Blackout-Simulation in Hessen: Mehrere Hundert Tote in 96 Stunden

Eine Analyse im Auftrag des Rheingau-Taunus-Kreises (Hessen) befasste sich mit einem Blackout und möglichen Folgen. Diese wären gravierend. Und die Kommunen sind kaum vorbereitet.
Das Stromnetz könnte nach Ansicht des Städtebundes vor einer Überlastung stehen.
Das Stromnetz könnte nach Ansicht des Städtebundes vor einer Überlastung stehen.Foto: Sebastian Gollnow/dpa
Von 16. September 2022


Mit einem düsteren Szenario wartet eine Analyse des Spezialunternehmens für Notversorgung KomRe auf, die der Rheingau-Taunus-Kreis bei den Berliner Spezialisten in Auftrag gegeben hatte. Untersucht wurden mögliche Folgen nach einem längeren flächendeckenden Blackout – und welche Hausaufgaben der Landkreis mit Blick auf den bevorstehenden Winter noch machen müsse.

Analyse in Hessen geht von katastrophalen Folgen eines Stromausfalls aus

Wie die „Main-Spitze“ berichtet, lag der Bericht von KomRe Anfang September vor und sprach von gravierenden Folgen. Demnach wären allein während der ersten 96 Stunden eines solchen Blackouts „mehrere Hundert Tote“ zu beklagen. Betroffen wären demnach vor allem Patienten in Kliniken und Pflegeeinrichtungen.

Bereits innerhalb der ersten 24 Stunden wäre zudem mit dem Tod von Nutztieren zu rechnen, Umspannwerke würden ausfallen und Wasserbehälter leerlaufen. Wie Kreisbrandinspektor Christian Rossel betont, bereite sich ein neu strukturierter Krisenstab des Landkreises auf die möglichen Folgen einer Gasmangellage vor. Noch wahrscheinlicher – und dabei in seinen Folgen noch gravierender – sei jedoch ein Stromausfall.

Und dieser würde zuallererst Internet, Festnetztelefonie und Heizungsanlagen lahmlegen, gefolgt von Mobilfunknetz und Digitalfunk. Tankstellen würden nicht mehr mit Sprit versorgt, Lebensmittel könnten nicht mehr gekühlt werden, elektronische Bezahlsysteme und Geldautomaten fielen aus. Einrichtungen der Pflege und des Gesundheitswesens sowie die Wasserwirtschaft könnten nur noch so lange weiterbetrieben werden, wie vorhandene Notversorgungssysteme vorhielten.

Landkreis will Zahl der Planstellen im Katastrophenschutz erhöhen

Rossel macht gleichzeitig auch deutlich: „Wir können nicht die Stromversorgung im Kreis sicherstellen.“ Bürger sollten sich deshalb für den Ernstfall selbst rüsten, unter anderem durch Bereithalten eines ausreichenden Vorrats an Lebensmitteln und Trinkwasser. Der Kreis bemühe sich derweil darum, den Katastrophenschutz und die Funktionsfähigkeit der Verwaltung sicherzustellen, um so bald wie möglich die Normalität wiederherstellen zu können.

Landrat Frank Kilian will den Zivilschutz auch ins Zentrum der bevorstehenden Haushaltsberatungen für 2023 stellen. Neben einer umfassenden Bestandsaufnahme der Ausstattung und der Beschaffung erforderlichen Materials soll es auch zusätzliche neun Planstellen im Fachdienst Katastrophenschutz geben, davon drei für Spezialisten auf dem Gebiet der Organisation des Zivilschutzes.

Berlins Polizei erstellt Einsatzpläne für drei Blackout-Szenarien

Auch in Berlin befassen sich öffentliche Einrichtungen gerade mit Vorkehrungen für einen möglichen Blackout. Wie die „Welt“ berichtet, erarbeitet die Polizei in der Bundeshauptstadt gerade ein vertrauliches Einsatzkonzept, das Szenarien bis hin zum Ausfall der Versorgung und Zusammenbruch der öffentlichen Sicherheit beinhaltet.

Wie das Blatt aus Kreisen von Insidern erfahren habe, würde ein Blackout insbesondere in Berlin binnen kürzester Zeit die Sicherheitslage in dramatischer Weise beeinträchtigen. Es wäre durchaus wahrscheinlich, dass es zu Plünderungen oder Unruhen kommt.

Die drei Szenarien, die untersucht wurden, seien Verteuerung, Verknappung und Ausfall der Energieversorgung. Abgestimmt auf die in den jeweiligen Fällen zu erwartende Sicherheitslage sollen entsprechende Reaktionen eingeübt werden.

Die erste Stufe sehe die Polizei bereits als eingetreten an, angesichts der Verteuerung sei mit zunehmenden Demonstrationen und Aufmärschen zu rechnen. Im Falle der Verknappung wäre mit einer Rationierung von Strom und Gas zu rechnen. Erst in der dritten Stufe, dem Blackout, wäre von einer breiteren gewalttätigen Eskalation auszugehen.

Öffentliche Einrichtungen im Blackout-Fall zuerst um eigene Einsatzfähigkeit bemüht

„Als Mitverantwortliche für die Sicherheit in der Hauptstadt ist es für die Polizei Berlin selbstverständlich, sicherheitsrelevante Szenarien vorzudenken und deren Bewältigung zu planen sowie vorzubereiten“, zitiert die „Welt“ einen Sprecher der Exekutivkräfte.

Maßnahmen fasse man in erster Linie im internen Bereich ins Auge, weshalb derzeit abgefragt werde, welche Polizeidienststellen mit Notstromaggregaten versorgt werden könnten. Zudem wolle man Satelliten-Handys und gefüllte Treibstofftanks vorhalten, um auch in einer fortgeschrittenen Krisensituation handlungsfähig zu bleiben.

Dass die Polizei solche Konzepte in der Schublade habe, sei jedoch nicht ungewöhnlich, heißt es aus der Exekutive. Für „lebensbedrohliche Einsatzlagen“, Anschläge, Geiselnahmen, aber eben auch für eine Pandemie-Lage, größere Stromausfälle und mögliche Einschränkungen der Energieversorgung existierten Einsatzpläne dieser Art. Zuletzt aktiviert worden sei ein solches Konzept im Juni im Zusammenhang mit einer Amokfahrt in der Nähe des Breitscheidplatzes.



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