Bundesregierung kritisiert Facebook – und gibt dort Millionen aus

Facebook erfreut sich auch nach dem letzten Datenskandal weiterhin großer Beliebtheit - auch unter deutschen Top-Werbepartnern. Zu den Kunden gehört die Bundesregierung mit Verteidigungs- und Justizministerium.
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Das Verteidigungsministerium gab rund 3,34 Mio. Euro für Facebook-Werbung aus.Foto: CHRISTOPHE SIMON/AFP/Getty Images
Epoch Times23. April 2018

Facebook ist und bleibt bei seinen Top-Kunden als Werbepartner beliebt, daran scheint auch der letzte große Datenskandal nichts zu ändern.

So ergab eine Umfrage der „Capital“ bei deutschen Großkunden, dass vielen von ihnen Facebook sehr wichtig ist.

Auch die Bundesregierung, allen voran das Verteidigungsministerium und das Justizministerium, zählen zu den größten Werbekunden des US-Unternehmens in Deutschland.

Verteidigungsministerium gab rund 3,34 Mio. Euro für Facebook-Werbung aus

Laut einer Aufstellung der Bundesregierung hat das Verteidigungsministerium von Januar 2013 bis Februar 2018 zur Personalgewinnung 3,34 Mio Euro bei Facebook ausgegeben.

Das Justizressort investierte unter Ex-Minister Heiko Maas (SPD) von Januar 2014 bis Februar 2018 über Agenturen knapp 450.000 Euro in Facebook-Werbung – trotz seiner großen Kritik gegenüber Facebook.

Platz 3 bei der Bundesregierung belegt das Gesundheitsministerium, das für Kampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rund 400.000 Euro ausgab, berichtete „Capital“.

In Deutschland will kaum jemand auf Facebook verzichten

Nach dem Datenskandal sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums gegenüber „Capital“ (Foto 12): „Die Bundeswehr setzt auf einen modernen Mediamix mit Schwerpunkt im Online-Bereich. Dazu zählen auch soziale Netzwerke, die wir als erfolgreiche Werbeplattformen nutzen. Facebook ist dabei einer der genutzten Kanäle. Allerdings sei über weitere Werbekampagnen auf Facebook derzeit noch nicht entschieden.“

Viele Unternehmen schätzen Facebook, um gezielt Kunden zu erreichen. Daher ob Telekommunikationsanbieter, Versicherer oder Elektronikfachmarktkette, Versandhandelskonzern, Lebensmittelkette, Autobauer, Reisekonzern, keiner dieser in Deutschland sehr präsenten Unternehmen, die von „Capital“ angefragt wurden, will auf Facebook verzichten.

Anscheinend ist damit die Commerzbank, die Ende März eine Kampagne auf Eis zu ­legen ankündigte, einer der wenigen, die aus den Vorfällen ernste Konsequenzen ziehen. „Deutsche Werbekunden verhalten sich noch zurückhaltend“, bestätigt Markus Biermann von der Agentur Crossmedia der „Capital“. Bei internationalen Werbetreibenden sieht es da anders aus, dort herrsche viel „mehr Unruhe“. 

In Deutschland hingegen will kaum ein Unternehmen auf die Möglichkeit verzichten, zielgenau 32 Millionen Facebook-Nutzer zu erreichen. Es wird allerdings von vielen betont, dass sie Facebook im Bereich Datenschutz aufmerksam beobachten werden.

Facebook-Seite von Minister Maas wird teilweise durch Haushaltsmittel finanziert

Auch Außenminister Heiko Maas will nicht auf Facebook, als Instrument um gezielt Menschen zu erreichen, verzichten.

Seit seinem Wechsel ins Auswärtige Amt wird auch seine Facebook-Seite vom Auswärtigen Amt betrieben und zumindest teilweise aus Haushaltsmitteln finanziert.

Dies ging aus einer Anfrage der FDP-Fraktion an die Bundesregierung hervor, berichtete „Capital“.

Otto Fricke, FDP-Haushaltspolitiker kritisiert die Bundesregierung für ihren Umgang mit Facebook, insbesondere Heiko Maas.

Gerade die Entwicklung bei Heiko Maas zeigt, wie weit moralisch formulierter Anspruch und tagespolitische Wirklichkeit in der Bundesregierung auseinander klaffen können“, sagte Fricke „Capital“.

Und: „Die FDP wird daher in den Haushaltsberatungen genauer nachfragen, wie viel Geld die Bundesregierung einem Unternehmen gibt, das sie in der Öffentlichkeit selber regelmäßig für seinen Umgang mit Nutzerdaten kritisiert.“

(er)

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