Brandenburger Bauer: „Wir machen nationale Alleingänge, ohne vorher über die Konsequenzen nachzudenken“
Kim Ole Daniels (34) ist selbständiger Ferkelzüchter in Wollin (Südwestbrandenburg). Seit fast 40 Jahren betreibt seine Familie dort Ferkelaufzucht. Der in seinem brandenburgischen Wohnort auch politisch aktive Landwirt nahm am 10. September an einem von Bauern organisierten Symposium unter dem Motto „Bauern tot – alle in Not“ teil. Dort sprach er mit Epoch Times über die aktuellen Schwierigkeiten in seinem Berufsstand.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen für Sie als Schweinebauer?
Die größten Herausforderungen für die Ferkelzucht, in der ich mit rund 1.600 Sauen tätig bin, sind die neuen Tierschutz- und Tierhaltungsverordnungen. So soll ab 2026 das Deckzentrum jeder Sau fünf Quadratmeter zur Verfügung stellen, Kastenstandhaltung ist dann nicht mehr erlaubt, sondern nur noch Gruppenhaltung bis fünf Tage vor Abferkelung.
2035 soll dann der Abferkelstall eine Bewegungsbucht von sechs Quadratmeter umfassen, was uns zwingen würde, massiv in finanzielle Vorleistung gehen zu müssen.
Dabei stehen wir in Konkurrenz zum europäischen Ausland, das keine solchen Auflagen hat. Doch das allergrößte Problem, das wir momentan sehen, ist die Emissionsreduktion nach der Verordnung „Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA Luft)“ ab einer bestimmten Betriebsgröße.
Das heißt, ab 750 Sauen, 4.500 Ferkel oder 1.500 Mastplätzen müssen Abluftfilterungsreinigungsanlagen installiert werden. Bei unserer Betriebsgröße würde dies momentan ein Investitionsvolumen von 1,5 Millionen Euro an Anschaffungskosten umfassen plus Bewirtschaftungskosten von 100.000 Kilowattstunden im Jahr. Hinzu kommt dann noch die Lagerung des Reinigungswassers.
Denn die Luft wird mit Wasser gereinigt und wir wissen nicht, wie und wo wir das Wasser lagern sollen. Wo sollen wir es später abgeben? Dürfen wir es auf dem Acker ausbringen? Es sind viele Fragen ungeklärt.
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Für wie sinnvoll halten Sie diese Auflagen?
Sie sind null wichtig. Wir finden uns, egal wo im landwirtschaftlichen Bereich, immer im globalen Wettbewerb. Der Transport von Schweinefleisch aus Südamerika nach Deutschland kostet heute 6 Cent pro Kilo. Da können wir als Schweinehalter nicht gegen konkurrieren, egal in welcher Haltungsform.
Wir machen nationale Alleingänge, ohne vorher über die Konsequenzen nachzudenken.
Das kennen wir in der Legehennenhaltung. In Deutschland wurde die Käfighaltung abgeschafft, in Polen wurde sie dann wieder aufgebaut und die Eier kommen weiter aus Polen nach Deutschland.
Nur ein Beispiel: Renate Künast rühmt sich bis heute, dass sie die Käfighaltung abgeschafft hat. Aber eigentlich hat sie diese nur verlagert und die deutschen Bauern hängen gelassen.
Deutschland deckt aktuell zu 60 Prozent den eigenen Bedarf an Ferkeln ab und der Anteil sinkt weiter. „Wir sollten doch wenigstens Eigenversorgung anstreben.“ Unsere größte Forderung an die Politik ist, die deutschen Betriebe frei wirtschaften zu lassen, damit wir die deutsche Bevölkerung selbst ernähren können.
Oft wird ja eine Überproduktion als Grund für eine notwendige Transformation der deutschen Landwirtschaft angeführt. Gibt es diese im Bereich der Schweinezucht?
