Deutschlandtrend: Mehrheit ist gegen einen Ausstieg aus der Atomenergie

Zwei Drittel äußern in einer Umfrage Sorge vor weiter steigenden Energiepreisen. Führende Forscher fordern Kanzler Scholz auf, die Atomkraftwerke nicht abzuschalten.
Das Kernkraftwerk Emsland in Niedersachsen.
Forscher und Bürger fordern einen Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke, darunter die Anlage Emsland in Niedersachsen.Foto: Sina Schuldt/dpa
Von 14. April 2023

Eine Mehrheit der Deutschen steht dem am Samstag, 15. April 2023, geplanten Atomausstieg laut Umfragen kritisch gegenüber. Somit hält deutlich mehr als die Hälfte (59 Prozent) die Entscheidung der Politik für falsch. Lediglich rund ein Drittel (34 Prozent) für richtig. Das ergab die Befragung Deutschlandtrend für das ARD- „Morgenmagazin“, berichtet die „Deutsche Presseagentur“ (dpa).

Überwiegende Zustimmung für das Ende der Atomkraft gibt es der Infratest-Dimap-Erhebung zufolge ausschließlich in der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen (50 zu 39 Prozent). Bei den mittleren und älteren Jahrgängen überwiegt dagegen die Ablehnung.

Nur grüne Parteigänger begrüßen Aus

Bei den Anhängern der Parteien wird der Schritt unterschiedlich bewertet: Während Parteigänger der Grünen (82 Prozent) und der SPD (56 Prozent) das Aus für die Atomenergie begrüßen, wenden sich Anhänger von Unionsparteien (83 Prozent) und AfD (81 Prozent) nahezu geschlossen dagegen. Auch FDP-Anhänger (65 Prozent) votieren mehrheitlich gegen einen Ausstieg.

Ein Großteil der deutschen Bevölkerung befürchtet zudem weiter steigende Energiepreise. Insgesamt zwei Drittel der Befragten machen sich sehr große (26 Prozent) oder große Sorgen (40 Prozent) um einen Preisanstieg.

Knapp ein Drittel sorgt sich wenig (25 Prozent) oder gar nicht (7 Prozent). Entsprechende Bedenken finden sich in allen Bevölkerungsgruppen. Nur die Anhänger der Grünen sehen in der Energiewende mehrheitlich keinen Anlass, sich vor steigenden Energiepreisen zu sorgen.

Das Meinungsforschungsinstitut befragte 1.207 Wahlberechtigte (707 Telefoninterviews, 497 Online-Interviews).

Am Samstag sollen die drei verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland endgültig vom Netz gehen. Es sind Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg.

Eigentlich sollte dies schon Ende vergangenen Jahres passieren. Doch wegen der Energiekrise entschied die Ampel-Koalition nach einem Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im vergangenen Jahr, die drei Meiler über den Winter weiterlaufen zu lassen.

Und was sagen Sie zur Abschaltung der Kernkraftwerke? Nehmen Sie an unserer großen Epoch Times Umfrage Teil:


Forscher: Die drei emissionsarmen Meiler versorgen ein Viertel der Haushalte

In einem offenen Brief mit Datum vom 14. April 2023 fordern 20 Wissenschaftler und weitere Unterstützer Klimaforscher Bundeskanzler Olaf Scholz zu einem Weiterbetrieb der Atomkraftwerke auf. Ihr zentrales Argument: Die Kernkraftwerke Emsland, Isar II und Neckarwestheim II lieferten im Jahr 2022 insgesamt 32,7 Milliarden Kilowattstunden an emissionsarmem Strom. „Somit können diese drei Kraftwerke mehr als 10 Millionen oder ein Viertel der deutschen Haushalte mit Strom versorgen“, schreiben sie. Durch die daher geringere Menge an benötigtem Strom aus Kohlekraftwerken könnten bis zu 30 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden.

Kernenergie kann zum Erreichen der Klimaziele beitragen

„Aus diesen Gründen fordern wir Sie im Interesse der Bürger in Deutschland, Europa und der Welt dazu auf, die deutschen Pläne zum Atomausstieg zu überdenken und die noch zur Verfügung stehenden Kernkraftwerke weiterzunutzen“, heißt es in dem offenen Brief: „Die Kernenergie in Deutschland kann klar ersichtlich zur Linderung der Energiekrise und dem Erreichen der deutschen Klimaziele beitragen.“

Dabei nehmen die Unterzeichner Bundeskanzler Scholz in die Pflicht: „Ihre Führungsposition als Regierungschef der Bundesrepublik Deutschland steht in dieser Frage in besonderer Verantwortung.“

Zu den Unterzeichnern gehört der Physik-Nobelpreisträger Klaus von Klitzing vom Max-Planck-Institut für Festkörperforschung. Ein weiterer prominenter Forscher ist der Stephen Chu. Der Nobelpreisträger für Physik war im Kabinett des früheren US-Präsidenten Barack Obama Energieminister.

Zahlreiche führende Klimaforscher haben sich dem Appell ebenfalls angeschlossen. Darunter befinden sich etwa James Hansen vom Goddard Institute for Space Studies und Kerry Emanuel vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). Auch mehrere Ökonomen sind dabei, so etwa Prof. Alexander Ludwig von der Wissenschaftlichen Fakultät der Goethe Universität in Frankfurt am Main.



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