Deutsche Eier: Versorgung ab Sommer nicht mehr gesichert

Gentechnikfreies Soja ist kaum noch zu bekommen. Was bedeutet das für die Hühnerwirtschaft und Legehennen?
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Weil das Futter für Legehennen teuer wird, könnten ab Sommer 2022 deutsche Eier knapp werden.Foto: iStock
Von 21. März 2022


Die deutsche Eierwirtschaft spricht von „Alarmstufe rot“. Vor dem Hintergrund massiv eingeschränkter Lieferketten und dramatischer Kostensteigerungen insbesondere bei Futtermitteln sendet der Bundesverband Ei einen eindringlichen Weckruf an Politik und Lebensmitteleinzelhandel.

Spätestens ab Sommer 2022 kann die Versorgung mit Eiern nicht mehr sichergestellt werden, schreibt der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft.

„Blanke Existenzangst“ bei Landwirten

Die jüngsten Entwicklungen auf dem globalen Agrarmarkt zwingen die deutsche Eierwirtschaft in die Knie.

„Es herrscht teilweise blanke Existenzangst bei unseren Landwirten. Die Preise für Futtermittel haben sich in kürzester Zeit mehr als verdoppelt. Gentechnikfreies Soja ist kaum noch zu bekommen. Viele Halter können deshalb nicht mehr neu einstallen“, beschreibt Henner Schönecke, Vorsitzender des BVEi die Situation.

Nicht mehr neu einstallen bedeutet, dass weniger Legehennen zur Verfügung stehen, die Eier legen. Schönecke rechnet damit, dass die Versorgungssicherheit mit deutschen Eiern spätestens ab August nicht mehr gewährleistet werden kann.

„Wir wollen die Menschen in Deutschland gerne weiter mit dem wertvollen Lebensmittel Ei versorgen, doch dafür braucht es jetzt den Entscheidungs- und Veränderungswillen seitens der Politik und im Handel. Lasst uns gemeinsam an Lösungen arbeiten, wie wir faire Preise herstellen können, damit der Standort Deutschland erhalten bleibt.“

Sonst drohe ein Tod auf Raten, so Schönecke weiter.

Handel sollte Vertragslaufzeiten anpassen

Die deutsche Eierwirtschaft erneuert ihr Gesprächsangebot, die Rahmenbedingungen neu zu gestalten. Angesichts der Lage dürfe es keine Denkverbote geben, Kostentreiber sollten „knallhart identifiziert“ und vorübergehend ausgesetzt werden.

Den Lebensmitteleinzelhandel fordert Henner Schönecke auf, die Vertragslaufzeiten anzupassen, um flexibler auf Preisschwankungen reagieren zu können. Die Eierwirtschaft spricht sich geschlossen dafür aus, unter anderem eine sogenannte „Gleitklausel“ zwischen Eierpreis und Futterpreis einzuführen. „Die Versorgungssicherheit mit Eiern aus Deutschland steht auf dem Spiel. Dem müssen alle Beteiligten entschlossen entgegentreten!“, unterstreicht Schönecke.

Der Bundesverband Ei e. V. steht für die gesamte Erzeugungskette von Eiern, von der Junghennenaufzucht, Legehennen, Packstellen, dem Eierhandel sowie die Koch-, Schäl- und Färbebetriebe. Als Dach- und Spitzenorganisation vertritt er die Interessen der deutschen Geflügelwirtschaft auf Bundes- und EU-Ebene gegenüber politischen, amtlichen sowie berufsständischen Organisationen, der Öffentlichkeit und dem Ausland.

Jedes 8. Ei stammte 2021 aus Ökoproduktion

Im Jahr 2021 wurden in Deutschland rund 13 Milliarden Eier produziert. Das waren 0,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Verglichen mit 2020 stieg die Produktion um 10,4 Prozent auf 1,7 Milliarden Eier, so das Statistische Bundesamt. Der Anteil ökologisch erzeugter Eier stieg ebenfalls an, auf 13 Prozent. Etwa jedes achte Ei kam aus ökologischer Haltung.

Rund drei Viertel der Eier werden in Bodenhaltung erzeugt (8,1 Milliarden Eier/62 Prozent). Der Bestand an Legehennen in Bodenhaltung stieg gegenüber 2020 leicht um 0,7 Prozent und betrug im Jahresdurchschnitt 26,6 Millionen Tiere.

In der Freilandhaltung waren die Eierproduktion und der Legehennenbestand hingegen rückläufig: Im Jahr 2021 stammten 2,5 Milliarden Eier aus dieser Haltungsform. Die Zahl der Legehennen in Freilandhaltung ging im Jahresdurchschnitt um 3,6 Prozent auf 8,5 Millionen Tiere zurück. Möglicherweise spielte die Vogelgrippe eine Rolle, die vor allem in Norddeutschland dafür sorgte, dass in betroffenen Regionen die Tiere nicht im Freiland gehalten werden durften.

Seit dem 1. Januar 2010 ist die Käfighaltung in Deutschland verboten. Ersetzt wurde sie durch die Haltung der Legehennen in Kleingruppen und sogenannten ausgestalteten Käfigen. Doch auch diese Haltungsform ist ein Auslaufmodell in der Legehennenhaltung: Bund und Länder haben sich auf eine Auslauffrist für bestehende Betriebe bis Ende 2025 geeinigt.

Seit Jahren sind somit Rückgänge in der Zahl der in dieser Haltungsform produzierten Eier und gehaltenen Legehennen zu verzeichnen. So wurden 2021 noch 718 Millionen Eier auf diese Weise produziert und im Jahresdurchschnitt 2,3 Millionen Tiere gehalten. In Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt ist diese Haltungsform in der Legehennenhaltung mittlerweile gar nicht mehr vertreten.

Mit Material von dts



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