Deutsche Welle: Kuschelkurs mit China bringt Redakteure gegen Intendant auf

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Chinas Staatsfernsehen CCTV ist berüchtigt. Dass die Deutsche Welle mit Chinas Propaganda-Sender Nr.1 zusammenarbeitet, führte zum Bruch zwischen Reporter ohne Grenzen und DW-Intendant Peter Limbourg.
Von 9. Dezember 2014

Als der Chef der Deutschen Welle Peter Limbourg Anfang September eine Zusammenarbeit mit Chinas staatlichem Fernsehsender CCTV ankündigte, war Ärger vorprogrammiert. Und nun ist er da: Limbourg musste seinen Sitz im Kuratorium von „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) räumen, nachdem die Organisation ihn zweimal dazu aufgefordert hatte.

Die Zusammenarbeit des steuerfinanzierten deutschen Auslandssenders mit Chinas kommunistischem Sprachrohr Nr. 1 war für Reporter ohne Grenzen ein absolutes No-Go. Die NGO hat sich die weltweite Verteidigung der Pressefreiheit auf die Fahnen geschrieben.

„Wir verurteilen die vereinbarte Kooperation zwischen der Deutschen Welle und dem chinesischen Staatsfernsehen CCTV aufs Schärfste“, hatte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr kurz nach Bekanntgabe der Pläne gesagt. „Diese Kooperation steht nicht im Einklang mit dem Programmauftrag der Deutschen Welle, weil CCTV ein Teil des staatlichen Repressionsapparats gegen chinesische Journalisten ist. Die DW darf nicht versuchen, ihre Reichweite zu Lasten der Pressefreiheit zu steigern.“

Hier mehr über Peter Limbourgs „Kuschelkurs mit Chinas KP-Regime“

In einer Pressemitteilung vom 25. September 2014 schrieb ROG außerdem: „Die Deutsche Welle beschreibt die vereinbarte Kooperation mit CCTV als Dialog. Doch die Erfahrung von Reporter ohne Grenzen zeigt, dass vergleichbare Formen der Kommunikation und Kooperation von der Staatspropaganda geschickt genutzt werden. ROG hat Zweifel, ob die Deutsche Welle eine solche Instrumentalisierung tatsächlich verhindern kann.“

DW-Redakteure zeigen Flagge

Wie der Tagesspiegel berichtete, hat sich der Redakteursausschuss der Deutschen Welle in einem Brief hinter ROG gestellt und damit ein Zeichen gegen die China-Politik des DW-Intendanten gesetzt.

"Viele Kollegen brachten zum Ausdruck, dass sie die Ziele von Reporter ohne Grenzen vollinhaltlich unterstützen und die Deutsche Welle als natürlichen Partner von ROG betrachten", hieß es in dem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt. Es seien in den vergangenen Tagen auch besonders viele Redakteure der DW bei ROG eingetreten.

Ein CCTV-Redakteur packt aus: 1000 Nachrichten jährlich zensiert

Vor einem Jahr wurde bei CCTV der Redakteur Wang Qinglei entlassen, weil er die verordnete Staats-Propaganda nicht mehr mittragen wollte und in den Socialmedia für den verhafteten Blogger Charles Xue Partei ergriffen hatte, der von CCTV per „Fernsehbeichte“ vorgeführt worden war.

Als er am 1. Dezember den Sender verließ, veröffentlichte Wang ein Abschieds-Statement, in dem er die prekäre Lage der chinesischen Journalisten beschrieb. “Es wird immer schmerzhafter, ein Nachrichtenmann zu sein”, schrieb er. “Es gibt zu vieles, das wir nicht berichten dürfen. Und Nachrichten, die wir berichten können, glaubt uns keiner mehr, weil sie eine versteckte Agenda tragen.“

In einem Jahr mehr als 1.000 Nachrichten-Verbote

Eine normale journalistische Arbeit sei ihm bei CCTV in seiner Position nicht möglich gewesen, so der Redakteur: “Die Themen und die Standpunkte, die ich als gewissenhafter Journalist berichten wollte, wurden ständig abgewiesen oder beschnitten. In einem einzigen Jahr erhielt ich mehr als 1.000 Verbotsanweisungen.”

Wangs Statement, in dem er „Ein paar Worte der Wahrheit in einem historischen Moment“ ausgesprochen hatte, wurde kurz nach Erscheinen samt aller Verlinkungen und Rückantworten gelöscht.

Auch eine deutsche Journalistin, die bei CCTV ein Austauschpraktikum machte, berichtete in einemn Interview von Medien-Monitor.com von einer „unsichtbaren roten Linie“, die bei CCTV willkürlich festlege, welche Themen berichtet würden und welche nicht. Oft würden sich die zulässigen und unzulässigen Themen von Tag zu Tag ändern. Die Redakteure versuchten im Vorfeld zu erfühlen, was politisch erwünscht sei, um zu vermeiden, dass zu viele ihrer Beiträge eingestampft und nicht gesendet werden.

Achtung Satire! Das schrieb ein chinesischer Blogger zum „Bizarren Stil des chinesischen Staatsfernsehens“



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