Demonstranten stürmten Kohle-Tagebau Garzweiler: Straftaten im Namen des Klimaschutz?

Die Polizei hat am Sonntagmorgen nach eigenen Angaben die Räumung des Braunkohletagebaus Garzweiler beendet. Alle Demonstranten, die das Gelände am Samstag gestürmt hatten, seien herausgetragen worden oder freiwillig gegangen, sagte eine Sprecherin.
Epoch Times23. Juni 2019

Die Polizei hat am Sonntagmorgen nach eigenen Angaben die Räumung des Braunkohletagebaus Garzweiler beendet. Alle Demonstranten, die das Gelände am Samstag gestürmt hatten, seien mittlerweile herausgetragen worden oder freiwillig gegangen, sagte eine Sprecherin der Polizei Aachen.

Eine Sprecherin der Organisation Ende Gelände sagte dagegen, an schwer zugänglichen Stellen im Tagebaugelände hielten sich noch Demonstranten auf, ihre Zahl liege im „niedrigen zweistelligen Bereich“.

Mehrere hundert Aktivisten hatten sich am frühen Samstagnachmittag Zutritt zu dem Gelände verschafft. Laut Polizei wurden dabei mindestens acht Polizisten verletzt. Nach dem Sturm mehrerer Hundert Klimaschützer in den Braunkohle-Tagebau Garzweiler war die Polizei 48 Stunden lang im Dauereinsatz.

Vielfach wurden Aktivisten von dem Betriebsgelände des Energieversorgers RWE entfernt. Die Räumung des Tagebaus, von Bahngleisen und eines besetzten Hauses dauerte bis Sonntagnachmittag.

RWE: Vorsätzliche Rechtsbrüche unter Deckmantel des Klimaschutzes sind nicht akzeptabel

Der Energiekonzern RWE kritisierte das Aktionswochenende „Ende Gelände“ im Rheinischen Revier. „Kein Verständnis hat der Konzern für das unverantwortliche und widerrechtliche Eindringen von 1.300 `Aktivisten` in den Tagebau Garzweiler und die Gleisbesetzungen auf den Kohlezulieferstrecken“, teilte RWE am Sonntag mit.

Es habe auch mehrere Brandanschläge auf eine Pumpstation, Schaltschränke und Fahrzeuge gegeben.

„Wir respektieren selbstverständlich das Recht auf freie Meinungsäußerung und friedliche Proteste wie die von `Fridays for Future`“, sagte Frank Weigand, Vorstandsvorsitzender der RWE Power. „Aber es ist nicht akzeptabel unter dem Deckmantel des Klimaschutzes vorsätzlich Rechtsbrüche zu verüben.“

Trotz der Beeinträchtigungen sei der Betrieb der Kraftwerke und die Stromproduktion zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen. Der wirtschaftliche Schaden werde noch ermittelt.

Polizisten versuchen Aktivisten am Betreten des Tagebau Garzweiler zu hindern. Foto: David Young/dpa

Verletzte auf beiden Seiten

Auch auf Seiten der Demonstranten gab es laut der Sprecherin von Ende Gelände mehrere Verletzte, die ins Krankenhaus gebracht werden mussten. Die Polizei habe Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt, „das war schon sehr unschön“.

Im rheinischen Braunkohlerevier hatten am Samstag rund zehntausend Menschen für einen raschen Kohleausstieg demonstriert. An einer Kundgebung im Ort Keyenberg, der dem Tagebau weichen soll, nahmen nach Angaben der Organisatoren rund 8000 Menschen teil. Mehr als tausend Klimaschützer drangen laut Ende Gelände in den Tagebau Garzweiler vor und brachten dort Bagger zum Stillstand. Darüber hinaus blockierten Aktivisten Bahnstrecken für den Kohletransport.

Am 22. Juni 2019 im Tagebau Garzweiler in Hochneukirch – Tausende drangen in das Tagebaugelände ein. Foto: Sascha Schuermann/Getty Images

Gleise zwischen Kraftwerken Neurath und Niederaussem nicht mehr blockiert

Die Gleise zwischen den Kraftwerken Neurath und Niederaussem waren nach Polizeiangaben am Sonntagmorgen noch blockiert. Die Blockade der Hambach-Bahn sei inzwischen aber beendet, sagte eine Polizeisprecherin.

Die Demonstranten fordern einen schnellen Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleverstromung. Die von der Regierung eingesetzte Kohlekommission einigte sich auf das Jahr 2038. (afp/dts)



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