Deutliche Mehrheit der Deutschen lehnt das Gendern ab

Eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung empfindet das Gendern als lästig und lehnt eine verpflichtende Anwendung geschlechterneutraler Sprache in der Verwaltung ab. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage.
Gendersprache
Symbolbild.Foto: iStock
Von 29. Juli 2023

Ist der „Korrektsprech“ am Ende? Ist bald Schluss mit Gendersternchen, den abgehackten Pausen vor dem nachbetonten „Innen“ und mit den Doppelpunkten mitten im Wort? Wenn es nach einer Überzahl der Deutschen gehen sollte, ja. Denn eine Umfrage des „RTL/n-tv Trendbarometers“ hat ergeben, dass fast drei Viertel der Deutschen die Nase voll vom Gendern haben und schon gar keine Pflicht zum Gendern beim Amtsdeutsch wollen.

Sinkender Genderstern: 73 Prozent wollen keine „geschlechtsneutrale Sprache“

Laut der Umfrage stören sich 73 Prozent der Befragten an „Genderzeichen“ wie Sternchen, Unterstrich, Doppelpunkt oder den abgehackten Sprechpausen der sogenannten geschlechterneutralen Sprache, sei es in gesprochener oder in geschriebener Form. Nur 22 Prozent der Befragten finden Gendern gut. Die einzige Gruppe, die das „Gendern“ mehrheitlich befürwortet, sind Anhänger der Grünen mit 58 Prozent.

Klar ist auch die Ablehnung der Deutschen gegenüber Plänen, die eine verpflichtende Anwendung geschlechtsneutraler Sprache in schriftlichen Texten der öffentlichen Verwaltung betreffen. Hier sind es sogar 75 Prozent, die gegen den „Genderzwang“ sind. Lediglich 22 Prozent der Befragten befürworten solche Pläne. Auch in dieser Frage sind es ausschließlich die Anhänger der Grünen (58 Prozent), die sich mehrheitlich für eine verpflichtende Verwendung geschlechtsneutraler Sprache in Verwaltungstexten aussprechen.

Grüne und Junge für Gendern im Amtsdeutsch

Inzwischen gibt es auch Beschlüsse in Deutschland, die das „Gendern“ in schriftlichen Texten der Verwaltung oder in schulischen Dokumenten wie Zeugnissen explizit verbieten. Fast die Hälfte, 48 Prozent der Befragten, finden ein solches Verbot richtig, während 46 Prozent es nicht für richtig halten. Am häufigsten sprechen sich die 18- bis 29-Jährigen (62 Prozent) und die Anhänger der Grünen (76 Prozent) gegen ein „Gender-Verbot“ in Texten der öffentlichen Verwaltung aus.

Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von „RTL Deutschland“ vom 14. bis 17. Juli 2023 erhoben. Die Umfrage basiert auf den Antworten von 1.009 Befragten.

Kulturkampf ums Gendern

Um das Gendern gib es immer mehr Kontroversen in der Gesellschaft, aber auch in der Politik spalten sich die Geister: Während in Niedersachsen SPD und Grüne in Rechts- und Verwaltungsvorschriften künftig auf geschlechtergerechte Sprache setzen, sollen in Thüringen die Landesregierung, Ministerien, Universitäten, staatliche Schulen und auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk keine Gendersprache mehr verwenden. Das hatte im November der thüringische Landtag beschlossen.

Was bei den Debatten oft vergessen wird: Eigentlich gilt im Grundsatz, dass Sprache dem Volk gehört. Von ihm wird sie gesprochen und geschrieben und währenddessen weiterentwickelt. So zumindest sieht es das Bundesverfassungsgericht in einem Urteil zur Rechtschreibreform aus dem Jahr 1998.

Rat für Deutsche Rechtschreibung: „Weiter beobachten“

Am 14. Juli hatte der Rat für deutsche Rechtschreibung, seit Dezember 2004 die Regulierungsinstitution der Rechtschreibung des Standardhochdeutschen, empfohlen, Sternchen, Unterstrich, Doppelpunkt oder „andere Formen zur Kennzeichnung von mehrgeschlechtlichen Bezeichnungen im Wortinneren“ als Phänomen im Bereich Sonderzeichen zu benennen, aber nicht in das amtliche Regelwerk aufzunehmen. Der Rat will die Entwicklung aber „weiter beobachten“. Damit ist die wichtigste Instanz für Rechtschreibung bei seiner Empfehlung von 2021 geblieben.



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