Bundesregierung einigt sich auf neue nationale Wasserstoffstrategie

Bereits letztes Jahr wollte die Bundesregierung ihre nationale Wasserstoffstrategie beschließen. Doch neben dem Streit innerhalb der Ampelkoalition, zu dem Strategiepapier, soll auch der Krieg in der Ukraine zur Verspätung geführt haben. Jetzt steht sie.
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Instagram-Selfie für die Sondierung (l-r): Volker Wissing, FDP-Generalsekretär, Annalena Baerbock, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Christian Lindner, FDP-Vorsitzender und Robert Habeck, Co-Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.Foto: Volker Wissing/FDP/instagram/dpa/dpa
Epoch Times26. Juli 2023

Die Bundesregierung will den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland beschleunigen. Bis 2030 sollen in Deutschland zehn Gigawatt „grüner“ Wasserstoff hergestellt werden, wie es in der aktualisierten Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung vom Mittwoch hieß. Das bisherige Ziel lag bei der Hälfte. Der restliche Bedarf an Wasserstoff werde unter anderem durch Importe und Wasserstoff aus weniger umweltfreundlichen Quellen gedeckt.

Die nationale Wasserstoffstrategie wurde 2020 entwickelt, um den Anforderungen auf dem Weg zur „Klimaneutralität“ 2045 gerecht zu werden. Sie soll Unternehmen und möglichen Investoren als Orientierung dienen. Das Kabinett will den Markthochlauf von Wasserstoff beschleunigen und das „Ambitionsniveau entlang der gesamten Wertschöpfungskette massiv“ steigern, heißt es in der aktualisierten Fassung.

Dafür gibt es einige Änderungen: Bisher war eine Förderung auf den „grünen“ Wasserstoff beschränkt, bei dem nur erneuerbare Energien zur Gewinnung des Wasserstoffes zum Einsatz kommen. Ziel der Bundesregierung sei es auch weiterhin, „eine zuverlässige Versorgung Deutschlands mit grünem, auf Dauer nachhaltigem Wasserstoff zu erreichen“.

Bis es genügend „grünen“ Wasserstoff gibt, sollen aber auch andere Wasserstofffarben genutzt werden, „insbesondere kohlenstoffarmer Wasserstoff aus Abfällen oder Erdgas“, wie es in der Strategie heißt. „Soweit in der Markthochlaufphase notwendig“, werde die Regierung zukünftig auch blauen, türkisen und orangen Wasserstoff fördern.

Streit um den Einsatz von Wasserstoff

Ein anderer Streitpunkt in der Strategie waren die Sektoren, in denen Wasserstoff zum Einsatz kommen soll. Während das Bundeswirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne) den Fokus beim Einsatz von Wasserstoff in der Vergangenheit vermehrt besonders auf die Stahlindustrie legte, pochten die FDP-geführten Ministerien für Verkehr und Forschung auf Technologieoffenheit auch für andere Bereiche wie den Verkehrssektor und das Heizen.

„Aus Sicht der Bundesregierung soll die Nutzung von Wasserstoff in den einzelnen Anwendungsfeldern nicht beschränkt werden“, heißt es nun in der aktualisierten Wasserstoffstrategie. Eine staatliche Förderung solle sich jedoch auf Bereiche konzentrieren, „in denen der Wasserstoffeinsatz zwingend erforderlich bzw. alternativlos ist“.

Den Einsatz von Wasserstoff im Straßenverkehr und beim Heizen sehen Experten kritisch, auch weil es mit E-Autos und Wärmepumpen gute Alternativen gibt. In der Strategie beschränkt sich der Absatz zum Verkehr dementsprechend auch auf „schwere Nutzfahrzeuge“. Für die Wärmeversorgung spiele der Einsatz von Wasserstoff eine „eher nachgeordnete Rolle“.

Eigentlich war die Neufassung der nationalen Wasserstoffstrategie schon für vergangenes Jahr geplant, verzögerte sich auch wegen des Krieges in der Ukraine allerdings auf dieses Jahr. Deutschland will bis 2045 „klimaneutral“ sein und will dazu seine Energieversorgung umstellen, die zu großen Teilen auf fossilen Brennstoffen beruht.

Methoden zur Wasserstoffgewinnung

Grauer Wasserstoff

Der graue Wasserstoff wird vorrangig aus Erdgas und Kohle gewonnen. Dabei wird das Erdgas unter Hitze in Wasserstoff und Kohlendioxid umgewandelt, wie der TÜV-Nord erklärt. Es entstehen rund zehn Tonnen CO₂ pro Tonne Wasserstoff, die in der Umwelt landen.

Blauer Wasserstoff

Blauer Wasserstoff wird, genauso wie grauer, aus fossilen Energieträgern – meistens Erdgas – hergestellt. Während das anfallende Kohlendioxid beim grauen Wasserstoff allerdings in die Atmosphäre entweicht, wird es bei der blauen Methode aufgefangen, unter die Erde gepresst und gespeichert, erklärt das Umweltbundesamt.

Türkiser Wasserstoff

„Türkiser Wasserstoff ist Wasserstoff, der über die thermische Spaltung von Methan hergestellt wurde – die sogenannte Methanpyrolyse“, erklärt der TÜV-Nord. Dabei entsteht anstelle von CO₂ ein fester Kohlenstoff. Bisher fiel der Wasserstoff dabei eher als Nebenprodukt an, das Verfahren kann laut Umweltbundesamt aber auch speziell auf die Produktion des Wasserstoffs ausgerichtet werden.

Oranger Wasserstoff

Der orange Wasserstoff wird aus Biomasse, wie zum Beispiel Siedlungsabfall, oder unter Verwendung von Strom aus Müllverbrennungsanlagen oder Biogasanlagen hergestellt.

Grüner Wasserstoff

Grüner Wasserstoff wird aus Ökostrom und damit CO₂-neutral hergestellt. Die sogenannte Elektrolyse teilt dabei das Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff. Das Produkt kann dann ins Netz eingespeist oder direkt vor Ort genutzt werden.

Pinker Wasserstoff

Pinker oder auch roter Wasserstoff wird aus Kernenergie gewonnen. CO₂ entsteht dabei zwar nicht, dafür aber radioaktiver Müll. Frankreich etwa will in größerem Maße auf diese Methode setzen.

(afp/er)



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