Deutschland bleibt 2019 Hauptziel: 139 000 illegale Einreisen in die EU, aber 708 000 Asylanträge

Weniger illegale Einreisen – mehr Folgeanträge und Asylgesuche für Neugeborene: Die Zahl der Asylanträge, die in Deutschland gestellt werden, bleibt über dem Niveau der Zeit vor der Flüchtlingskrise. EU-weit bleibt Deutschland das begehrteste Zielland Asylsuchender.
Titelbild
Asylanträge für Neugeborene spielen in Deutschland zunehmend eine tragende Rolle.Foto: John Moore/Getty Images
Von 29. Januar 2020

Den Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zufolge sind im Jahr 2019 in Deutschland insgesamt 166 000 Asylanträge gestellt worden. Von diesen waren 143 000 Erstanträge. Die übrigen fallen unter die Rubrik der sogenannten Folgeanträge. Sie werden teils von zuvor abgelehnten Asylbewerbern gestellt, die mit einer geänderten Begründung einen neuen Antrag stellen, oder von Asylbewerbern, die freiwillig oder unfreiwillig das Land verlassen hatten und später erneut eingereist sind.

Zudem berichtet die „Welt“ über die bisher erhobenen Zahlen der europäischen Grenzschutzagentur Frontex, die bereits Eingang in ein Dossier fanden, das die EU-Kommission zusammengestellt hatte und das dem Blatt vorliegt.

Ein Fünftel aller Anträge für Neugeborene gestellt

Dieses geht von 152 000 Asylanträgen in Deutschland im Vorjahr aus, wobei allerdings die erst in einigen Wochen vorliegenden Nacherfassungen nicht enthalten sind. Bei diesen handelt es sich um Anträge für Kinder, die zum Ende eines Monats geboren und für die später ein – jedoch auf das Geburtsdatum rückdatierter – Antrag gestellt wird. Den Zahlen des BAMF zufolge entfiel bereits etwa ein Fünftel der Erstanträge im Land auf hier geborene Kinder unter einem Jahr, in Zahlen ausgedrückt: 31 000 Asylgesuche.

Deutschland ist damit weiterhin das Hauptziel für Asylbewerber in der EU, wie dies bereits seit 2012, also noch vor der Eskalation der Flüchtlingskrise im Jahre 2015, der Fall gewesen war. Obwohl infolge des Abkommens zwischen der EU und der Türkei die Zahlen rückläufig sind, blieb die Zahl der Asylanträge über dem Niveau von vor 2014. Nur in der ersten Hälfte der 1990er Jahre hatte es bislang Anträge in einer ähnlichen Größenordnung gegeben.

In Staaten wie Österreich, Dänemark und sogar Schweden haben Verschärfungen in der Einwanderungspolitik demgegenüber dazu geführt, dass die Zahl der Asylanträge sogar auf das Niveau der 2000er Jahre zurückging. So wurden in allen drei genannten Ländern 2019 insgesamt weniger Anträge gestellt als in Deutschland allein für Neugeborene. 

Weniger Einreisen und doch mehr Anträge

Die Zahl der Asylanträge in der EU insgesamt ist 2019 angestiegen, obwohl jene der von Frontex erfassten illegalen Grenzübertritte auf 139 000 gesunken ist. Mit 708 000 Asylanträgen liegt sie um 12 Prozent höher als im Jahr zuvor. Mit 77 000 entfallen die meisten dabei auf Griechenland. Allerdings warten nicht alle Asylbewerber, die dort ihren Erstantrag stellen, die Erledigung ihres Verfahrens ab. Die meisten suchen nach Gelegenheit, weiter nach Norden zu gelangen.

Die deutliche Diskrepanz zwischen der Zahl illegaler Einreisen und der Zahl der Asylanträge führt die „Welt“ auf mehrere Faktoren zurück. So handele es sich bei etwa einem Zehntel der Anträge um Folgeanträge. Zudem würden viele spätere Asylsuchende ursprünglich mit einem Touristen- oder Arbeitsvisum ins Land kommen. Einige Asylbewerber stellen weiterhin in mehreren EU-Staaten Asylanträge. Dazu kommen Einreisen, die von Frontex unentdeckt bleiben und nicht zuletzt die Anträge für Neugeborene, wie sie in Deutschland zunehmend eine tragende Rolle spielen.

In der Tendenz der vergangenen Monate zeichnet sich jedoch ein größerer Andrang in Frankreich ab, wo die EU-Kommission von 126 000 Asylanträgen im gesamten Zeitraum des Vorjahres ausgeht. Setzt sich der Trend der Herbstmonate fort, könnten Ende 2020 mehr Anträge im westlichen Nachbarland gestellt worden sein als in Deutschland. Es wäre zum ersten Mal seit 2011, dass Deutschland nicht mehr zum Hauptziel der Asylsuchenden würde.



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion