Die Causa Suhrkamp: Das Autorenopfer auf dem Altar der Einheitsmeinung

"Es gehört zu den Grundprinzipien autoritärer Systeme, missliebige Personen mundtot zu machen" schreibt der freie Autor und Publizist Ramin Peymani. Dabei analysiert er den Fall Uwe Tellkamp und Suhrkamp-Verlag.
Von 12. März 2018

Es gehört zu den Grundprinzipien autoritärer Systeme, missliebige Personen mundtot zu machen. Dies geschieht auf mehreren Wegen und wiederholt sich seit Menschengedenken auf immer dieselbe Weise. Doch während hierzulande im vergangenen Jahrhundert sowohl das nationalsozialistische, als auch das kommunistische Unrechtsregime für alle als Diktatur erkennbar waren, spielt sich die Verfolgung heute zumeist subtiler ab und erscheint dem Unbedarften nicht mehr sofort als staatlich organisiert. Sie ist es gleichwohl, wie die regelmäßige Ächtung nichtkonformer Wortmeldungen durch Regierungsmitglieder zeigt.

Mussten Vorläuferregime dabei noch einen gewaltigen Aufwand betreiben, um ihre Ideologien auch in die hintersten Winkel der Gesellschaft zu tragen, haben es die heutigen Freiheitsfeinde ungleich leichter. Über die Online-Redaktionen der Zeitungsverlage, eigene staatliche Internetauftritte und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk wird innerhalb kürzester Zeit sichergestellt, dass unisono verkündete Botschaften jeden Bürger erreichen.

Ein perfides Zusammenwirken von Medien und Politik stellt dabei sicher, dass die Indoktrinierungsmaschine rund um die Uhr läuft, um staatlich gewünschte Ansichten zu verankern und kritische Geister einzuschüchtern. Die politisch Verantwortlichen machen sich allerdings kaum noch selbst die Finger schmutzig. Die hässliche Drecksarbeit überlassen sie grünen und linken Organisationen, die sie jährlich mit dreistelligen Millionenbeträgen aus Steuergeldern finanzieren.

Die Freiheitsfeinde sitzen in Redaktionen und Verlagen ebenso wie in grün-feudalen Vorortvillen und linksalternativen Szenebarracken

Die autoritären Systeme von heute kommen im trügerischen Gewand des demokratischen Rechtsstaats daher, in dem Abweichlern zwar weder Zuchthaus noch Folter drohen, der es jedoch staatlich gewollt zulässt, dass intolerante Freiheitsfeinde die Demokratie missbrauchen, um Andersdenkende zu ächten, zu diffamieren und auszugrenzen.

Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz ist das offensichtlichste Konstrukt der modernen Autoritären, die sich auf eine Heerschar von Helfershelfern stützen können. Diese sitzen in Medienredaktionen und Buchverlagen ebenso wie in grün-feudalen Vorortvillen und linksalternativen Szenebarracken. Bei manchem dürfte die Verbitterung über die eigene Perspektivlosigkeit hinter der Komplizenschaft mit dem staatlich geförderten Denunziantentum stecken, in aller Regel aber vor allem ein Höchstmaß an ideologischer Verblendung und Intoleranz.

Und während die verkrachten Existenzen des linken Spektrums einfach nur den Frust über ihr Scheitern abreagieren, sind es die beruflich tätigen Denunzianten, die so gefährlich für die Gesellschaft sind, weil sie Autorität und Reichweite genießen.

Jetzt hat der Suhrkamp-Verlag diese “Machtposition” missbraucht und einen seiner renommiertesten Autoren auf dem Altar der Einheitsmeinung geopfert. Getroffen hat es Uwe Tellkamp, hochdekoriert und noch vor wenigen Jahren von Politik und Medien begeistert gefeiert.

Der 49-Jährige Dresdner hatte sich unlängst im Rahmen einer Podiumsdiskussion kritisch zur Migrationspolitik der Bundesregierung und zur polit-medialen Hexenjagd auf Andersdenkende geäußert.

Uwe Tellkamp wusste, was ihn erwarten würde – wie die Regimekritiker in der DDR oder die Bürgerrechtler im Nationalsozialismus

Suhrkamp reagierte umgehend. Per Twitter-Meldung distanzierte man sich von seinem Bestsellerautor. Dabei hatte dieser weder irgendjemanden beleidigt, noch etwas auch nur annähernd Extremistisches von sich gegeben. Vielmehr hatte er in der zweistündigen Diskussion vor mehr als 700 Zuschauern im Dresdner Kulturpalast auf die Aushebelung der Gewaltenteilung, die Doppelzüngigkeit der Medien, die Motive der Zuwanderer und deren Verklärung als “Flüchtlinge” sowie auf den Islam als “importierte Politik” hingewiesen, deren gesellschaftsverändernde Mechanismen ihm Sorge bereiteten.

Das genügte dem Verlag, um sich von einem Buchpreisgewinner abzuwenden. Tellkamp, der “Meinungsfreiheit ohne Furcht” einforderte, schien sich schon während der Podiumsdiskussion im Klaren darüber zu sein, was ihn anschließend erwarten würde, so wie die Regimekritiker in der DDR oder die Bürgerrechtler im Nationalsozialismus wussten, welch fatale Konsequenzen ihre Äußerungen für sie haben würden.

Heute wird niemand mehr von Geheimpolizisten abgeholt und verschleppt. Doch die Zerstörung beruflicher Existenzen und die öffentliche Ächtung wiegen nicht minder schwer. Vor allem erfüllen sie denselben Zweck.

Suhrkamp hat ein weiteres unrühmliches Kapitel in der Hexenjagd gegen Meinungsabweichler aufgeschlagen. Beschämend ist dabei, dass sich die mediale Kommentierung vielfach darauf beschränkt in dem Angriff auf die Meinungsfreiheit die Gefahr der Stärkung Rechter zu sehen. Es scheint, als haben die Gesinnungstäter in den Redaktionen trotz aller gegenteiligen Beteuerung nichts dazugelernt.

Siehe auch:

Kontroverse um Uwe Tellkamp geht weiter

Der Beitrag erschien zuerst auf dem Blog Liberale Warte

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