Debatte um verkürzte Quarantänezeit bei Corona-Verdachtsfällen

In Deutschland wird über eine kürzere Quarantänezeit bei Corona-Verdachtsfällen diskutiert. Während Gesundheitspolitiker für eine Verkürzung plädierten, zeigte sich die Bundesregierung zurückhaltend.
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Kind in häuslicher Quarantäne in Zeiten von Corona.Foto: iStock
Epoch Times4. September 2020

„Ich halte es für sehr sinnvoll, die Quarantänezeit auf fünf Tage zu begrenzen“, sagte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach der Zeitung „Welt“. Es sei bekannt, dass die allermeisten Menschen fünf Tage nach Beginn der Symptome nicht mehr ansteckend sind, auch wenn der Corona-Test noch ein positives Ergebnis ausweise.

„Wenn wir die Quarantänezeit auf fünf Tage begrenzten, wäre die gesellschaftliche Akzeptanz für die Maßnahme deutlich höher“, sagte Lauterbach. Das ganze Leben wäre weniger unterbrochen, weil Menschen schneller an den Arbeitsplatz und in die Schulen zurückkehren könnten.

„Sollte es neue Ergebnisse bezüglich der Infektiosität geben, muss die aktuelle Politik reagieren“, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Christine Aschenberg-Dugnus. Das bedeute konkret, „dass beim Auftreten von Symptomen lediglich eine fünftägige Quarantäne völlig ausreichend ist“.

Quarantäne-Ende durch negatives Testergebnis

Die Grünen-Gesundheitsexpertin Kordula Schulz-Asche sieht das ähnlich: Bei Verdacht auf einen Kontakt mit einem Infizierten könnte es für viele Menschen sinnvoll sein, zunächst „in eine verkürzte Quarantäne zu gehen und diese mit einem negativen Test abzuschließen“.

Grundsätzlich gilt eine Quarantäne für Menschen, die Kontakt zu Infizierten hatten. Dadurch soll nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums vermieden werden, dass diese Menschen während der Inkubationszeit ungewollt andere infizieren. Eine Isolierung gilt für Corona-Infizierte. Diese dauert bislang zehn Tage.

Der Berliner Virologe Drosten, auf den sich Politiker in der Debatte zum Teil bezogen, stellte im Kurzbotschaftendienst Twitter klar: „Isolierung und Quarantäne geraten durcheinander.“ Sein Vorschlag sei eine Reduktion der Isolierungszeit bei sogenannten Clustern von Infizierten auf zum Beispiel fünf Tage.

Die Bundesregierung reagierte zunächst zurückhaltend auf die Diskussion. Es sei wichtig, dass es diese Debatten gebe, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Das Robert-Koch-Institut (RKI) nehme sie wahr und daran teil. Es sei ein „Weg des ständigen Lernens“. Derzeit gelte für die Bundesregierung die RKI-Empfehlung einer 14-tägigen Quarantäne. Neue Empfehlungen würden ebenfalls vom RKI ausgehen.

Aus der Wirtschaft kam Zustimmung für eine Verkürzung der Quarantänezeit. „Die deutsche Industrie unterstützt den Vorschlag für eine Begrenzung der Quarantänepflicht für Corona-Verdachtsfälle auf fünf Tage“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang. Ziel müsse es sein, wirtschaftliche Aktivität auf maximal möglichem Niveau zuzulassen. Auch eine verkürzte Quarantänezeit bleibe für die Wirtschaft eine große Herausforderung.

Positivrate rückläufig

Nach RKI-Angaben ist die Positivrate weiterhin rückläufig. Bereits in der vergangenen Woche hatten die Testungen die eine-Million-Marke geknackt. In der 34. Kalenderwoche wurden demnach 1.101.299 PCR-Tests untersucht. Lediglich 8.178 Ergebnisse fielen positiv aus. Das sind rechnerisch 0,74 Prozent der durchgeführten Tests.

Auszug aus dem RKI-Situationsbericht vom 2. September 2020. Foto: Screenshot

Wie viele der Tests versehentlich falsch-positiv waren und wie viele der getesteten Personen tatsächlich Symptome haben oder erkrankt sind, ist nicht bekannt. (afp/sua)



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