Die Hoffnung lebt

Falun Gong fordert bedingungsloses Ende der Verfolgung - Mehr als 1 Million Unterschriften für Olympisches Komitee
Titelbild
Unterschrift für ein Ende der Verfolgung von Falun Gong in China. Am Brandenburger Tor in Berlin. (Jason Wang/ETD)
Von und 20. Juli 2008

„Vor zwei Jahren habe ich hier schon unterschrieben, dass die Verfolgung von Falun Gong in China beendet werden soll, aber es verändert sich ja nichts.“ Zweifelnd und etwas verzagt blickt die Passantin vor dem Brandenburger Tor in Berlin auf die Darstellungen von Folter und Organraub, den die örtliche Falun Gong Gruppe aufgebaut hat. Unterschriften werden gesammelt, wie schon häufig in Berlin und anderen Städten. Eine Chinesin mischt sich ein: „Doch, es verändert sich was, das ist nur im Ausland nicht gleich zu sehen. Kommen Sie bitte mit.“

Freilassung nach zwei Jahren Arbeitslager

Sie vermittelt und übersetzt ein Gespräch mit einem jungen Chinesen aus Leipzig. Er ist extra nach Berlin gekommen, um sich an diesem Wochenende gegen die Verfolgung von Falun Gong in China einzusetzen. Gleichzeitig möchte er berichten vom Schicksal seiner Frau Xiaoyan, einer Falun Gong-Praktizierenden, die gerade vor vier Wochen nach zwei Jahren und 15 Tagen Haft aus Chinas berüchtigtem Arbeitslager, dem „Masanjia“, entlassen wurde.

Der Informatiker und CAD-Zeichner Zhentong Zhang ist froh, dass seine Frau nicht mehr unter der Folter leiden muss. „Es war solch ein Glück für mich, die Stimme meiner Frau wieder zu hören und dass ich am Telefon auch spüren konnte, wie glücklich unsere Tochter nun ist, wieder mit der Mama zusammen sein zu können.“

Während der Haftzeit war Xiaoyan für Zhentong in Deutschland nicht zu erreichen, weder telefonisch noch brieflich. Er konnte auch nicht nach China reisen, weil das zu riskant ist, denn er praktiziert auch Falun Gong. Die achtjährige Tochter konnte nur allein bei den Großeltern bleiben.

Zhang Zhentong, hinten rechts, berichtet vom Schicksal seiner Frau im Arbeitslager. (Jason Wang/ETD)
Zhang Zhentong, hinten rechts, berichtet vom Schicksal seiner Frau im Arbeitslager. (Jason Wang/ETD)

„Wir wissen, dass wir dich nicht umerziehen können“

„Meine Frau wurde oft geschlagen, weil sie sehr standhaft war und sich nicht umerziehen ließ. Die Arbeitslager-Polizisten sagten zu ihr: ‚Wir wissen, dass wir dich nicht umerziehen können.’ Einmal wurde sie mehrere Tage lang an einem zweistöckigen Bett gefesselt, eine Hand oben und die andere unten. Sie konnte sich gar nicht bewegen. Sie trat in den Hungerstreik, um gegen die Folter zu protestieren. Danach wurde für sie Zwangsernährung angeordnet. In die Flüssigkeit wurden Medikamente, die das Nervensystem zerstören können, hineingemischt“, schildert Zhentong die Folter, die seine Frau im Arbeitslager „Masanjia“ durchhalten musste. Alle standhaften Falun Gong-Praktizierenden in diesem Lager müssen unter ähnlicher Folter leiden, so hat es seine Frau ihm erzählt.

„Das ‚Masanjia‘-Arbeitslager ist seit dem Beginn der Verfolgung von Falun Gong bekannt für erfolgreiche Umerziehung von Falun Gong-Praktizierenden. Mit jedem inhaftierten Praktizierenden wird eine Zeit lang intensive Gehirnwäsche durchgeführt. 24 Stunden ununterbrochen müssen die Praktizierenden Verleumdungsfilme anschauen, Propagandabücher lesen und mit Umerziehern Gespräche führen. Sobald man einschläft, wird man wach gemacht. Manchmal sind die ‚Umerzieher’ selber umerzogene Falun Gong-Praktizierende. Manche leisten so gute Arbeit, dass sie in verschiedenen Arbeitslagern herumwandern“, erklärt Zhentong die Umerziehung, die zentrale Aufgabe eines Arbeitslagers bei der Verfolgung von Falun Gong.

