Bundeswehr in der Krise: Ehemaliger General vermisst „enge Klammer zwischen Truppe und Land“

Der Zustand der Bundeswehr ist allgemein auf einem Tiefpunkt angelangt. Viele Deutsche würden sich aber eine starke Bundeswehr wünschen.
Von 14. August 2018

Nach der Eingliederung der Krim in die Russische Föderation und den Terroranschlägen in Europa ist das Thema „Nationale Sicherheit“ und „Bundeswehr“ stärker in den Fokus der Deutschen und der Politik gerückt. Die Bevölkerung sieht mittlerweile auch die Landesgrenzen nicht mehr ausrechend verteidigt und wünscht sich mehr Zusammenhalt.

Bereits 56 % der Deutschen wünschen sich laut einer Meinungsumfrage von „Civey“ den Wehrdienst zurück und nur 27% sind demnach vollkommen dagegen. Seit Tagen herrscht nun die Debatte um die Wiedereinführung der Wehrpflicht initiiert von der CDU Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Doch der Zustand der Bundeswehr ist allgemein auf einem Tiefpunkt angelangt. Die Bundeswehr-Führung sieht sich überfordert mit der Ausbildung vieler junger Menschen. Sie hätten ganz andere Probleme, zitiert die „FAZ“ einen ranghohen Offizier.

Kampfflieger sind nicht einsatzbereit wegen fehlender Ersatzteile, ebenso U-Boote und Hubschrauber. Es fehle an finanziellen Mitteln usw. und vor allem an professionell ausgebildetem Personal, hieß es im „Jahresbericht des Wehrbeauftragten 2016“. Der Bericht sorgte für Schlagzeilen in den Medien.

Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr kritisierte vor allem die mangelhafte Ausstattung der Truppe. „Für die Verteidigungspolitik ist der aktuelle Zustand der Bundeswehr ein Armutszeugnis, und das Verhalten gegenüber den Soldaten kann man nur als skrupellos bezeichnen“, sagt Kujat laut „Focus Online“. „Alle Zusagen für mehr und besseres Material sowie Personal von Seiten der Verteidigungsministerin als auch von der Kanzlerin sind bisher Lippenbekenntnisse,“ beklagt er.

Für den Militär-Experten Albert A. Stahel „krankt die Bundeswehr an allen Ecken und Enden“, aber nicht nur das Militär in Deutschland sondern in ganz Europa. „Sollte sich die USA aus Europa zurückziehen, ist die Sicherheit des Kontinents bedroht“, so der Strahel in einem Interview „Focus Online“. Deutschland brauche mehr Panzer, Flugzeuge, mechanisierte Artillerie und Hubschrauber und sollte den Wehrdienst wieder einführen wie Schweden, um Nachwuchskräfte zu gewinnen, meint der Militär-Experte.

Seitdem Mauerfall ist die Zahl der Soldaten von damals 580 000 auf aktuell 177 000 kontinuierlich gesunken, heißt es im „Focus Online“. Durch die Abschaffung der Wehrpflicht 2011 durch den damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Gutenberg verschärfte sich die Personalsituation weiter. 40% der Berufssoldaten seien zuvor über die Wehrpflicht zur Bundeswehr gekommen.

Erich Vad hingegen, ehemaliger General der Bundeswehr, langjähriger Militärischer Berater der Bundeskanzlerin und Lehrbeauftragter an der Universität München hält die Einführung der Wehrpflicht nicht mehr für zeitgemäß.

In einem Interview mit „Cicero“ begrüßt er den Gedanken, dass junge Menschen etwas ihrem Land zurückgeben, jedoch brauche die Bundeswehr professionell ausgebildete Kräfte. Das sei mit einer einjährigen Ausbildung nicht zu schaffen. Besser sei es den Ruf des Berufssoldaten gesellschaftlich zu verbessern und Anreize für die Ausbildung zu schaffen.

Dennoch vermisst der ehemalige General die „enge Klammer zwischen Truppe und Land“. Die Bundeswehr sei früher viel präsenter in der Gesellschaft gewesen, sagt Vad. Auch in den Wahlkreisen der Abgeordneten, wo sie dadurch ein politisch eine viel größere Rolle gespielt habe.

Die Rückkehr zur alten Wehrpflicht, sieht der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags Hans-Peter Bartels laut „Bild“ auch nicht. „Das würde die heutige Bundeswehr ins Chaos stürzen. Sie braucht nicht 250 000 Männer und Frauen jedes Jahr, sondern 25 000,“ sagt Bartels. Falls sich das allerdings nicht realisieren lasse, spricht er sich für die Auswahlwehrpflicht aus. D.h. bei der Musterung würden alle gefragt, ob sie dienen wollten. Von den Tauglichen und Willigen würde die Bundeswehr dann so viele einziehen, wie sie brauche.



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