Deutscher Seuchenforscher fordert Coronavirus-Tests bei Grippeverdacht

Keine Panik, aber Anlass zur Sorge. So beschreibt der Seuchenforscher Alexander Kekulé die Lage zum Coronavirus in Italien. Denn diese Ausbreitung habe "nichts mehr mit den unmittelbaren Reisen aus China zu tun".
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Grippe oder Coronavirus? Ein Test bringt Sicherheit.Foto: iStock
Epoch Times26. Februar 2020

„Die katastrophale Situation in China zeigt, dass Ausbrüche des neuen Coronavirus ab einer gewissen Größe selbst mit drastischen Mitteln nicht mehr einzudämmen sind“, sagte der Virologe und Seuchenforscher Alexander Kekulé. Deshalb fordert er deutlich mehr Tests zum Nachweis der Lungenkrankheit Covid-19 in Deutschland.

Kekulé sagte am Montag im „MDR“, die aktuelle Ausbreitung des Erregers in Italien sei zwar kein Grund zur Panik. Es gebe aber Anlasse zur Sorge. „Wir haben eine Ausbreitung, die nicht mehr mit den unmittelbaren Reisen aus China zu tun hat“, so der Experte. „Deshalb müssen wir bei der Abwehr der Epidemie in den zweiten Gang schalten.“

Kekulé sprach sich dafür aus, die Diagnostik deutlich zu erhöhen. Schwerkranke Patienten mit Verdacht auf Grippe sollten auch auf das Coronavirus getestet werden. Dazu müssten die Bundesregierung und das Robert-Koch-Institut entsprechende Empfehlungen geben. „Das wäre sinnvoll, um Menschen zu beruhigen.“

Unerkannte Covid-19-Fälle in Deutschland und Europa

Vor dem Hintergrund der vermehrten Coronavirusfälle in Italien geht der Virologe von weiteren Fällen in Europa aus. „Es wäre ein Wunder, wenn wir nicht weitere Herde irgendwo hätten“, sagte er. Italien hatte sich zuletzt zum größten Herd des neuartigen Virus in Europa entwickelt.

Dass es inzwischen auch in Deutschland unerkannte Coronavirus-Fälle gibt, hält auch Dr. Udo Götsch vom Gesundheitsamt Frankfurt nicht für ausgeschlossen. Auch in Bayern wären wahrscheinlich zunächst keine Coronavirus-Tests durchgeführt worden, „wenn die chinesische Indexpatientin [Anm. d. Red.: die das Virus eingeschleppt hat] nicht so nett gewesen wäre, in Bayern anzurufen und gesagt hätte, dass sie an dem neuartigen Coronavirus erkrankt ist“, sagte Götsch gegenüber Epoch Times.

In diesem Fall hätten die Patienten dem Anschein nach eine normale Grippe durchlaufen. „Zumindest am Anfang. Vielleicht hätte das Ausmaß an Folgeerkrankungen alle erstaunt und man hätte dann doch irgendwann eine Testung auf das neue Coronavirus durchgeführt“, erklärte der Mediziner.

Jedoch müsse nicht jeder, der aus China zurückkehrt, auf das Virus getestet werden. „Man muss die Kirche im Dorf lassen. Unsere  Maßnahmen dürfen auch nicht überzogen sein und wir dürfen nicht der Illusion verfallen, dass wir uns komplett abschotten können,“ Götsch.

Deutsche Regierung bleibt gelassen

Während in Italien das Virus um sich greift, scheint es in Deutschland ruhig zu sein. Die hier bislang gemeldeten Infizierten wurden isoliert und sind inzwischen fast vollständig genesen.

Nach derzeitigen Angaben erwägt das Bundesinnenministerium keine Grenzschließungen. „Grenzschließungen gehören im Moment nicht zu unseren Überlegungen“, sagte ein Ministeriumssprecher am Montag in Berlin. Auch gibt das Auswärtige Amt keine Reisewarnung für Italien heraus. Eine Sprecherin verwies darauf, Voraussetzung für eine solche Warnung sei die „konkrete Gefahr für Leib und Leben“.

In Italien ist die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Patienten derweil auf über 200 gestiegen. Fünf Menschen kamen ums Leben. Als Reaktion auf die Ausbreitung des Virus waren am Wochenende elf Städte abgeriegelt worden. Die betroffenen Gebiete dürfen weder betreten noch verlassen werden. Aus Sorge vor dem Virus war zudem der berühmte Karneval in Venedig abgesagt worden. (afp/sua)

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