„Die Konjunktur rauscht in den Keller“ – Deutschland aber sorgt sich um CO2-Bilanzen
Nachdem die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 1990 in Rom zum dritten Mal Fußball-Weltmeister geworden war, war sich Trainerlegende Franz Beckenbauer, der gleich nach diesem Triumph sein Amt zurücklegte, sicher, dass Deutschland fortan über lange Zeit hinweg an der Weltspitze bleiben würde.
Tatsächlich reichte es zwar 1992 noch einmal für den Einzug ins WM-Finale und 1996 gar zum europäischen Titelgewinn. Die Weltmeisterschaften 1994 und 1998 und erst recht die EM-Turniere 2000 und 2004 gerieten jedoch zum Desaster – zu viel Überheblichkeit und eine gewisse Sattheit hatten das Team ins Mittelmaß zurückfallen lassen.
Ähnlich sieht es nun auch mit dem Weltmeisterteam von 2014 aus – vom Moment des Triumphs in Rio am 13. Juli jenes Jahres ging es steil bergab. Heute ist „Die Mannschaft“, wie man sich seit 2016 nur noch nennt, zwar stolz darauf, Länderspiele in „gendergerechten“ Sportstätten auszutragen – sportlich hingegen ist man auf dem absteigenden Ast. Der Abstieg aus der obersten Staffel der „Nations League“ der UEFA steht fest, in der Weltrangliste reicht es nur noch für Platz 13.
Wirtschaftsredakteur Dietmar Deffner sieht in der „Welt“ eine deutliche Parallele zwischen dem Niedergang des ehemaligen stolzen nationalen Aushängeschildes DFB-Team und der drastischen Verschlechterung der deutschen Wirtschaftsbilanz – vor allem aber der Wettbewerbsfähigkeit.
Verfestigte mentale Fehlkonditionierung
Während Fußball jedoch schnelllebig ist und ein Mannschaftsumbau oder ein mentaler Durchhänger binnen kurzer Zeit auch wieder überwunden sein können, sind die schwächelnde Konjunktur und die Tatsache, dass Deutschland in internationalen Wettbewerbsrankings durchgereicht wird, mit hoher Wahrscheinlichkeit Ausdruck einer verfestigten mentalen Fehlkonditionierung.
Die Schweizer Business School IMD hatte Deutschland in ihrem Wettbewerbsranking 2014 noch auf Platz sechs gesehen. Mittlerweile reicht es gerade noch für 17. Rang. Nicht nur Kanada, Taiwan oder die Niederlande sind in der Zwischenzeit nach Auffassung der Prüfer besser für den internationalen Wettbewerb gerüstet, sondern auch Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate.
Führende Industrienationen haben sich weiterentwickelt: Märkte wurden liberalisiert, die Infrastruktur verbessert, Steuern gesenkt, Innovationen gefördert – Deutschland hingegen sorgt sich um „CO2-Fußabdrücke“, denkt über weitere Belastungen und Regulierungen nach und hat im Namen ideologischer Ziele früheren Zugpferden wie der Energiewirtschaft oder der Autoindustrie den Krieg erklärt.
Kein Wunder, dass Deutschlands Industrie- und Handelsunternehmen ihre Wachstumsprognose für 2019 jüngst ein weiteres Mal gesenkt haben – nachdem auch Forschungsinstitute eingestehen mussten, ihre Prognosen vom Herbst des Vorjahres in Höhe von ohnehin nicht schwindelerregend hohen 1,9 Prozent nicht mehr in dieser Höhe halten zu können. Im April war aufseiten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute nur noch von 0,8 Prozent die Rede. Die Bundesregierung geht nach ursprünglich einem Prozent mittlerweile nur noch von 0,5 aus. Die Inflationsrate wird nach Berechnungen des Statistischen Bundesamts in diesem Jahr bei 1,2 Prozent liegen.