Bei Mastschweinen gab es früher eine Überproduktion, da waren wir mal bei 120 Prozent. Momentan sind wir bei der Schweinefleischproduktion unter 100 Prozent. Aber die Ferkel werden auch heute noch teilweise aus Dänemark oder Holland importiert.
Das Problem ist: Die Deutschen essen mittlerweile weder den Rüssel noch den Schwanz und auch nicht die Schweinepfoten. Wir sind sehr, sehr wohlstandsbehaftet geworden und essen lieber Filet oder Kotelett. Das heißt, wir Schweinebauern können das gesamte Schwein gar nicht vermarkten. Das bereitet uns momentan Schwierigkeiten, weil wir die Afrikanische Schweinepest haben und China als Exportland nicht mehr gewinnen können. Sie haben diese Körperteile als Edelteile abgenommen, samt den Schweineohren.
Eine gesunde Landwirtschaft ist eine Kreislaufwirtschaft. Den Dünger in Form des Urins und Kots der Schweine brauchen wir unbedingt, weil die Preise für den künstlichen Dünger durch die Corona-Zeit und auch durch den Ukraine-Krieg massiv gestiegen sind. Wir brauchen den natürlichen Dünger, wir brauchen die Kreislaufwirtschaft.
Im Land Brandenburg redet die Politik von zu viel Stickstoff oder roten Gebieten – dabei liegt man hier in Brandenburg bei den Großvieheinheiten pro Hektar bei einem Wert von 0,4. Im Westen sind es hingegen 4,0 Großvieheinheiten pro Hektar.
Wir brauchen eigentlich im Osten mehr Tiere und nicht weniger.
Die Regierung strebt eine Versorgungskapazität bei Schweinefleisch von nur noch 50 Prozent an. Wie wollen wir unsere Böden mit gutem Dünger aufwerten, wenn die Schweinehaltung dermaßen heruntergefahren wird? Mit der Schweinehaltung könnten wir eine ausreichende Düngemittelversorgung gut erreichen.
Doch anscheinend wollen wir nicht nur bei der Bürokratie und Planungsunsicherheit Vorreiter sein, sondern in allem.
Was genau meinen Sie damit?
Wir sind „sozial“ – mit unserem Sozialsystem, da sind wir Vorreiter. Wir sind in der Energiewende Vorreiter, obwohl es kein anderer nachmacht. Im Umweltschutz sind wir Vorreiter und auch beim Thema Fleischverzicht sind wir wahrscheinlich Vorreiter.
Die EU macht schon Druck, auch auf uns und andere Länder. Doch anders als Deutschland übernehmen die anderen EU-Länder die EU-Regelungen nur teil- oder schrittweise.
Wir in Deutschland hingegen legen uns bei der Tierhaltung selbst extreme Vorschriften auf, die über die EU-Regelungen noch hinausgehen.
So ist die deutsche Nutztierhaltungsverordnung als auch die Verordnung zur Emissionsreduktion viel strenger als EU-Recht.
Solch eine Planwirtschaft, die mit den ganzen Verordnungen betrieben wird, kennen wir von der DDR. Auf diesem Weg befinden wir uns anscheinend jetzt wieder. Die Politik will anscheinend nicht mehr, dass man Fleisch isst. Man soll sich am besten vegan ernähren, nicht mal vegetarisch. Die Tierhaltung soll ja stark reduziert werden.
In osteuropäischen Ländern gibt es massiv Probleme, die Bevölkerung zu ernähren und die Regierungen dort investieren gerade oder geben Anreize, dass Bauern mehr investieren und die Viehbestände aufstocken, damit die Nahrungsmittelerzeugung nach oben geht. Denn sie wissen: In schlechten Zeiten ist es immer gut, wenn ich mein Volk selbst ernähren kann.
Welches Risiko besteht darin, dass Deutschland sein Volk nicht mehr selbst aus eigener Kraft ernähren kann? Sollten die Bürger nicht selbst entscheiden, was sie essen wollen?
