China als Ehrengast nicht unproblematisch

„Eine Welt – Ein Traum“, das Motto der Olympischen Spiele in Peking wird von Li Dongdong, der chinesischen Vizeministerin für das Verlagswesen, stolz als Motto für die Frankfurter Buchmesse 2009 übernommen, auf der China der Ehrengast sein wird.
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Der Herausgeber von Gao Zhishengs Autobiografie „Chinas Hoffnung“, Thomas Kalmund, versprach, das berührende und aufrüttelnde Buch auch auf der Frankfurter Buchmesse 2009 auszustellen. Er will noch mehr Bücher kritischer chinesischer Autoren herausgeben. (The Epoch Times)
Von 19. Oktober 2008

„Auf diesem olympischen Forum des internationalen Buchgewerbes wird auch eine gleiche Welt und ein gleicher Traum gemeinsam gestaltet werden.“ Das war der letzte Satz der Rede von Li Dongdong.

Welche Welt und welchen Traum sie dort gleichschalten will, das kann sicher noch für Überraschungen sorgen, denn vielleicht, vielleicht lässt sich die geistige Welt nicht so leicht korrumpieren wie die sportliche Welt.

Zumindest Jürgen Boos, Direktor der Frankfurt Buchmesse, sagte im Gespräch mit Epoch Times, dass neben der marktwirtschaftlichen Freiheit vor allem die Freiheit der Rede eine Grundfeste der Buchmesse sei. „Diese Freiheit der Rede wird – und das ist das Schöne – nicht begrenzt, wo sie auf Gegenrede trifft, sondern wird durch die Gegenrede in ein neues Licht gestellt“, so Boos auch in seiner Rede auf der Vorschau-Pressekonferenz des Ehrengastes 2009 am 16. Oktober.

Wie bekannt wurde, hat China als Ehrengast der Buchmesse in Seoul 2008 wegen Meinungsunterschieden mit einer Absage gedroht. Schließlich musste der koreanische Organisator mit dem Ehrengast einen Kompromiss schließen.

Eine Plattform für kritische Autoren

Man kann gespannt sein, wie China darauf reagieren wird, wenn die kritischen chinesischen Buchautoren und Schriftsteller auf einer Plattform im Rahmen der Buchmesse versuchen werden, alternative Präsentationen über die Literatur und Kultur Chinas dem deutschen Publikum anzubieten. Dass es möglich sein soll, ist für Jürgen Boos eine Selbstverständlichkeit.

Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse war ein Buch mit dem beziehungsreichen Titel „Chinas Hoffnung“ eins der wenigen in deutscher Sprache aus und über China. Dessen Autor Gao Zhisheng ist einer der renommiertesten Anwälte in China und einer der wenigen, die es wagen, sich für Menschenrechte einzusetzen. Er gehörte zu den drei Spitzen-Kandidaten für den Friedensnobelpreis 2009.

Gefängnis für „Chinas Hoffnung“

Doch die chinesische Version seines Buches kann man in der ‚Volksrepublik’ China nicht kaufen. Dort wurde Gao im Dezember 2006 wegen einiger Veröffentlichungen, die auch in „Chinas Hoffnung“ zu finden sind, zu drei Jahren Freiheitsstrafe, mit Bewährung von fünf Jahren, verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, zum Umsturz der staatlichen politischen Macht anzustiften. Seit über einem Jahr hat man ihn und seine Familie verschwinden lassen.

Der Herausgeber von „Chinas Hoffnung“, Thomas Kalmund, versprach, das berührende und aufrüttelnde Buch auch auf der Frankfurter Buchmesse 2009 auszustellen. Neben dem Buch von Gao werden sicher noch mehr Bücher von chinesischen Autoren, die in China verboten sind, auf der Buchmesse in Frankfurt erscheinen. Davon ist Kalmund überzeugt, auch er bereitet schon die Herausgabe mehrerer solcher Bücher für das kommende Jahr vor.

Chinas Zensurorgane

Dass in China oft Bücher zensiert und Zeitungen verboten werden, ist kein Geheimnis, doch darüber fiel kein Wort bei all den chinesischen Rednern auf der Vorschau-Pressekonferenz für 2009.

Die Verwaltungsbehörde der Presse und Publikationen, der Frau Li Dongdong so stolz vorsteht, ist dem Staatsrat Chinas unterstellt. Ein weiteres und noch mächtigeres Organ für die Zensur ist das Propagandaministerium des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas. Der Propagandaminister gehört immer zu den 24 mächtigsten Personen in China.

Auf die Frage über die Zensur von Epoch Times antwortete die Vize-Ministerin Li Dongdong, dass die 1938 Zeitungen, 9468 Zeitschriften und 230.000 Buchprodukte die Presse- und Verlagsfreiheit in China symbolisieren könnten. Nur Bücher und Zeitungen, die gegen die chinesischen Gesetze verstoßen, würden verboten.

Jedes Mal hört man diese Art Reden von den Vertretern des Regimes. Doch wer kann verstehen, warum etwa die solide recherchierte Reportage des chinesischen Autors Zhou Qing über das Problem der Lebensmittelsicherheit in China gegen das chinesische Gesetz verstößt?

Der gegenwärtige Milchpulverskandal zeigt eindeutig die Lage der Lebensmittelsicherheit in China, was das Regime nicht mehr leugnen kann. Das wurde bestätigt durch die neueste Meldung, nach der Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao sich für die Nachlässigkeit der Kontrollbehörden öffentlich entschuldigt habe. Krokodilstränen nennen das die kritischen Chinesen, denn das Buch von Zhou Qing – „Welches Essen ist der Himmel des Volkes“ – wurde zuvor von der Zensur verboten.

Die chinesische Ausgabe von Zhou Qings Buch ist nun nur außerhalb Chinas zu erhalten. Auch in weiteren drei Sprachen Japanisch, Koreanisch und Italienisch ist das Buch bereits erschienen. Zhou wird die deutsche Ausgabe auf der Frankfurter Buchmesse 2009 präsentieren, das sagte der Autor zur Epoch Times voller Vertrauen auf die freiheitlichen „Grundfesten“ der Frankfurter Buchmesse.

 

 



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