Pattex-Faktor bei Löw und Merkel
Deffner sieht gar personelle Parallelen zwischen Langzeitkanzlerin Angela Merkel und DFB-Langzeittrainer Jogi Löw, beide seit Mitte der 2000er Jahre ohne Unterbrechung am Ruder. In beiden Fällen gäbe es keine Konsequenzen für politische Fehlleistungen:
Der Teamchef darf sich selbst nach dem jämmerlichen WM-Aus 2018 selbst aussuchen, ob und wie lange er bleibt. Die Parallele zu Löws politischem Pendant ist nicht zu übersehen. Die Bundeskanzlerin hat überall tatenlos zugesehen: beim Aufstieg des aggressiven chinesischen Staatskapitalismus; beim Entstehen der amerikanischen Tech-Imperialisten; und zuletzt beim Wandel Deutschlands von der Konjunkturlokomotive zum Bremsklotz Europas. Doch die Kanzlerin macht weiter, einfach immer weiter.“
Unterdessen, so berichtet die „Welt“ weiter, rechnen auch die deutschen Unternehmen nicht mit einer Trendwende. Immerhin würde diese auch eine Mentalitätswende voraussetzen. Der Wahlerfolg der Grünen bei der EU-Wahl hat jedoch die führenden politischen Kräfte in ihrem Entschluss, die Politik der vorangegangenen Jahre weiterzuverfolgen, sogar noch weiter verstärkt. CO2-Steuer, Ausweitung des Zertifikatshandels – alles erscheint als möglich, nur nicht die Rückkehr zur Besonnenheit oder eine Entlastung der Unternehmen und Steuerzahler.
Deshalb sind führende Unternehmen und ganze Branchen mittlerweile dazu übergegangen, „Präventivprogramme“ ins Leben zu rufen, um sich rechtzeitig auf noch schlechtere Nachrichten einstellen und darauf reagieren zu können.
Stellen entstehen nur noch „in begründeten Ausnahmefällen“
Gustav Deiters von Crespel & Deiters aus Ibbenbüren, einem Hersteller von Wellpappe-Klebstoff, berichtet von Rückgängen sowohl bei der Nachfrage als auch bei der Produktion. Für ihn ist das vor dem Hintergrund jahrzehntelanger Erfahrung ein klares Signal: „Die Konjunktur rauscht in den Keller.“ Neben dem gebremsten Wachstum spiele dabei auch ein zunehmender Trend zum Protektionismus eine Rolle. Dies macht unter anderem Autozulieferer vorsichtig mit Blick auf Auslandsinvestitionen.
Maschinenbauer Trumpf will neue Stellen nur noch „in begründeten Ausnahmefällen“ schaffen, stellt sämtliche Bauprojekte auf den Prüfstand und ordnet an, dass Flugreisen nur noch frühzeitig gebucht werden dürfen. Der Autozuliefererzweig des Mischkonzerns Freudenberg will ebenfalls „deutlich vorsichtiger planen“. Branchenkonkurrent Bosch rechnet für dieses Jahr mit einem Rückgang der weltweiten Automobilproduktion von drei bis vier Prozent, insbesondere vor dem Hintergrund eines Nachfragerückgangs in China.
Unternehmen entwerfen nun Sparpläne, fahren Investitionen zurück, schichten ihre Produktion um. Auch ifo-Chef Clemens Fuest sieht die Aussichten als durchwachsen an: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im Mai von 99,2 auf 97,9 Punkte gesunken. Beratungsdienst Roland Berger rechnet mit einer zunehmenden Anzahl an Sanierungsfällen.
„Sparen“ wollen auch Daimler, VW, BMW und Audi – bis 2021 in Höhe von bis zu zwölf Milliarden Euro und mehr. Ursprünglich ins Auge gefasste Modelle wie der Audi TT oder der Sportwagen R8 werden CEO Bram Schot zufolge gar nicht gebaut. Stahlkonzern Thyssenkrupp will gar etwa 6000 Stellen abbauen.
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