Genau! Meiner Meinung nach muss der Verbraucher das selbst entscheiden. Zuvor muss er aber informiert werden. Was hat das für Auswirkungen, wenn wir auf Importe angewiesen sind? Was hat das für Auswirkungen, wenn wir den Viehbestand halbieren? Was ist denn, wenn es den anderen exportierenden Ländern schlecht geht und die sich nicht mehr selbst ernähren können? Dann sagen sie sehr wahrscheinlich: „Bevor wir euch was exportieren, nutzen wir unsere Produkte lieber selbst.“
Wir sind auf einem gefährlichen Pfad. Das sagen wir Bauern ja schon ewig. Wir müssen dafür sorgen, dass wir unser Volk wenigstens selbst ernähren können.
Wir haben Menschen, die schwere körperliche Arbeit leisten, und die brauchen tierisches Eiweiß. Jeder soll am Ende selber entscheiden, was er essen möchte und was nicht. Das soll die Regierung uns auch nicht vorschreiben.
Sie sprachen an, dass es bei Ihrem Betrieb auch Probleme gibt, Arbeitskräfte zu gewinnen. Woran liegt das und wie ernst ist die Situation?
Die Situation ist so ernst, dass wir keinen Urlaub machen können und unseren Mitarbeitern auch keinen Urlaub genehmigen können. Wir haben es mit polnischen Mitarbeitern probiert, wir haben es mit ukrainischen Mitarbeitern probiert, wir probieren es jetzt bald mit rumänischen Mitarbeitern aus. Es ist wirklich eine Katastrophe.
Wir haben halt harte körperliche Arbeit. Es ist immer trocken und warm. Es stinkt. Täglich muss man sich daher duschen. Wir müssen besamen, wir müssen waschen, wir müssen kastrieren, wir müssen Ohrmarken anbringen, wir müssen die Schweine durch den Stall treiben. Es sind viele Arbeiten und die müssen 365 Tage im Jahr gemacht werden.
Der Beruf des Schweinebauern genießt in unserer Gesellschaft leider keinen hohen Ruf – es wird auch nicht vermittelt, dass es ein toller Beruf ist. Dabei sind wir sehr wichtig – wir stellen mit sicher, dass die Menschen unseres Landes versorgt sind.
Uns mangelt es an Wertschätzung und wir dringen zu wenig mit unserem Beruf in der Wahrnehmung nach außen. Wir finden seit acht Jahren keine Auszubildenden. Die Arbeitsämter haben auch meiner Meinung nach kein Interesse daran, uns welche zu vermitteln. Wir kriegen mal Praktikanten und dann wird uns vorgeschrieben, wie wir dies und das zu tun haben.
Was in unserer Gesellschaft ein bisschen verloren geht, ist der Respekt gegenüber dem Arbeitgeber, der Respekt gegenüber den Tieren und auch der damit verbundenen Arbeit.
Momentan verdienen wir Geld. Aufgrund der anstehenden Auflagen, die zu erfüllen sind, ist es schwer zu sagen, ob wir in dieser Betriebsgröße bestehen bleiben können. Es könnte sein, dass wir die Betriebsgröße reduzieren, damit wir keine Luftfilter einbauen müssen. Aber momentan sieht es so aus, dass wenn sich die Politik nicht dramatisch ändert, wir gezwungen sind, den Betrieb ins Ausland zu verlagern.
Vielen Dank für das Gespräch!
EINE EPOCH ORIGINAL DOKUMENTATION
Der Dokumentarfilm beleuchtet die verborgene Agenda hinter der Politik der „Nachhaltigkeit“, die global vorangetrieben wird. Dabei erzählt sie von Bauern, die aus dem Geschäft gedrängt werden, von den Auswirkungen auf unsere Lebensmittelversorgung und warum essbare Insekten plötzlich als „globale grüne Lösung“ vorangetrieben werden. Roman Balmakov, Moderator von EpochTV, reist um die Welt, um diese kommende weltweite Nahrungsmittelkrise zu untersuchen, die von den internationalen Medien ignoriert wird.
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