Bundesärztekammer-Präsident contra Merkel: „Man kann den Menschen nicht in einer Tour Angst machen“

Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, hat vor einer Politik der Angst in der Corona-Krise gewarnt. Er wandte sich auch gegen Mahnungen von Kanzlerin Merkel. Soziologen sehen Schäden für die „Generation Corona“ kommen.
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Ärztepräsident Klaus Reinhardt möchte, dass die Polizei Reiserückkehrer aus Corona-Risikogebieten überwacht.Foto: Wolfgang Kumm/dpa/dpa
Von 20. Oktober 2020

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hat sich in einem Interview mit „Deutschlandfunk“ dagegen ausgesprochen, in der Corona-Pandemie Entwarnung zu geben. Allerdings geht er auf Distanz zu den jüngsten Aussagen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die zu einer freiwilligen Minimierung der sozialen Kontakte aufgerufen hatte.

Reinhardt erklärte, es sei nicht angebracht, Angst zu verbreiten und die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Stattdessen müsse man lernen, mit der Präsenz des Virus verantwortungsbewusst umzugehen. Im Gespräch mit dem öffentlich-rechtlichen Sender greift Reinhardt in mehreren Punkten kritische Anmerkungen auf, die zuvor auch schon Experten in der „New York Times“ oder in „ARD Extra“ geäußert hatten.

Der Verbandschef sagte, die Vorstellung sei illusorisch, man könne das Virus wieder komplett aus der Welt schaffen. Man müsse vielmehr „lernen, mit einer Zunahme der Infektionszahlen umzugehen und zu leben“.

Man könne „den Menschen nicht in einer Tour Angst machen“, andernfalls drohe die Abstumpfung, dass Warnungen gar nicht mehr ernst genommen würden. Es sei zwar zutreffend, dass die Zahl der positiv Getesteten steige, allerdings gebe es einen großen Überhang an Intensivkapazitäten.

Derzeit würden 700 Patienten deutschlandweit auf Intensivstationen behandelt, von diesen werde die Hälfte intensivmedizinisch beatmet. Dem stünden jedoch aktuell etwa 8.800 freie Intensivbetten gegenüber, die sich im Notfall noch aufstocken ließen.

Weniger schwere Verläufe

Die Erkrankungen verliefen deutlich weniger schwer als im Frühjahr, so Reinhardt: „Wir erleben, dass die Zahl der schweren Verläufe, zum jetzigen Zeitpunkt zumindest, glücklicherweise nicht so zahlreich ist, wie es das im Frühjahr war. Das hat damit zu tun, wie auch die Altersverteilung der Infizierten ist, vielleicht auch damit, dass die Erkrankung ein wenig mitigiert, ein wenig schwächer verläuft. Das weiß man nicht, das sind alles Vermutungen.“

Reinhardt hält es in diesem Kontext für angebracht, zur Einhaltung der AHA-Regeln aufzurufen und dazu, große Menschenansammlungen und Feiern zu meiden. Für weitergehende Maßnahmen, um die Bewegungsfreiheit der Menschen noch weiter einzuschränken, sieht er jedoch keinen Spielraum.

Reinhardt pflichtet Boris Palmer bei

Der Ärztekammer-Chef bricht eine Lanze für Schnelltests, die insbesondere in Alten- und Pflegeheimen eine schnelle Abklärung ermöglichen, ob Besucher einen potenziellen Infektionsherd darstellen. Die Schnelltests seien zwar nicht so sicher und sensibel wie die herkömmlichen PCR-Tests, aber in einem solchen Kontext seien sie ausreichend. Sie anzuwenden würde helfen, die Isolation von Angehörigen der Risikogruppen zu verhindern.

Um bloße Träger des Coronavirus von tatsächlich erkrankten und ansteckenden Personen unterscheiden zu können, hatten Kritiker der als besonders sensibel geltenden PCR-Tests in der Vergangenheit gefordert, diese generell durch Schnelltests zu ersetzen. Diese würden ausreichen, um schwer wiegende Fälle zu erkennen.