Zwangsarbeit und Hilfe von außen

Täglich musste Zhentongs Frau mindestens 13 Stunden lang Zwangsarbeit leisten. Um 6:00 Uhr musste sie aufstehen, von 7:00 bis mindestens 20:00 Uhr musste sie arbeiten. Berufskleidung und Bettwäsche für die chinesische Armee wurden genäht. Doch wagten die Lager-Wärter nicht, die inhaftierten Falun Gong Praktizierenden zu zwingen, zu viele Überstunde zu leisten, erklärte Xiaoyan ihrem Mann. Das sei die großartige Wirkung von massenhaften Anrufen aus Übersee direkt an die Täter des Arbeitslagers. Sie haben Angst, später vor Gericht gestellt zu werden. Angst haben viele auch, schlechte Vergeltung für ihre eigenen bösen Taten zu bekommen, weil nicht wenige ihrer Kollegen Unfälle oder plötzlich schwere Krankheiten erlitten haben. Das hatte Xiaoyan sogar von den Arbeitslager-Wärtern selbst erfahren.

Xiaoyan vor ihrer Verhaftung mit ihrer achtjährigen Tochter. (Privat)
Xiaoyan vor ihrer Verhaftung mit ihrer achtjährigen Tochter. (Privat)

Positive Wirkung der internationalen Unterstützung

Dank der Anrufe von Übersee, dank der Veröffentlichung im Internet von Namenslisten der Täter in den Arbeitslagern und Gefängnissen, die Falun Gong Praktizierende misshandeln, sowie von deren konkreten Straftaten, ließ die enorme Arbeitsanforderung nach.

Dank der Aufmerksamkeit und dem Druck der internationalen Gesellschaft war mindestens im Masanjia-Arbeitslager die erfreuliche Änderung zu sehen, dass immer mehr Falun Gong-Praktizierende freigelassen und immer weniger neu Inhaftierte hinzugekommen sind. Das Arbeitslager versucht sogar, inhaftierte Praktizierende von anderen Arbeitslagern zu kaufen, damit sie ein ausreichendes Budget vom Staat bekommen.

Verstärkte Verhaftung im Vorfeld der Olympischen Spiele

Jedoch wurden in den letzten Monaten eindeutig wieder mehr Inhaftierte in die Arbeitslager eingeliefert. „Meine Frau hat die traurige Tendenz der verstärkten Verhaftung der Falun Gong-Praktizierenden im Vorfeld der Olympischen Spiele bestätigt“, sagt Zhentong.

Die Falun Gong Bewegung sagt von sich, dass sie friedlich sei, und tatsächlich gab es weltweit niemals Nachrichten über gewalttätigen Widerstand. Trotzdem wird sie von Chinas KP-Regime als gefährlich bezeichnet und vor den Olympischen Spielen mit neuer Schärfe verfolgt.

Das Falun Gong Informationszentrum meldet, dass seit Dezember 2007 in 29 Provinzen, größeren Städten und autonomen Regionen mindestens 8.037 Praktizierende verhaftet wurden. Bei 30 Personen wurde bekannt, dass sie ohne Gerichtsverfahren für bis zu zweieinhalb Jahren Haft in Lagern für „Umerziehung durch Arbeit“ interniert wurden.

„Die langen Haftzeiten zeigen, dass diese Verhaftungen nicht dazu dienen, den ‚harmonischen Ablauf der Olympischen Spiele‘ sicherzustellen, wie die Parteifunktionäre behaupten“, sagt Falun Dafa Informationszentrums-Sprecherin Waltraud Ng. „Falun Gong-Praktizierende stellen in keiner Weise eine Gefahr für die Spiele dar. Die Olympischen Spiele werden nur als Vorwand benutzt um sie für Jahre hinter Gitter zu bringen.“

Passanten bleiben stehen vor den gemalten Bildern der Folter an Falun Gong-Praktizierenden in Chinas Arbeitslagern. (Jason Wang/ETD) 
Passanten bleiben stehen vor den gemalten Bildern der Folter an Falun Gong-Praktizierenden in Chinas Arbeitslagern. (Jason Wang/ETD)

Der 20. Juli und die Hoffnung

Der 20. Juli ist seit 1999 ein besonders trauriger Tag für Falun Gong, wurde doch an diesem Tag das bis heute andauernde Verbot über Falun Gong in China verhängt.

Arbeitslagersituationen, Folter und Organraub an Lebenden werden vor dem Brandenburger Tor nachgestellt, um den Appell eindringlich zu unterstützen, alle Falun Gong-Praktizierenden in China bedingungslos noch vor den Olympischen Spielen zu entlassen.

Über ein Million Unterschriften wurden dafür in den letzten Wochen weltweit gesammelt und sollen dem Olympischen Komitee nach dem 20. Juli übergeben werden.

Auch unsere Passantin will noch einmal unterschreiben und reiht sich in die kleine Schlange ein, die sich vor dem Tisch mit der Unterschriftenliste gebildet hat. Sie lächelt: „Vielleicht hilft es ja doch.“



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