Caritas will Zusammenarbeit mit Sea-Eye fortsetzen: „11. Gebot – Du sollst nicht ertrinken lassen“
Der Caritasverband für die Diözese Hildesheim will seine Kampagne zur „Seenotrettung“, die er im Herbst 2019 gestartet hatte, auch im neuen Jahr weiterführen. Wie es in einer Mitteilung auf der Seite der gemeinnützigen katholischen Aktion heißt, hat man mit der privaten Organisation „Sea Eye e.V.“ eine Kooperation vereinbart, zu der auch ein Videoclip produziert wurde.
Das Engagement steht unter dem Motto „Du sollst nicht ertrinken lassen“, das man im Clip als „11. Gebot“ präsentiert.
„Wir tun dies, weil Seenotrettung nicht zur Disposition gestellt werden darf“, heißt es dazu auf der Seite. „Geflüchtete benötigen Schutz und unsere ausgestreckten Hände. Die Kampagne verfolgt vor allem ein anwaltschaftliches Ziel. Die Not der Frauen, Männer und Kinder, die sie zwingt, ihre Heimat zu verlassen, können wir nur ahnen. Aber Zuschauen, Wegschauen, Abwarten werden wir nicht. Es braucht mehr Seenotretter als bisher.“
„Kardinal Marx hilft couragiert und spürbar“
Vor allem aber solle Deutschland politische Rahmenbedingungen schaffen, die Sicherheit für Geflüchtete böten und innerhalb Europas Vorbildwirkung entfalten könnten.
Die Eckpunkte der Kooperation dürften der Caritasverband und die NGO bereits im Dezember definiert haben, als der Vorstand von Sea-Eye, Gordon Isler, die Arbeitsweise seiner Organisation gegenüber den Geschäftsführern von Caritas und Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) vorgestellt hatte.
„Vielleicht ist Kardinal Marx nicht so medienaffin, aber er hilft uns couragiert und spürbar“, lobte Isler damals den amtierenden Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, der sich wiederholt dafür ausgesprochen hatte, von kirchlicher Seite die private „Seenotrettung“ zu unterstützen. Derzeit, so Isler, stammten 20 Prozent des 1,7 Millionen Euro umfassenden Etats von Sea-Eye aus kirchlichen Quellen.
Auf den bislang acht Missionen der „Alan Kurdi“, des Rettungsschiffes der Organisation, sei es gelungen, 427 Menschen zu retten. Grund zum Feiern sei das nicht unbedingt, stünden dieser Zahl doch im Gegenzug 1091 ertrunkene Migranten gegenüber, die im vergangenen Jahr offiziell verzeichnet worden wären – und das seien nur die registrierten.
Sea-Eye sieht sich als „eher eine bürgerliche NGO“
Es sei durchaus so gewollt, dass um die Rettungseinsätze nicht viel Wind gemacht werde, meint Isler:
Wir sind nicht die lautesten, eher eine bürgerliche NGO. Wir setzen auf ein vertrauensvolles Verhältnis zum Auswärtigen Amt und zum Bundesamt für Seeschifffahrt.“
Im Gegenzug spüre man viel an Solidarität und eine hohe Bereitschaft zum Entgegenkommen aufseiten der Staatsdiener.
Von ursprünglich 20 Schiffen verschiedener NGOs seien derzeit noch drei im Einsatz, referierte Isler weiter. Die „Seenotrettung“ im engeren Sinne zu verstehen und im Mittelmeer aufgegriffene Asylsuchende, die von Libyen aus gestartet wären, auch dorthin wieder zurückzubringen, hält Isler für nicht akzeptabel. Libyen sei „kein Staat mehr, sondern Bürgerkriegsland“.
Zudem seien, wie aus den Berichten Geretteter hervorgehe, die Anhaltelager, in die an Land zurückgebrachte Flüchtlinge in Libyen verbracht würden, Horte der Dezivilisation. Was sich dort abspiele, schildert Isler wie folgt: „Alles, was Menschen Menschen antun können; etwa Neugeborene, die Hunden vorgeworfen werden.“
Kurz: „Private Seenotrettung führt zu mehr Toten“
Kritisch über die private „Seenotrettung“ hatte sich hingegen erst jüngst wieder Österreichs alter und designierter neuer Bundeskanzler Sebastian Kurz geäußert. In der „Bild“-Zeitung sagte er, dieses Engagement sei ein „sehr heikler Bereich, weil manchmal unterstützen private Seenotretter, ohne dass sie es wollen, die Schlepper“. Und so führe das Vorgehen der privaten Seenotretter am Ende zu mehr Toten. Kurz fügte hinzu:
Durch das Retten im Mittelmeer und einem direkten Ticket nach Europa machen sich immer mehr auf den Weg und immer mehr ertrinken dadurch. All jene, die glauben, etwas Gutes zu tun, müssen sich eingestehen, dass es diese erwiesene Steigerung der Toten durch ihr Vorgehen gibt. Das bedaure ich zutiefst und werde es weiter bekämpfen. Es darf nicht darum gehen, was nach außen hin vielleicht gut aussieht, sondern was funktioniert. Ein Modell der privaten Seenotrettung funktioniert nicht.“
Um Zustände wie in libyschen Lagern zu verhindern, müsse man mit internationalen Organisationen besser zusammenarbeiten und menschenwürdige Unterkünfte schaffen. Und man müsse „mehr tun, damit sich Migranten gar nicht erst nach Libyen aus anderen afrikanischen Ländern auf den Weg machen. Wenn sie erst einmal in Libyen sind, werden viele versklavt und ermordet. Dieses System dürfen wir nicht zulassen.“
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