Down-Syndrom: Evangelische Kirche für DNA-Tests – Katholiken warnen vor „Selektion“

Vor der Bundestagsdebatte über vorgeburtliche Bluttests auf Trisomie hat sich die evangelische Kirche dafür ausgesprochen, solche Untersuchungen unter bestimmten Bedingungen zur Kassenleistung zu machen. Widerspruch kam von der katholischen Kirche.
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Evangelische KircheFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times11. April 2019

Vor der Bundestagsdebatte über vorgeburtliche Bluttests auf Trisomie hat sich die evangelische Kirche dafür ausgesprochen, solche Untersuchungen unter bestimmten Bedingungen zur Kassenleistung zu machen. Auch die frühere Bundesgesundheitsministerin und jetzige Vorsitzende der Behindertenorganisation Lebenshilfe, Ulla Schmidt (SPD), warb am Donnerstag für eine Kostenübernahme bei Risikoschwangerschaften. Widerspruch kam dagegen von der katholischen Kirche.

Der Bundestag berät am Vormittag in einer zweistündigen Orientierungsdebatte darüber, ob Bluttests zur Erkennung des Down-Syndroms (Trisomie 21) künftig von den Krankenkassen bezahlt werden sollen. Befürworter wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) argumentieren, die Bluttests seien weniger riskant als die Fruchtwasser-Untersuchungen, deren Kosten die Kassen bereits übernehmen. Die Gegner einer Kassenerstattung warnen, es könne zu einer Ausweitung der Tests und letztlich einer Zunahme von Abtreibungen kommen.

Der Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Donnerstag, der Schutz von Ungeborenen gelinge „am besten, wenn man verhindert, dass vorgeburtliche Tests, die ja längst verfügbar sind, ungeregelt genutzt werden“. Denn dann bestehe die große Gefahr, dass menschliches Leben nach bestimmten Kriterien „aussortiert“ werde.

Die EKD verbinde ihre Zustimmung zu vorgeburtlichen Tests als Kassenleistung deshalb mit der Bedingung, dass Schwangere das Angebot einer psychosozialen Beratung bekämen, deren Ziel der Lebensschutz ist, sagte Bedford-Strohm. „Entscheidend ist für mich, dass wir am unbedingten Ziel festhalten, die Zahl der Abtreibungen zu minimieren.“

Lebenshilfe-Chefin Schmidt verwies in den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland auf das Risiko der bisher üblichen Fruchtwasseruntersuchung, die zu Fehlgeburten führen kann. „Stehen risikoärmere Untersuchungen zur Verfügung, müssen sie von der Krankenkasse bezahlt werden. Alles andere wäre unethisch.“

Schmidt forderte allerdings zugleich, die Kriterien für das Vorliegen eines erhöhten Risikos bei Schwangeren zu überarbeiten. „Es ist medizinisch nicht mehr zu rechtfertigen, dass weiterhin jede Schwangerschaft ab 35 als Risikofall gilt.“ Eine Reihenuntersuchung, bei der jeder Schwangeren generell ein Bluttest angeboten wird, lehnt Schmidt strikt ab. „Denn das sendet ein eindeutiges Signal aus: Kinder mit Down-Syndrom sind nicht erwünscht auf dieser Welt.“

Der Leiter des Büros Berlin der katholischen Bischofskonferenz, Prälat Karl Jüsten, rief hingegen dazu auf, Trisomie-Bluttests nicht zur Kassenleistung zu machen.

Wir appellieren an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, keine Beschlüsse zu fassen, die im Resultat dazu geeignet sind, die Zahl der Abtreibungen zu erhöhen“, sagte er zu „Stuttgarter Nachrichten“ und „Stuttgarter Zeitung“.

„Alle Tests zur Feststellung von Trisomie 21 zielen darauf ab, eine Behinderung festzustellen“, sagte Jüsten. Damit werde stets die Frage aufgeworfen, ob ein Kind mit Behinderung eine Lebenschance erhält oder nicht.

Die Kirche unterscheidet aber niemals zwischen lebenswert und nicht lebenswert. Deshalb lehnt sie alle Tests ab, die zum Ziel die Selektion haben.“

Die Abgeordneten werden am Donnerstag keinen Beschluss fassen. Die Entscheidung zu einer Übernahme durch die Kassen muss letztlich der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) des Gesundheitswesens treffen. (afp)



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