Wie der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer jüngst im Gespräch mit der „Welt“ schlägt auch Bundesärztekammer-Chef Klaus Reinhardt vor, die Corona-App der Bundesregierung als Instrument im Kampf gegen Corona aufzuwerten. Dieses Tool sei unterbewertet worden und deshalb in Vergessenheit geraten. Mittlerweile gerate jedoch die händische Nachverfolgung von Kontakten der Infizierten an ihre Grenzen, weshalb die App wieder bedeutsam werden könne.

Auch vor dem Hintergrund, dass Reisebeschränkungen und Beherbergungsverbote problematisch seien, solle die Bundesregierung noch einmal eine offensive Aufklärungskampagne über den Nutzen der App durchführen:

„60 Prozent der Menschen, die positiv getestet worden sind, geben ihren Test in das System ein. Warum die anderen 40 es nicht tun, das sollte uns beschäftigen. Wir sollten versuchen, sie davon zu überzeugen, dass es sinnvoll ist, das zu tun, dass sie keine Nachteile haben, dass sie aber das System als solches gangbar halten und eine sinnvolle, vernünftige Maßnahme treffen, um Infektionsketten zu unterbrechen.“

Insgesamt könne man, so Reinhardt, den Hausarztpraxen mehr Verantwortung bezüglich der Behandlung und Meldung von Corona-Fällen übertragen. Auch die organisatorischen Voraussetzungen zum Umgang mit der Krise seien deutlich besser. Hätte es im Frühjahr noch Engpässe bei Schutzausrüstung und Versorgung mit Masken gegeben, seien die Hausärzte nun adäquat vorbereitet.

Infektionssterblichkeitsrate weniger als 0,2 Prozent

Der US-amerikanische Forscher John Ioannidis von der Stanford University veröffentlichte die Ergebnisse einer so genannten Metastudie, die bereits von Fachleuten begutachtet wurde. Darin kommt er zu dem Schluss, dass die reale Infektionssterblichkeit bei Menschen, die mit dem SARS-CoV-2-Virus infiziert sind, durchschnittlich bei 0,23 Prozent liegt.

Nach Angaben der „Berliner Zeitung“, die über die Studie berichtete, liegt die Sterblichkeit bei unter 70 Jahren nur bei 0,05 Prozent. Ioannidis schätzt auch, dass die Infektionssterblichkeitsrate an den meisten Orten weniger als 0,2 Prozent beträgt. Die Untersuchung versucht auch die Dunkelziffer an Infizierten mit einzukalkulieren, die zu keiner Zeit positiv auf Corona getestet wurden.

„Generation Corona“ hat „Vernarbungseffekte“ zu befürchten

An der Universität Hildesheim forscht Soziologie-Professor Michael Corsten zu einem weiteren Aspekt der Pandemie. Wie die „Tagesschau“ berichtet, beschäftigt er sich mit der so genannten „Generation Corona“. Diese umfasst junge Menschen, deren Lebensplanung durch die Corona-Beschränkungen durcheinandergeworfen wurde oder die unter den Folgen ausgefallener Unterrichtseinheiten und des Sparflammenbetriebs leiden.

Diese Betroffenen stehen vor der Situation, sich permanent umorientieren zu müssen. Dies führt zu Frustration, zumal einige berufliche wie private Gelegenheiten wie ein Auslandsjahr ausfallen, ohne dass eine Chance zum Nachholen besteht. Die Ökonomin Regina Riphahn spricht von möglichen „Vernarbungseffekten“.

Es ist möglich, dass die betroffene Generation dauerhaft Einkommenseinbußen muss. Der radikale Verzicht, den Angehörige der betroffenen Generation im Zeichen von „Fridays for Future“ angemahnt hatten, könnte sie auf diesem Wege unerwartet früh in einem anderen Kontext einholen.



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