Bundeswehr-Maschine soll Deutsche aus China holen – Zurückgeholte Reisende müssen sofort isoliert werden

Die Bundeswehr soll vermutlich die rund 90 Deutschen ausfliegen, die in der besonders vom Coronavirus betroffenen chinesischen Metropole Wuhan festsitzen. Professor Zastrow, Hygieneexperte und früherer Leiter des Fachgebiets "Übertragbare Krankheiten, Impfwesen und Krankenhaushygiene" am Robert-Koch-Instituts, sagt: „Es ist vernünftig die Leute zurückzuholen, solange man das noch kann“.
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Foto: CARMEN JASPERSEN/AFP via Getty Images
Epoch Times28. Januar 2020

Angesichts der anhaltenden Ausbreitung des Coronavirus hat die Bundesregierung offenbar entschieden, eine A310-Maschine der Bundeswehr nach China zu senden, um deutsche Staatsbürger aus den Gefahren-Zonen auszufliegen. Die Maschine soll im Laufe des Dienstags von Köln nach Shanghai fliegen, berichtet die „Bild“ unter Berufung auf eigene Informationen. Dort soll sie demnach spätestens am Mittwoch eintreffen.

Geplant sei, dass das Flugzeug in der PAX-Version eingesetzt werde. Dabei handelt es sich um eine reine Passagiermaschine, ohne darin integrierte Intensiv-Betten. Mittels medizinischer Schnelltests vor Ort soll sichergestellt werden, dass kein Träger des Coronavirus an Bord der Maschine gehen wird. Das Coronavirus war in der chinesischen Provinz Wuhan erstmals aufgetreten. Die Millionenstadt wurde von den chinesischen Behörden abgeriegelt, in anderen Städten in der Provinz Hubei wird ähnlich verfahren.

Plan: Es sind noch operative Fragen zu klären

Auf die Anfrage der Epoch Times, ob es einen konkreten Plan für die Evakuierung gibt, hat das Auswärtige Amt wie folgt geantwortet:

Der Krisenstab hat entschieden, dass die Bundesregierung zu einer Rückholung nicht erkrankter deutscher Staatsangehöriger aus Wuhan grundsätzlich bereit ist; bis zu einer endgültigen Entscheidung sind noch operative Fragen zu klären, auch mit der chinesischen Seite.“

Die Sprecherin des Auswärtigen Amtes, Maria Adebahr sagte in der Regierungspressekonferenz am 27. Januar:

Unser Kontakt mit den chinesischen Behörden ist okay. Ich kann aber von hier aus kein umfassendes Bild geben, ob die chinesische Seite tatsächlich alle verfügbaren Informationen herausgibt und wie genau das ist. Ich möchte aber so viel sagen ‑ das war, glaube ich, auch der Eindruck, den die Weltgesundheitsorganisation hatte ‑, dass China damit ganz gut umgeht und auch versucht, transparent zu sein. Wir wollen uns trotzdem ein eigenes Bild machen und sind da dran.“

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hatte zuvor gesagt: „Wir gehen derzeit von einer zweistelligen Zahl aus, und wir prüfen und bereiten uns auf alle verfügbaren Optionen vor.“ Die Bundesregierung ziehe eine mögliche Evakuierung aller ausreisewiligen Deutschen „in Betracht“. „Ein Konsulatsteam unserer Botschaft in Peking wird heute in Wuhan eintreffen, um den Deutschen dort Unterstützung anzubieten“, sagte Maas am Montag.

Hygieneexperte: „Es ist vernünftig die Leute zurückzuholen, solange man das noch kann“

Die Informationen aus China seien „immer mit Vorsicht zu genießen“, sagte Professor Klaus-Dieter Zastrow, Hygieneexperte und früherer Leiter des Fachgebiets „Übertragbare Krankheiten, Impfwesen und Krankenhaushygiene“ am Robert-Koch-Instituts, mit Blick auf den Coronavirus. Ob wirklich alles so gut funktioniert, wie die Regierung vorgibt, zweifelt er an.

Viele Länder holen inzwischen ihre Bürger aus China zurück. Deutschland zögert bislang, ist aber bereit diesen Schritt zu gehen.

„Es ist vernünftig die Leute zurückzuholen, solange man das noch kann“, rät der Mediziner. Die Reisenden würden dann für die Inkubationszeit von 10 bis 14 Tagen in ihren Heimatländern unter Quarantäne gestellt. Wenn sich danach der Verdacht nicht bestätigt habe, könnten sie wieder nach Hause.

Falls sie doch vom Virus befallen seien, „dann konnten sie wenigstens in dieser Zeit niemanden anstecken“. Wenn allerdings so viele Menschen aus China in ihre Länder zurückgeholt werden, könnte das die Länder vor eine Herausforderung stellen, diese Massen zu bewältigen.

Zurückgeholte Reisende müssten sofort isoliert werden

Nach Bekanntgabe des ersten deutschen Falles haben wir bei Professor Zastrow nachgefragt, was mit den Deutschen geschehen sollte, die aus Wuhan zurückgeholt werden – wenn die Bundesregierung diesen Schritt tatsächlich macht.

„Die Weiterverbreitung des Virus findet auch ohne Symptome statt“, sagte der Hygieneexperte der Epoch Times. Wenn man sich in der Inkubationszeit befinde, könne man vor allem in den letzten drei Tagen, bevor die Symptome auftreten, andere anstecken. Auch, wenn man selbst keinerlei Symptome habe. „Man kann also vorher schon Leute anstecken“, warnt Zastrow.
Wenn Deutsche aus Wuhan zurückgeholt werden, müssten diese „sofort“ alle für die Inkubationszeit unter Isolierung gestellt werden. „Sagen wir mal 14 Tage“, so Zastrow. „Und wenn in den 14 Tagen keiner krank geworden ist, gehen sie eben wieder nach Hause.“ Auf keinen Fall könne man diese Menschen frei herumlaufen lassen.
Fraglich ist auch, wie mit den 40 Personen vorgegangen wird, die beim Cabriodach-Hersteller Webasto betroffen sind. Bei diesem Unternehmen, der sein größtes Werk in Wuhan hat, sei bei einer chinesischen Mitarbeiterin erst nach ihrer Rückkehr nach China der Coronavirus festgestellt worden. Danach hat die Firma sofort Alarm geschlagen. Die chinesische Mitarbeiterin hatte zuvor in Deutschland vermutlich mit 40 Personen des Unternehmens Kontakt, ein Mann ist erkrankt. (afp/sza/sa)

Anmerkung der Redaktion: Wir haben in der erstmaligen Version des Artikels die Position von Professor Klaus-Dieter Zastrow falsch benannt. Dies wurde berichtigt. Professor Klaus-Dieter Zastrow ist ehemaliger Leiter des Fachgebiets „Übertragbare Krankheiten, Impfwesen und Krankenhaushygiene“ am Robert-Koch-Institut.



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