle anderen auch – zur XBB-Familie, die der „dominante Zweig“ der Omikron-Variante sei. XBB habe die letzte Welle im vergangenen Frühjahr dominiert, „insofern ist die Immunität dagegen verhältnismäßig gut“, betont der Biologe.

Auch der Infektiologe Herwig Kollaritsch, Mitglied des Nationalen Impfgremiums (NIG) in Österreich, glaubt nicht an eine übermäßige Ausbreitung mit Schulbeginn. Dafür sei die Immunität in der Bevölkerung zu hoch, zitiert ihn „Der Standard“.

Geringe Impfstoffnachfrage Gift für BioNTech-Bilanz

Zurück nach Deutschland. Für BioNTech ist das Ende der großen Impfkampagne und der Pandemie Gift für die Bilanz. Wie bei US-Partner Pfizer macht sich das deutlich geringere Geschäft mit COVID-19-Impfstoffen im ersten Halbjahr 2023 stark bemerkbar.

So sank der Umsatz von BioNTech mit Corona-Impfstoffen auf 1,4 Milliarden Euro – nach 9,57 Milliarden im Vorjahreszeitraum, berichtet die „Deutsche Presse-Agentur“ (DPA).  Der Gewinn brach von 5,37 Milliarden Euro ein auf nun 311,8 Millionen Euro.

Für das Ende Juni zu Ende gegangene zweite Quartal stand unter dem Strich sogar ein Verlust von 190,4 Millionen Euro zu Buche. Im Vorjahresquartal hatte BioNTech noch einen Gewinn von 1,67 Milliarden Euro erzielt. Die Quartalserlöse lagen bei 167,7 Millionen Euro nach 3,2 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Şahin kündigt Entwicklung weiterer Impfstoffe an

Das Mainzer Unternehmen blieb bei seiner Prognose für das Gesamtjahr und rechnet weiter mit Umsätzen mit COVID-19-Impfstoffen in Höhe von rund fünf Milliarden Euro.

Das Unternehmen verwies darauf, dass nach Ende des zweiten Quartals noch mehrere Zahlungen eingegangen seien, darunter eine Ausgleichszahlung vom Partner Pfizer in Höhe von rund 1,06 Milliarden für den Anteil von BioNTech am Bruttogewinn für das erste Quartal 2023.

Zu den Plänen von BioNTech bezüglich der Entwicklung eines Krebsvakzins sagte CEO und Unternehmensmitbegründer Prof. Dr. Uğur Şahin: „Wir bringen unsere Onkologie-Pipeline in fortgeschrittenere Entwicklungsphasen, haben eine zulassungsrelevante Phase-3-Studie gestartet und bereiten weitere Studien mit Zulassungspotenzial in den kommenden Monaten vor.“

Nähere Einzelheiten nannte Şahin in der Pressemitteilung von BioNTech nicht, kündigte jedoch an: „Gleichzeitig bauen wir unsere Pipeline für Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten aus, um den globalen Gesundheitsbedürfnissen gerecht zu werden.“

Die Aktie von BioNTech rutschte in einer ersten Reaktion auf der Handelsplattform Tradegate gut zwei Prozent ins Minus auf 94,86 Euro. Anleger hatten sich nach Angaben des Fachmagazins „Der Aktionär“ offenbar mehr erhofft.



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