Bundesbank will Rentenalter auf fast 70 Jahre anheben

Ab Mitte der 2020er Jahre gerät die gesetzliche Rentenversicherung unter noch stärkeren Druck - daher schlägt die Bundesbank vor, das Rentenalter stark anzuheben.
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Symbolbild.Foto: istock
Epoch Times21. Oktober 2019

Deutschlands Arbeitnehmer werden nach Bundesbank-Einschätzung künftig erst mit fast 70 Jahren in Rente gehen können. „Durch die demografische Entwicklung gerät die umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversicherung künftig unter erheblichen Druck, insbesondere ab Mitte der 2020er Jahre“, stellt die Notenbank in ihrem Monatsbericht Oktober fest.

Um das System stabil zu halten, bestehe „Anpassungsbedarf bei den zentralen Stellgrößen der Rentenversicherung“, schreiben die Ökonomen. „Ein wichtiger Ansatzpunkt für weitere Reformen ist das Rentenalter.“

Seit 2012 wird die Altersgrenze für den Bezug der gesetzlichen Rente schrittweise von 65 auf 67 Jahre im Jahr 2031 angehoben. Doch das wird nach Expertenansicht nicht ausreichen, weil ab Mitte der 2020er Jahre die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter erreichen.

Rentenalter – Erhöhung wegen steigende Lebenserwartung?

Die Bundesbank schlägt auf der Grundlage von Simulationen vor, das Rentenalter an die zunehmende Lebenserwartung zu koppeln und es nach 2030 so anzuheben, „dass die Relation von Renten- zu Beitragsjahren in etwa stabil bleibt“. Dann verlängerten sich sowohl die Erwerbsphase als auch die Rentenphase. Das Rentenalter müsse dazu bis zum Jahr 2070 auf 69 Jahre und vier Monate steigen, empfiehlt die Bundesbank.

So würden zum einen Sozialbeiträge und Steuern gestützt, außerdem wüchsen mit einem steigenden Rentenalter und längeren Erwerbsphasen die Rentenansprüche, argumentiert die Bundesbank. Die Altersgrenze von ursprünglich 65 Jahren soll nach den derzeitigen Bestimmungen bis 2029 auf 67 Jahre steigen, um dem demografischen Wandel Rechnung zu tragen. Ein höheres Renteneintrittsalter darüber hinaus wird immer wieder auch aus der Politik gefordert.

Auch internationale Organisationen wie EU-Kommission, IWF und OECD hätten nahegelegt, „das Rentenalter mit steigender Lebenserwartung weiter anzuheben“. Nach Bundesbank-Berechnung würde der Geburtsjahrgang 2001 ab Mai 2070 mit 69 Jahren und vier Monaten regulär in Rente gehen.

Eine solche Anpassung würde nicht nur die Rentenkasse entlasten, argumentierte die Notenbank am Montag. „Sie würde über eine höhere Erwerbstätigkeit auch das gesamtwirtschaftliche Potenzial stärken und damit die Bemessungsgrundlagen für Steuern und Sozialbeiträge stützen.“

Das jüngste Rentenpaket der Bundesregierung sichert bis 2025 das Absicherungsniveau bei 48 Prozent ab – dieses markiert das Verhältnis der Rente zum Durchschnittslohn. Zudem soll bis 2025 der Beitragssatz zur Rentenversicherung nicht über 20 Prozent des Einkommens steigen. Experten rechnen danach mit einem sinkenden Rentenniveau und steigenden Beiträgen, wenn nicht gegengesteuert wird.

Kommentare von SPD und Linken

„Ein höheres Renteneintrittsalter halte ich für falsch“, sagte dazu SPD-Fraktionsvize Katja Mast dem „Handelsblatt“.

Die nicht gewollte Umverteilung in der Rente müsse Schritt für Schritt behoben werden, forderte sie. „Denn gerade Menschen mit geringem Einkommen leben deutlich kürzer und profitieren dadurch proportional weniger von ihren eingezahlten Beiträgen als Besserverdienende.“

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte, der Vorschlag der Bundesbank habe „mit der Lebensrealität der Menschen wenig zu tun“.

Die Rente sei nicht deshalb unter Druck, weil die Menschen älter würden, „sondern weil es dringenden Reformbedarf gibt“. Nötig seien höhere Einnahmen der Rentenkasse – etwa indem auch Beamte und Selbständige in die gesetzliche Rente einzahlten.

(dpa/afp)



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